Leutkirch / sz - 50 Zuhörer sind zum Vortrag „Wer immer nur gibt – gibt irgendwann auf“ der Theologin, Psychologin und Autorin Beate Weingardt gekommen. Die Pflegebegleiterinitiative Leutkirch hatte dazu eingeladen. Wie sehr diese Balance zwischen Geben und Nehmen nicht nur für pflegende Angehörige, sondern für alle anderen Thema ist, zeigte das Interesse am Vortrag.
Beate Weingardt dachte über Fragen der Balance nach, über die Bedeutung von ausgewogenem Rhythmus, regelmäßigem Auftanken und dem Nein sagen können, das vor allem Frauen schwer falle. Im anschaulichen Beispiel eines Baums, der festen Verwurzelung, seiner Standhaftigkeit, und gleichzeitigen Fähigkeit zum elastischen Schwingen, zeigte Weingardt auf, worauf es letztlich ankomme: Wer geben wolle, müsse zuerst einmal nehmen, brauche Wurzeln, die in die Tiefe reichten und aus einem festen Boden Kraft und Nahrung schöpften.
Wie sich beim Sturm Lothar gezeigt habe, seien es insbesondere die Flachwurzler gewesen, die keinen Widerstand leisten konnten. Viele Menschen würden sich in einem Leben als Flachwurzler einrichten, in dem nur zähle, was man leisten und sich leisten könne. Kämen dann die Stürme von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Enttäuschungen, könnten sie nicht standhalten. Nur wer in guten Zeiten für einen festen Grund sorge, zwischenmenschliche Kontakte und Freundschaften pflege, der bleibe auch in Notzeiten „wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit“.
Wie auf den Rhythmus von Tag und Nacht, Arbeitstag und Feiertag, sei der Mensch auf den Wechsel von Anspannung und Entspannung angewiesen. Dauernde Überforderung, wie auch permanente Unterforderung, führe zu Stressreaktionen. Freiräume müssten geschaffen werden, die sowohl der Beziehungspflege dienten, als auch der Besinnung auf die eigenen Bedürfnisse. Gerade dieser letzte Punkt sei für Frauen oft ein problematischer, sie seien beziehungsorientiert und schöpften ihren Selbstwert aus der Anerkennung von Eltern, Partner und Familie. Wer Nein sage, riskiere Kritik und Vorwürfe, die aber ausgehalten werden müssten.
Als Empfehlung gab Beate Weingardt mit auf den Weg: „Sorge für deinen Körper mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung. Sorge für Geist und Seele mit Dingen, die Freude machen und sei es in der Sonne zu sitzen und in einem Buch zu blättern. Suche das Gespräch mit Gott und mit Menschen, die Dich anerkennen, die aber auch den Mut haben, in Liebe Kritik zu üben. Ziehe Grenzen und sei aufmerksam und dankbar für die großen und kleinen Geschenke, die jeder Tag bereithält.“