Leutkirch / sz - Ein Riesenerfolg ist die indische Marsmission um die Raumsonde Mangalyaan Ende September gewesen. Seit 24. September kreist Mangalyaan um den Roten Planeten. Einen Teil dieses Erfolgs können sich auch die Mitarbeiter der Leutkircher Firma Myonic ans Revers heften: In der Marssonde verrichten mehrere Hochpräzisionskugellager aus dem Allgäu ihren Dienst.
Doch dem nicht genug: Seit Mitte 2012 erforscht der Marsroboter „Curiosity“ der NASA den Planeten – mit an Bord sind ein-Euro-Stück-große Kugellager der Myonic. Im Curiosity-Roboter befindet sich ein Kühlsystem für Infrarotgeräte. „Bei Infrarotbildern muss die Referenztemperatur sehr niedrig sein“, erläutert Entwicklungschef Martin Engler. Dies verbessere die Qualität der Wärmebilder. Im sogenannten Kryo-Cooler „ist ein Stirlingmotor verbaut“, ergänzt Anwendungsingenieur Alfred Sipple. Dieser werde als Kühlmaschine eingesetzt. In einem permanent erhitzten und permanent gekühlten Bereich des Zylinderraum, wird das Arbeitsgas Helium durch einen Kolben hin und her bewegt. Als Lagerung hierfür dienen die Myonic-Kugellager.
Erstellte Prototypen haben sofort funktioniert
„In der aktuellen Marsmission sind wir leider zum Schweigen verdammt“, schildert Engler. Ergänzt aber: Sowohl bei Curiosity als auch bei Mangalyaan hätten die für die Kunden erstellten Prototypen sofort funktioniert. „Von der Bemusterung weg erhielten wir gleich die Freigabe für die Anwendung“, erläutert der 56-Jährige mit einem Funken Stolz in der Stimme.
Dabei seien Projekte, die der Geheimhaltung unterliegen, oftmals eine kniffelige Herausforderung. „Wir kennen dann nicht die endgültige Anwendung und wissen nicht, wo der Einsatz ist“, sagt der 32-jährige Sipple. Dann seien lediglich Bedingungen vorgegeben, unter denen die Präzionslager funktionieren müssen. „Da haben wir dann nur Angaben über Temperatur, die zwischen minus 80 Grad Celsius und 200 Grad liegt, wie hoch der Umgebungsdruck ist, wie hoch die Drehzahl sein muss, welche Lasten auf die Lager einwirken, welche Reibmomente erfüllt sein müssen und wie hoch die Lebensdauer sein muss.“ Länger als ursprünglich erwartet, funktioniert der Marsroboter Curiosity. Alles Systeme seien in einem „Topzustand“. Auch die Allgäuer Kugellager.
Top müssen auch die Beziehungen zu den Kunden sein, so Engler. Lediglich eine Handvoll Wälzlager-Anbieter werde um Lieferung von Prototypen gebeten. Wenn diese dann schnell geliefert werden und entsprechend funktionieren, gibt es den Zuschlag.
Zwar verlaufe dieses Spezialgeschäft in der Regel nicht kostendeckend, aufgrund der niedrigen Stückzahlen. Als Werbung im Business-to-Business-Bereich könne ein solcher Auftrag nicht hoch genug eingeschätzt werden. Schließlich: „Wenn’s um spezielle Wälzlageranwendungen geht, an der Grenze des technisch Machbaren, geht man auf uns zu.“ Und wer in der Lage sei, solch knifflige Aufgaben zu lösen, der erhalte dann auch von seinen Kunden die Aufträge für entsprechende Massenproduktionen.
Die Mission ist eine Erfolgsgeschichte
Exemplarisch hierfür: „Wir wollen uns ja nicht blamieren, wenn die Inder da die vielen Tausend Kilometer fliegen, und der Kryo-Cooler funktioniert dann nicht.“ Weit davon entfernt: Die Mission war und ist eine Erfolgsgeschichte – teilweise „made in Leutkirch“.