Leutkirch / sz - 1640 Typisierungen, 65000 Euro Spendengelder: Riesengroß ist die Resonanz gewesen, als die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und die Familie des leukämiekranken Laurin Kneipp im September zur Typisierungsaktion in die Leutkircher Festhalle geladen hatten. Mittlerweile sind alle Blutspenden untersucht, ein geeigneter Stammzellspender allerdings ist „bisher nicht“ darunter, wie Yvonne Renz von der DKMS auf SZ-Anfrage sagte. Erfreulich aber: Dem siebenjährigen Laurin, dessen Schicksal viele Menschen in und um Leutkirch bewegt, „geht’s im Moment ganz gut“, sagt dessen Mama Julia Kneipp.
Täglich nach Ulm zur Bestrahlung
Am vergangenen Montag hat für den kleinen Patienten eine zweiwöchige Bestrahlungsbehandlung begonnen – „ganz überraschend“, wie Julia Kneipp hinzufügt. Jeden Tag muss der Bub in dieser Zeit von Leutkirch nach Ulm in die Klinik auf dem Eselsberg gebracht werden – „für eine Minute bestrahlen“. Dennoch sind Laurin und seine Familie froh: Haare und Wimpern wachsen wieder, was nach einer so hoch dosierten Chemotherapie keineswegs selbstverständlich sei. Und: Nach wie vor ist Laurin, der an einer besonders aggressiven Form der Leukämie leidet, nicht auf eine Knochenmarksspende angewiesen.
Hoch zufrieden ist die Leutkircher Familie mit der Registrierungsaktion in der Festhalle, zumindest, was die Beteiligung der Spendewilligen und das Engagement der Helfer betrifft: „Das war eine Superstimmung, einfach sensationell!“, blickt Julia Kneipp auf den 21. September zurück und dankt all denen, die dazu beigetragen haben: „Diese große Anteilnahme hat uns beflügelt und neuen Auftrieb gegeben.“
Nicht ganz so positiv sieht sie die Zusammenarbeit mit der DKMS: „Sehr unerfreulich“ nennt sie organisatorische Mängel und die Tatsache, „dass den Leuten um 16 Uhr praktisch die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde“. Spendenwillige, die schon die Erst-Registrierung hinter sich hatten, seien in den Folgestationen zunächst abgewiesen worden, weil die Zeit um war. „Fünf Leute haben wir dann noch durchgesetzt“, sagt Julia Kneipp. „Die waren extra noch nach einem Fußballspiel gekommen.“ Mit der DKMS habe man seit Ende September keinen Kontakt mehr.
17 000 Euro sind noch nachzufinanzieren
Yvonne Renz von der DKMS in Tübingen bestätigt diese Funkstille. Was die Typisierungsaktion betrifft, so geht sie davon aus, dass sich bei der großen Anzahl der Spender eines Tages „sicherlich eine Übereinstimmung“ ergebe. Alle Blutspenden seien untersucht „und stehen dem Suchlauf zur Verfügung“, so die DKMS-Mitarbeiterin. Will heißen: Dank vernetzter Datenbanken können praktisch weltweit mögliche Empfänger und Stammzellspender zusammengebracht werden. Mit Blick auf die Kosten der Typisierung – 50 Euro pro Spende – seien noch 17000 Euro nachzufinanzieren, rechnet Yvonne Renz vor. Für Familie Kneipp ist die Nachfinanzierung an die DKMS kein Thema mehr. Sie will künftig direkt den Förderkreis für tumor- und leukämieerkrankte Kinder in Ulm unterstützen, kündigt Julia Kneipp an.
Ein Benefizkonzert unter dem Motto „Rock’n Help“ zugunsten der Kinderkrebsstation Ulm veranstalten die Rock’n-Roll-Band Six Rocketz und der FC Leutkirch am Samstag, 22. November, um 20Uhr in der Urlauer Dorfhalle. Der Eintritt von sechs Euro kommt komplett in den Spendentopf, mehrere Firmen aus Leutkirch und Umgebung sind als Sponsoren mit von der Partie.