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Stadt muss sich um Odin kümmern

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Leutkirch / sz - Sie ist klein, hat einen dicken Panzer und einen gelben Streifen auf dem Kopf: Odin, die Gelbwangenschmuckschildkröte, die kürzlich, angefahren in der Balterazhofener Straße aufgefunden worden ist. Seither verweilt sie in der Tierarztpraxis Belihart-Neufeld.

Ob das Tier ausgesetzt wurde, oder sich einfach aus dem Staub gemacht hat, ist ungewiss. Dennoch muss für Odin eine neue Unterkunft her. Da es sich um ein Fundtier handelt, ist die Stadt für die Schildkröte verantwortlich. In der Vergangenheit sei es immer wieder vorgekommen, dass Wasserschildkröten aufgefunden worden sind. „Vier bis fünf Fälle waren es schon in diesem Jahr – das ist für unsere Verhältnisse genug“, sagt Helmut Engelhart, Vorsitzender des Leutkircher Tierschutzvereins.

Tatsache ist, dass die Tiere oft in Zoohandlungen billig angeboten werden. Dabei kosten Wasserschildkröten bei einer artgerechten Haltung richtig Geld. So schätzt Tierärztin Alexandra Belihart-Neufeld alleine die Stromkosten für ein Terrarium auf 80 bis 100 Euro monatlich. Ganz abgesehen vom Aufwand für die Reinigung. Die geringsten Kosten bei der Haltung einer Wasserschildkröte verursachten das Futter. In jungen Jahren fressen die Tiere kleine Krebse oder Fische, wenn sie älter sind vermehrt Pflanzen wie Löwenzahn oder anderes Grünzeug. Wichtig für Wasserschildkröten sind die Ruhezeiten im Winter. Im Sommer leben sie in 25 bis 28 Grad warmem Wasser. In den Herbst- und Wintermonaten hingegen sollte die Temperatur auf 15bis 18 Grad nach und nach heruntergekühlt werden. Tierärztin Alexandra Belihart-Neufeld erklärt: „Die Leute sollten sich vor der Anschaffung einer Wasserschildkröte zunächst ausreichend über Fachliteratur informieren und diese auch gut studieren. Außerdem sollten die anfallenden Kosten sowie die lange Lebenserwartung der Tiere beachtet werden.“

Auffangstation für Reptilien in München

Sollte Odin nicht bald seinen Besitzer oder ein neues Zuhause finden, so bleibt der Stadt Leutkirch nichts anderes übrig, die Schildkröte an einem geeigneten Ort unterzubringen. Zum Beispiel in der Auffangstation für Reptilien in München. Neben den bisherigen Unterbringungskosten in der Tierarztpraxis Belihart-Neufeld kommen laut Fachtierarzt für Reptilien, Thomas Türbl von der Auffangstation für Reptilien in München, für die Aufnahme weitere Kosten auf die Stadt Leutkirch zu.

„Die Aufbewahrungsfrist beträgt ein halbes Jahr für ein Fundtier. Erst dann erlischt das Eigentumsrecht des Besitzers. Im Jahr 1993 wurde leider eine Richtlinie zum Vollzug des Fundrechts erlassen, nach der nach 28 Tagen ein Fundtier bereits als herrenlos gilt und somit die Gemeinden für die Tiere nicht mehr verantwortlich sind. Somit können diese Tiere in die Vermittlung gegeben werden“, sagt Türbl.

Leider seien die meisten Fundtiere aber nach dieser Zeit wegen Infektionskrankheiten, Verletzungen oder Parasiten nicht vermittlungsfähig. Oft handle es sich auch um Tiere, die nur schwer vermittelbar seien. Gründe, die dazu führten, dass die Tiere oft ein Jahr in der Auffangstation bleiben würden. Türbl rät: Leute, die Tiere finden, sollten diese nicht behalten, sondern sofort der zuständigen Behörde (Polizei, Gemeinde oder Feuerwehr) melden. Außerdem sollten verletzte Tiere zu einem fachkundigen Tierarzt gebracht werden, der dann auch die Behörden informieren sollte.


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