Leutkirch / sz - Wer als Künstler zu den Memminger Kabarett-Tagen anreist, will gewinnen. Natürlich die Gunst des Publikums, aber auch den Preis "Memminger Maul", der in Fachkreisen inzwischen zu den begehrteren Trophäen gehört. Weil damit nicht nur - wie oft üblich - das schmackhafteste Appetithäppchen eines Programms ausgezeichnet wird, sondern die ganze Vorstellung.
Doch die Vergabe dürfte schwer werden, tritt doch unter dem bewährten Motto "Herzhaft zu beißen" bei der neunten Auflage des Festivals vom 5. bis 27. März eine Kabarettisten-Riege an, die unbestritten zur Spitzenklasse des Genres zählt .
Eine kleine Erleichterung für die Jury ist immerhin, dass von den 13 Künstlern drei aus der Wertung fallen, weil sie das "Memminger Maul" bereits im Regal stehen haben: Christoph Sieber, der als letzter Preisträger die Kabarett-Tage eröffnet, Tobias Mann (Gewinner 2009) und Volker Pispers, der 1998 das allererste "Maul" errang - damals übrigens noch kaum bekannt.
Um die Drei rankt sich ein sehenswertes Programm mit der ganzen Bandbreite politischen Kabaretts im ursprünglichen Sinn. Humorvoll, zeit- und sozialkritisch, satirisch, geistreich, sprachgewaltig und musikalisch. Mit dem bodenständigen Eckehard Grauer alias "Leibssle" aus Reutlingen und dem bitterbösen Österreicher Alfred Dorfer; mit Sabine Domogala, die uns neue Therapieformen erschließt, und der Sebastian Daller & Bänd, die den Leuten mit knochentrockenem Humor aufs Maul schauen; mit dem brillanten Texter und Entertainer Ecco Meinecke (früher bei der Lach- und Schießgesellschaft) und dem Schweizer Duo Ohne Rolf, das ganz ohne das gesprochene Wort auskommt; mit "Sachensagerin" Uta Köbernick und ihren aufrüttelnden Liedern, mit Sebastian Nitsch, der zur "kollektiven Unsterblichkeit" einlädt, mit dem bayerischen Ober-Grantler Christian Springer und schließlich Stefan Waghubinger, der sich fragt, ob dieses Leben eine außergewöhnliche Belastung oder außergewöhnlich schön ist.
Wer von ihnen das mit 2000 Euro dotierte "Memminger Maul 2015" gewinnt, entscheidet eine fünfköpfige Jury mit Wolfgang Haggenmiller (PiK-Gründungsmitglied), Brigitte Hefele-Beitlich (Kulturredakteurin Memminger Zeitung), Peter Javurek (Organisationsteam), Julia Mayer (städtisches Kulturamt) und Reinhold Wassermann (PiK-Mitglied). Gestaltet hat die passende Skulptur dazu die Memminger Künstlerin Corinna Theuring - als trotzige Type, die trotz Schnuller im Mund offensichtlich etwas zu sagen hat.