Leutkirch / sz - Was Jahrhunderte lang nur in den Alpen als Ruf- und Schallhorn eingesetzt wurde, ist heute als ausgefeiltes Musikinstrument mit vielen spielbaren Tönen bekannt. Ob Bergfest oder -messe, Weihnachtsmarkt, Standkonzert oder Ständchen, Hochzeit oder Begräbnis, es gibt kaum einen Anlass, wo nicht auch das Alphorn passend ist und gern gehört wird. Drei Freunde der Blasmusik aus der Region haben sich 2006 zusammengefunden, um mit dem Alphorn ein anspruchsvolles Repertoire zu bieten: das Allgäuer Alphorntrio.
Neben Siegfried Leitermann aus Friesenhofen als musikalischer Leiter des Trios spielen Karl Vohrer aus Leutkirch und Franz Wiedemann aus Urlau mit. „Weil wir drei aus verschiedenen Orten stammen, haben wir uns mit Allgäuer Alphorntrio einen Landschaftsnamen gegeben. Wir fühlen uns in der Adelegg zuhause und in diesem Gebiet halten wir meist unsere Proben ab, vorwiegend auf der Kreuzleshöhe mit 1000 Meter, denn das Alphorn spielt man im Freien“, erzählt Karl Vohrer. Er ist ein begeisterter Musikant, spielt seit 1979, als er die Jägerprüfung absolvierte, das Jagdhorn und ist seitdem Mitglied bei der Leutkircher Jagdhornbläsergruppe. Im Sommer 2002 wurde er zum Alphornblasen animiert und 2006 entstand daraus das Allgäuer Alphorntrio.
Siegfried Leitermann ist in musikalischen Kreisen kein Unbekannter: Schon zu Bundeswehrzeiten gründete er 1964 den Bataillionsmusikzug in Weingarten, der heute noch besteht. Von 1979 bis 1999 war er Dirigent der Trachtenkapelle Friesenhofen und hat seit 2009 die musikalische Leitung des Posauenchors Isny. Auch er begann 2002 mit dem Alphorn und war 2006 Gründungsmitglied des Allgäuer Alphorntrios. Er komponiert volkstümliches und kirchliches Liedgut für mehrstimmigen Alphornklang und hat 2011 ein Alphorn-Liederbuch mit 18 Titeln herausgebracht.
Früher wurde in den Alpen ein ausgehöhlter Baumstamm als Ruf- und Schallhorn eingesetzt. Der lange hölzerne Klangkörper gab einen sonoren kräftigen Ton, der weit zu hören war. Schon im 17. Jahrhundert gab es in der Schweiz und in Österreich Spielleute, die das einfache Horn als Instrument nutzten. Der technische Fortschritt machte aus dem Alphorn ein perfektes Instrument mit einer glatten Außen- und Innenschale, mit dem man fast alles spielen kann.
„Die Töne entstehen durch das Vibrieren der Lippen, die Schwingungen erzeugen die Melodie und der lange Klangkörper mit gut dreieinhalb Metern macht daraus den typischen Alphorn-Sound. Es gibt keine Ventile, die wie beim Blechblasinstrument die Dosierung der Luftmenge und des Luftdrucks unterstützen, die Töne werden nur über die Lippenstellung erzeugt“, erläutert Siegfried Leitermann.
Gesellschaftsfähig geworden
„Alphorn kann jeder lernen, doch es braucht schon ein gutes Jahr, bis man eine Melodie spielen kann. Von Vorteil ist es, wenn man bereits ein Blasinstrument spielt“, berichtet Franz Wiedemann. Er war lange Jahre Tenorhornspieler bei der Musikkapelle Urlau sowie bei der Jaghornbläsergruppe. Auch er war beim ersten Ständchen 2002 und bei der Gründung des Trios dabei.
Das Alphorn ist gesellschaftsfähig geworden und kann durch seine musikalische Vielseitigkeit fast überall eingesetzt werden. Je mehr Alphörner, desto schöner klingt es. „Besonders passend ist der Alphornklang draußen auf luftigen Höhen, aber auch der Advent oder die Leutkircher Waldweihnacht hat ein besonderes Ambiente für uns. Und manchmal spielen wir nur für uns Drei ganz alleine, irgendwo draußen in unserem schönen Allgäu“, sagt Siegfried Leitermann schmunzelnd.
Wer das Allgäuer Alphorntrio buchen möchte, kann sich mit Karl Vohrer, Telefon 07561/2385 in Verbindung setzen.