Leutkirch / osc - Zwölf Arbeiten aus dem Werk „Nachtzeit“ präsentiert derzeit der Ausnanger Künstler Erwin Roth bei „66. Großen Schwäbischen Kunstausstellung“ in Augsburg.
Vor der Ortschaft Ausnang markieren leuchtende, raumgreifemde Großobjekte ein hügeliges Gelände, in dem ein Garten voller mannigfaltiger Skulpturen ein idyllisches Anwesen umgibt. Dort wohnt und arbeitet Erwin Roth, wo er auch zwei Ateliers nutzen kann, das eine als Restaurator, der Vergangenheit bewahrt und vor dem Verfall rettet. Das andere als freischaffender Künstler, als Materialkünstler, der einem weiten Spektrum der zeitgenössischen Kunst aufgeschlossen ist.
„Ich bin ein neugieriger Mensch, interessiere mich für neue Dinge; dies lässt mich aber auch an Grenzen stoßen. Wenn diese Hürde überwunden ist, kann Neues entstehen“, so Roth. Er ist Mitglied im BBK Schwaben Süd, ein Künstlerbund, der zusammen mit dem BBK Schwaben Nord ein Gebiet von Lindau über Augsburg bis Ulm abdeckt und auch den Altkreis Wangen einschließt.
Zur „66. Großen Schwäbischen Kunstausstellung“ in Augsburg, die einen Überblick über die Schwäbische Kunstproduktion der vergangenen zwei Jahre gibt, wurden von 300 Bewerbungen 60 von einer Jury ausgewählt. Erwin Roth kam als einziger des Altkreises Wangen in die Auswahl mit dem Werk „Nachtzeit“ des zwölf Arbeiten umfassenden Chinazykluses aus dem Jahr 2013/14.
Wie kam es zu diesem Zyklus? Der BBK Schwaben Süd und der BBK Braunschweig haben eine Künstlerreise nach China unternommen, um mittels Denkanstößen und Beobachtungen ganz persönliche bildnerische Interpretationen zu finden, die sie dann im Oktober 2014 in Braunschweig gezeigt haben. Dieser Chinaaufenthalt hinterließ bei Erwin Roth zwiespältige Eindrücke von einem Land, das noch im Spannungsfeld zwischen Dynamik und alter Hochkultur mit gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Fragen immer wieder im Blickpunkt steht.
Chinas Farben herrschen vor
Erst zu Hause beginnt er mit der Bearbeitung seiner Eindrücke und erstellt einen Zyklus mit zwölf Werken, in denen er sich auf die Grundfarben bezieht, die in China vorherrschen. In erster Linie die Farbe Rot, die sich auf die Nationalfarbe in den Fahnen und die Partei, bezieht. Dann die Farbe Gold, die an Macht, an Werte, an Goldvorkommen in China erinnert. Und noch die Farbe Blau, die den Nachthimmel darstellt, Öffnungen, in denen Hoffnungen spürbar und sichtbar werden.
In diesem Zusammenhang sind auch die Titel der einzelnen Werke zu verstehen: „Macht in Gold“, „Begegnung mit dem Himmel. In „C 03“ wird im Grundton Wärme spürbar in einer Welt, die quirlig und ständig in Bewegung erscheint, aber auch positive Seiten spürbar werden lässt. Im Werk „Nachtzeit“ fasziniert, wie auch in den anderen Werken die mondkraterähnliche Oberflächengestaltung. Dazu meint Roth: „Wenn ich an einem Werk arbeite, sind mir zwei Dinge wichtig: Einmal die Materialoberfläche und die Leuchtkraft der Pigmente“.
Materialität in den Bildern erreicht er durch den Einsatz von Filz, Teer und Sisal, so dass das Auge an der spannenden Oberfläche hängen bleibt. Und die ursprüngliche Leuchtkraft des Pigmentes bleibt erhalten, indem er die Farbpigmente Schicht für Schicht nuancenartig aufträgt, mit wenig Bindemittel, um dadurch die kristalline Oberfläche des Pigments zu erhalten. „Zufrieden bin ich, wenn die Wirkung des Pigments im reinen Trockenzustand erreicht ist“. Hier ist er ganz der Fachmann, denn hier fließt sein Wissen über den Materialumgang beim Restaurieren in das freie Erschaffen von Werken zeitgenössischer Kunst ein.
66. Große Schwäbische Kunstausstellung im Schaezlerpalais in Augsburg noch bis 18. Januar, jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Voraussichtlich im Herbst 2015 wird die Braunschweiger Ausstellung in der Kunsthalle in Kempten gezeigt.