Leutkirch / cam - Ob Ukraine-Krise, Krieg im Irak, Ölembargo im Iran, Bürgerkrieg in Libyen oder Schotten-Referendum: Unter normalen Umständen würden diese Krisen in ölfördernden Ländern für steigende Preise an der Brennstoff-Front sorgen. Stattdessen sind die Heizölpreise nicht nur stabil, sie sind sogar auf einem Dreijahrestief.
Mehrere Faktoren sorgen dafür, dass die Endverbraucher günstig an Heizöl kommen. Die USA fördert durch umstrittene Methoden wie Fracking mehr Öl denn je. Es kommt einer Öl-Schwemme gleich, die sich international auswirkt. Die USA sind auf dem Weg, sich vom Importland zum Exportland in Sachen Öl zu entwickeln. Dazu kommt, dass Schwellenländer wie China und Indien weniger schnell wachsen. Damit sinkt der Energiehunger dieser Länder. Auch die Ukraine-Krise und die damit einhergehenden Sanktionen gegen Russland betreffen den Öl-Export Russlands nicht.
SZ-Mitarbeiterin Carolin Steppat hat sich mit Berthold Jehle, Geschäftsleiter der Leutkircher Energiehandel Süd über Heizöl unterhalten.
Wann ist der beste Zeitpunkt für den Heizölkauf?
Eine Aussage ist relativ schwierig. Es ist mittlerweile eine politische Frage, wie sich die Ölpreise entwickeln. Wenn Staaten eine politische Krise haben, wie jetzt zum Beispiel Russland und die Ukraine, so wirkt sich das schnell auf die Preise aus. Dann ist auch egal, ob man von dort Öl bezieht oder nicht. Wenn international eine Quelle gestoppt ist, laufen die Ströme anders. In der Folge fehlt dieses Öl dann an anderer Stelle und der Preis steigt. Was auch nicht mehr vorhersehbar ist, ist die Entwicklung der Devisen, speziell von Dollar und Euro. Je schwächer der Euro, desto höher der Ölpreis. Deshalb ist auch die Eurokrise ein Thema, wenn es um die Heizölpreise geht. Drei Cent Differenz zwischen Euro und Dollar machen im Endeffekt einen Cent aus beim Liter Heizöl.
Sollte man jetzt kaufen oder wird der Preis noch weiter sinken?
Die Ölpreise sind derzeit auf einem Dreijahrestief und die Lage ist bereits das ganze Jahr recht entspannt. 1,5 Cent hin oder her machen uns nicht reich und den Verbraucher nicht arm. Sicherer ist es allerdings, momentan zu kaufen. Das Risiko, dass es schnell wieder umschlägt, ist meines Erachtens höher als die Chance, dass der Preis nochmal fällt.
Lohnen sich Sammelbestellungen?
Das kommt ganz drauf an. Wenn ein Kunde 2000 bis 3000 Liter Heizöl kaufen will, das ist ein typischer Verbrauch für ein Einfamilienhaus, und vier bis fünf Nachbarn tun sich zusammen, dann macht die Ersparnis ungefähr 1 Cent pro Liter aus. Das Problem ist allerdings ein anderes: Tun sich mehrere Verbraucher zusammen zum Heizölkauf, dann ist man in dem Moment eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zum Zwecke des günstigen Einkaufs. Konkret heißt das: Wenn einer der Nachbarn nicht zahlen kann, dann darf der Lieferant beliebig wählen, von wem er innerhalb der Käufergemeinschaft das Geld holt. In dem Fall fällt das auf die anderen zurück.
Lohnt sich ein Vergleich über Heizölrechner im Internet?
Bei vielen Internetrechnern muss man aufpassen. Es wird mit günstigen Preisen gelockt, aber plötzlich kommt noch ein Schnelllieferungszuschlag dazu oder andere versteckte Zusatzkosten. Unsere Erfahrung ist, dass die meisten Kunden Internetrechner nur als Informationssystem nutzen, aber dann regional kaufen.
Welcher Preis gilt? Der zum Zeitpunkt der Bestellung oder der am Lieferdatum?
Es gilt immer der Preis vom Zeitpunkt der Bestellung, es sei denn, der Kunde wünscht etwas anderes. Als Verbraucher braucht man da ja auch eine Sicherheit. Für den Händler kann das allerdings zum Problem werden, sobald es einen Run aufs Heizöl gibt. Da werden mitunter innerhalb von zwei bis drei Tagen mehrere Millionen Liter Heizöl bestellt. Bei Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen brauchen wir als Händler auch eine Absicherung. Deshalb gibt es Zeitkontrakte mit den Ölfirmen, die uns einen bestimmten Preis für einen bestimmten Zeitraum zusichern.