Leutkirch / sz - Lernbegleiter, Kulturagenten für kreative Schulen, "Abitur im eigenen Takt" und die Schulbusbeförderung: Um diese Themen geht es bei einem Vortrags- und Informationsabend am kommenden Mittwoch, 14. Januar, ab 19 Uhr. Das Leutkircher Hans-Multscher-Gymasium lädt dazu unter dem Motto "Chancen für das Gymnasium – Eltern- und Schulpolitik" alle Eltern in den Cubus beim Gymnasium ein.
Gerade der letzte Punkt beschäftigt Stephan Ertle, Vater von drei Schulkindern, zwei davon am HMG, und stellvertretender Vorsitzender des Landeselternbeirats (LEB), in besonderem Maße. "Warum zahlen Schüler in Baden-Württemberg für den Schulbus, in Bayern oder Hessen aber nicht?" fragt er. "Gleichheit ist damit nicht gegeben", sind sich Ertle und der Landeselternbeirat einig.
Mittel sind nicht zweckgebunden
Was die Elternvertreter besonders ärgert: Das Land überweist jährlich 17,5 Millionen Euro an den Kreis Ravensburg. Eigentlich gedacht für die Schülerbeförderung, aber eben nicht zweckgebunden, weshalb zumindest ein Teil des Geldes zweckentfremdet verwendet werde. Der LEB, sagt Ertle, habe zu diesem Thema ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das derzeit erstellt werde.
Im Übrigen fordert das Gremium, das zwei Millionen Eltern in Baden-Württemberg vertritt, die Obergrenze der finanziellen Belastung bei 370 Euro pro Familie und Schuljahr festzuschreiben – unabhängig von der Anzahl der zu befördernden Schüler der Familie. Im Kreis Ravensburg fielen demgegenüber aktuell 32 Euro monatlich für den Schulbus an – pro Schüler, rechnet Ertle vor. Bei der Veranstaltung am Mittwoch wird er über das Thema Schulbusbeförderung informieren und daneben auch die Lernmittelfreiheit ansprechen.
Um konzeptionelle und inhaltliche Fragen künftiger Schulpolitik geht es in drei weiteren Referaten. Schulleiter Eugen Hoh wird zum Thema Lernbegleiter in der Unterstufe Stellung nehmen – ein Modell, das vom Leutkircher Gemeinderat bereits gebilligt wurde und dessen praktische und finanzielle Umsetzung nun ansteht. Susanne Rehm von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg stellt das Programm "Kulturagenten für kreative Schulen" vor, das speziell in der Mittelstufe die Begeisterung für Kunst und Kultur wecken und fördern will. Und Friedemann Stöffler vom Evangelischen Firstwald-Gymnsium in Mössingen berichtet über erste Bausteine zum Modell "Abitur im eigenen Takt".
Im vergangenen Sommer hatte sich der Landeselternbeirat dieses Konzept einstimmig ausgesprochen. "Wir wollen eine Wahlmöglichkeit", beschreibt beschreibt Stephan Ertle den Kern des Modells. Die Wahl, das Abitur nach acht oder neun Jahren abzulegen, aber auch die Wahl, die Prüfung in den einzelnen Fächern auf unterschiedliche Zeiten zu legen. "Schüler könnten dann beispielsweise nach acht Jahren das Matheabitur machen, dann ein Jahr ins Ausland gehen und anschließend die übrigen Prüfungen ablegen."
"Schlüssiges und intelligentes Modell"
Der Landeselternbeirat hält nach eigenem Bekunden das "Abitur im eigenen Takt" für ein "schlüssiges und sehr intelligentes Modell zur Flexibilisierung der Zeit bis zum Abitur und der pädagogischen Weiterentwicklung des allgemeinbildenden Gymnasiums". Deshalb soll sich die Landesregierung bei der Kultusministerkonferenz um die Genehmigung für einen umfassenden Schulversuch in Baden-Württemberg einsetzen, empfiehlt der Elternbeirat.
Eines macht Ertle allerdings auch klar: "Wir wollen keine generelle Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium."