Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Trossingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808

Weihnachten anno dazumal – Geschenke gab es nur wenige

$
0
0

Leutkirch / gs - Jedes Jahr machen sich die Menschen neue Gedanken, was sie ihren Liebsten zu Weihnachten schenken sollen oder was diese sich wohl am meisten wünschen. Gedanken, über die sich Lina und Dominikus Miller aus Toberazhofen vor vielen Jahren keine Sorgen machen mussten, da es schlichtweg nicht viel zu verschenken gab.

Nikolaus war wichtiger

„Bei uns auf dem Land war eh’ immer der Nikolaustag viel wichtiger als Weihnachten. Zum Nikolaustag selber erhielten wir dann kleine Geschenke – wir waren da nicht so verwöhnt wie die Jungen von heute“, erzählt Dominikus Miller und fügte hinzu: „Damals sind meine Eltern mit dem Pferdeschlitten oder Judenwagen nach Leutkirch auf den Niko-lausmarkt gefahren, um für uns Kinder ein paar Kleinigkeiten zum Klosen einzukaufen – wir durften natürlich an diesem Tag nicht mit.“ Für die Unterkunft der Pferde habe es damals in nahezu jeder Leutkircher Gaststätte eine Unterstellmöglichkeit gegeben. „50 Pfennig mussten meine Eltern für das Einstellen bezahlen, die dann der Hausknecht bekommen hat. Das Futter mussten wir allerdings selber mitbringen. Wasser gab es damals von der Stadt.“ Der Heilige Abend habe nach der Stallarbeit begonnen. „Wir hatten immer einen großen Christbaum in der Stube, den wir im eigenen Wald geholt hatten“, sagt Miller. Schön habe dieser nicht aussehen müssen. Sein Vater habe halt immer den Baum geschlagen, der aus dem Wald musste.

Kirchgang war Pflicht

Pflicht sei immer der Kirchgang nachts um zehn Uhr gewesen. Eine Selbstverständlichkeit sei es zu jener Zeit auch gewesen, die Magd und den Knecht am Heiligen Abend teilhaben zu lassen. „Die erhielten sogar immer ein Geschenk“, sagt Miller und fügte hinzu: „Für uns Kinder gab es dann halt immer noch ein paar Süßigkeiten.“

Seine Frau Lina, die aus der Nähe von Hellengerst stammt, kann sich ebenfalls noch gut an die Heiligen Nächte erinnern. „Unser Christbaum stand immer im sogenannten Herrgottswinkel in der Stube“, sagt sie. „Geschenke hat es nie viel gegeben, aber wir waren zufrieden. Ich kann mich noch gut an eine rote Baumwollstrumpfhose erinnern und an ein Buch, das ich mit meinen Geschwistern teilen musste.“

Eine Besonderheit sei das Rodeln nach der Bescherung in sternenklaren Nächten gewesen. „Um 24 Uhr mussten wir dann allerdings wieder zur Mitternachtsmesse in der Kirche sein.“ Im Anschluss und nach einer Rodelfahrt nach Hause hätten sie und ihre Cousine verbotenerweise noch ein Gläschen von Vaters Schnäpschen gekostet, bevor es ins Bett gegangen sei. Schließlich haben die Stallarbeit sowie der Kirchgang um neun Uhr am ersten Weihnachtsfeiertag schon wieder gewartet. „Da waren wir am nächsten Tag schon manchmal etwas grätig“, erzählt Miller. Im Gegensatz zu heute habe es zur damaligen Zeit nur einfache Speisen wie Würstchen und Kraut oder Kartoffelsalat gegeben.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808