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Bigband-Sound und exquisiter Unsinn

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Leutkirch / sz - Mit „Hallo Leutkircher, Respekt!“ begrüßte Ernst Mantel die zahlreichen Besucher der Mantel-Gala, die sich trotz heftigsten Schneetreibens nicht aufhalten ließen, zum ausklingenden Jahr noch eine ganz besondere musikalisch heitere Veranstaltung, in der Festhalle mitzuerleben. Da war zum einen Ernst Mantel, bekannt für Wortwitz, Wortspiel, Fein- und Doppelsinn, seit über drei Jahrzehnten unterwegs in Sachen Musikkabarett und 28 Jahre lang Mitglied der „Kleinen Tierschau“. Und zum andern die phantastisch homogen aufspielende Tobias-Becker-Bigband, in der sich einige der besten jungen Jazz Musiker aus ganz Deutschland treffen. Eine Profibigband mit enormer Spielfreude und Bandbreite, die mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet wurde.

So traf also in der „Mantel Gala“ preisgekrönter Bigband-Sound auf gepflegten Humor und daraus wurde „The Sound of Schwäbisch“, eine komödiantische Musikshow. Demgemäß ging es jazzend und swingend durch den heiteren Abend, an dem schwäbischer Alltag, Schwächen des menschlichen Miteinanders im täglichen Leben im Mittelpunkt standen. Sein Können als Sprachjongleur zeigt Ernst Mantel, wie er sein Spiel mit Anglizismen treibt oder wie die schwäbischen s-c-h-Laute so richtig penetrant werden können, wenn man einem Landsmann beim Telefonieren zuhört. Wo Hilfsbereitschaft mehr Schaden anrichtet „Besser net, lass no, des duats scho“. Dann ein nichtsagender schwäbischer Dialog voller Plattitüden, Einblicke in schwäbische Eigenheiten, deren schnell vorgetragene Pointen leider manchmal akustisch untergingen.

Beim einfühlsam vorgetragenen Duett mit Julia Ehninger schlüpfte er in die Rolle des hochversierten Musikers mit Anklängen an Frank und Nancy Sinatra. Und immer wieder wurde die Klasse der Bigband deutlich, die mit kammermusikartig solistisch agierenden Einzelstimmen, mal Schlagzeug und Bass im Wechsel mit Posaune und Trompete, dann wieder mit einem weichen Querflötensolo oder mit Vokalstimmen dreier Sängerinnen, wie in „Disco“ aufhorchen ließ. Auch eine Wandlung der Bigband hin zu Klängen von fetziger volkstümlicher Marschmusik riss die Zuhörer mit.

Den meisten Spaß erzielte Ernst Mantel wohl mit „Antony“, einer köstlichen Geschichte über generationenübergreifende Erziehung und über die schon bitterböse Verkindlichung der schwäbischen Sprache, wo Opa pausenlos auf den kleinen Antony einredet, mit ihm zum Arzt geht, weil jener „keinen Händlebatsch mehr gibt“ und schon an der Rezeption „Sag, wia duascht du mit Nochname heißa?“ und beim Arzt „Antony, du selber saga, was du haba duascht“ zum Quälgeist wird. Nach zwei Zugaben und riesigem Beifall wurden die Künstler von den Zuhörern verabschiedet, die ihre Freude an diesem Event mit herausragenden Künstlern zum Jahreswechsel hatten.


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