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„Leutkirch hat einen großen und wertvollen Schatz“

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Leutkirch / sl - Etwa 400 geladene Gäste hat die Stadt Leutkirch bei ihrem Neujahrsempfang am Freitagabend in der Festhalle begrüßt. Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Bürgerpreises an Hildegard Kappler sowie an das Ehepaar Hannelore und Bernard Cariot.

Hildegard Kappler wurde damit für ihr "großartigen Leistungen für unzählige soziale und kulturelle Belange in unserer Stadt", so Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, geehrt. Das deutsch-französische Ehepaar Cariot erhielt die zum dritten Mal vergebene Auszeichnung für ihre enormen Verdienste um die Partnerschaft zu den französischen Kommunen Bédarieux, Lamalou und Hérépian (siehe jeweils auch unten stehende Artikel).

"Jahr der Spatenstiche"

In seinem Rück- und Ausblick zog OB Henle ein positives Fazit für 2014 und blickte zuversichtlich auf 2015. 2014 bezeichnete der Oberbürgermeister als "Jahr der Spatenstiche und Firmenerweiterungen" Stolz ist er auch darauf, dass die engagiert um Nachhaltigkeit bemühte Stadt Leutkirch beim European Energy Award aus dem Stand heraus die Goldzertifizierung erhalten habe. "Aus Klimaschutzgründen sind wir nicht nach Monaco zur Preisverleihung gereist", merkte Henle schmunzelnd an. "Wir erhalten den Preis demnächst von Umweltminister Franz Untersteller in Böblingen."

Henle zählte noch viele weitere zumeist positive Ereignisse des vergangenen Jahres auf und bilanzierte schließlich: "Wenn wir betrachten, was unsere Bürgerschaft, unsere Vereine, unsere Betriebe und die Kommunalpolitik auf den Weg gebracht haben, wird deutlich, dass dieser Teil der Stadtgeschichte wieder ein sehr erfolgreiches Kapitel war."

Gegen Dubai, Hongkong und Buenos Aires durchgesetzt

Ein Geburtenüberschuss von 21Mädchen und Jungen sei ein gutes Omen, so Henle, der sich von all den anstehenden Terminen besonders auf die Jet-World-Masters Ende August freut. "Leutkirch hat sich bei der Vergabe dieser Veranstaltung, bei der bis zu 20000 Besucher erwartet werden, gegen Hongkong, Dubai und Buenos Aires durchgesetzt", verkündete Henle stolz. Und auch, dass der SWR mit seiner Tour de Ländle im Sommer in Leutkirch Station macht, freut den OB sehr. Insgesamt ist Henle nicht bange.

Denn die "Mitmachstadt Leutkirch" habe "einen großen und wertvollen Schatz: viele engagierte Menschen. Menschen, die zupacken, Menschen, die gestalten, und Menschen, die sich einsetzen. Menschen, die so sind wie Sie", sagte er zu den Geladenen, die zu einem Großteil aus ehrenamtlich engagierten Bürgern bestanden. Eingeladen worden waren: Unterstützer des Talks im Bock; die Gastro-Teams der Grundschule Oberer Graben und der Schule am Adenauerplatz; Ehrenamtliche vom Asylkreis, vom Demenzprojekt, vom Aktivenrat des Jugendhauses und der Computeria; Messner der Kapellen in Stadt und Land; Landfrauen aus der Region; Helfer der Typisierungsaktion für Laurin Kneipp; Vorstand und Ausschuss von VCD, Umweltkreis und VdK. Anwesend waren außerdem die Abgeordneten Maria Heubuch (Europa), Waldemar Westermayer (Bund) und Paul Locherer (Land) sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Stadt.

Der Kammerchor Cantabile trug mit drei Musikstücken zum Niveau des Abends bei. Zum gemütlichen Teil spielte die Allgäuer Schlanzl-Musi auf – zum Bedauern einiger Gäste allerdings etwas laut.

"Fühlen mit unseren Freunden"

Scharf verurteilte Henle die Anschläge islamistischer Terroristen in Frankreich. "Wir fühlen mit Frankreich, mit unseren Freunden." Der Oberbürgermeister sprach von verabscheuungswürdigen Taten barbarischer Terroristen. "Dies waren keine Vertreter einer Religion." Er sei daher froh, dass Muslime auf der ganzen Welt die Tat verurteilten. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Terroristen Hass und Angst säen." Dass zum Neujahrsempfang nicht nur Vertreter der christlichen Glaubensgemeinschaften in Leutkirch gekommen waren, sondern auch Vertreter der türkisch-islamischen Gemeinde wertete Henle daher umso positiver. Dies beweise eine enge Verbundenheit innerhalb der Stadt.

Zur Person: Hildegard Kappler

Die Leutkircherin Hildegard Kappler ist engagierte Pazifistin und war kommunal- wie kirchenpolitisch sehr aktiv. Sie war Gründungsmitglied des Arbeitskreises Dritte Welt, aus dem der heutige Weltladen entstand. Sie gründete 1975 den Arbeitskreis Friedenswoche Leutkirch. In dieser Zeit machten sie und ihre Mitstreiter, unter anderen Inge Aicher-Scholl, bundesweit mit einer "Rüstungssteuer-Umwidmung" von sich reden. Dieser amtlich anmutende Antrag sollte beim Finanzamt eingereicht werden, um gegen Rüstungsausgaben zu protestieren. Hildgard Kappler beriet zudem im Auftrag der katholischen Kirche Kriegsdienstverweigerer. Als "Rebellin", so Henle, war sie vor allem in konservativen Kreisen damals nicht jedermans Freund.

Zehn Jahre lang gehörte sie in Leutkirch dem katholischen Kirchengemeinderat an und war 25Jahre lang Mitglied im Gemeinderat der Stadt. Aktiv tätig war sie außerdem im Partnerschaftsverein und in der Volkshochschule. Als Buchhändlerin rief Hildegard Kappler die Buchwoche ins Leben. In den 33 Jahren dieser Veranstaltung holte sie viele, auch überregional bekannte Autoren zu Lesungen in die Festhalle.

Zur Person: Hannelore und Bernard Cariot

Hannelore Cariot aus Leutkirch und Bernard Cariot aus Paris wirkten Anfang der 80er-Jahre maßgeblich an der Leutkircher Städtepartnerschaft mit den Kommunen Bédarieux, Lamalou-les-Bains und Hérépian mit. Sie lernte sich 1960 in Nordfrankreich kennen, 1963 wurde geheiratet – wovon damals nicht alle Familienmitglieder begeistert waren. Bis 1969 lebten die Cariots in Frankreich, seitdem in Leutkirch. Hannelore Cariot ist seit Gründung des Partnerschaftsvereins 1981 dessen stellvertretende Vorsitzende, ihr Ehemann Mitglied im Beirat.

Bernard Cariot war in Frankreich Mitglied des Rats der Franzosen in Deutschland und des Rats für soziale Angelegenheiten der außerhalb Frankreichs wohnhaften französischen Staatsbürger und unterhielt in diesen Funktionen Kontakt zu den Mächtigen der Welt, zum Beispiel Nicolas Sarkozy und Barack Obama. Für ihre Verdienste um die deutsch-französische Partnerschaft erhielt das Ehepaar 1987 die Ehrenbürgerschaft von Hérépian. Von allen drei französischen Kommunen wurden sie mit der Vedienstmedaille ausgezeichnet. Bernard Cariot ist vom französischen Staat hochdekoriert, unter anderem als Ritter der Ehrenlegion. (sz)


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