Leutkirch / sz - Das neu erschienene Werk "Der Bauernjörg – Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg" von Peter Blickle ist bei den Mitgliedern der Gesellschaft Oberschwaben und geladenen Gästen auf so großes Interesse gestoßen, dass die Buchvorstellung am Sonntag vom Schwörsaal in den Bocksaal verlegt werden musste.
Thomas Zotz, Vorsitzender der Gesellschaft Oberschwaben, konnte eine große Zahl an Ehrengästen und Förderern begrüßen, darunter neben dem Autor Peter Blickle der ehemalige Landrat Guntram Blaser und Siegried Weishaupt, zwei Begründer der Gesellschaft Oberschwaben, Landrat Kurt Widmaier, Jörg Leist von der Kreissparkasse Ravensburg, Heinz Pumpmeier sowie Erich Erbgraf zu Waldburg-Zeil, Fürst Johannes von Waldburg-Wolfegg, Oberbürgermeister Ivo Holzinger aus Memmingen und Elmar Bentele von der Brauerei Farny.
Thomas Zotz ging kurz auf den Werdegang Peter Blickles ein, der bis zu seiner Emeritierung als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bern lehrte. Als Gründungs- und Ehrenvorsitzender der Gesellschaft Oberschwaben hat er sich mit bis heute fortwirkenden Impulsen um das Regionalbewusstsein Oberschwabens verdient gemacht.
Als Ideengeber für die Erinnerung an die "Freien auf der Leutkircher Haid" und als wertvollen Redner zu manch geschichtlichen Anlässen stellte ihn Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle vor. Als zwei Barden traten Berthold Büchele (Gesang) und Ernst Greinacher (Gitarre) auf und brachten zur Einstimmung und zwischendurch Lieder aus der Zeit des Bauernkrieges zu Gehör, wodurch sie auf musikalische Art ein Stimmungsbild jener Zeit erzeugten.
Den Anstoß gab die Gesellschaft Oberschwaben
In seinem neuen Werk "Der Bauernjörg" entwickelt Blickle in der Geschichte des Bauernjörgs ein dramatisches Panorama des Bauernkriegs. Erstmals werden der Verlauf des Bauernkriegs in Süddeutschland und das Ringen um seine Legitimierung detailliert beschrieben. Im Zwiegespräch mit Elmar L. Kuhn und dem Autor konnten die Gäste in Erfahrung bringen, wie es zu diesem Buch kam. Den Anstoß gab die Gesellschaft Oberschwaben, die eigentliche Triebfeder war der ehemalige Landrat Guntram Blaser. Aber auch das reizvolle Angebot, sich in die Arbeit im reichhaltigen Wolfegger Archiv zu vertiefen, wollte Blickle nicht missen.
Im Gespräch wurden auch Episoden deutlich, die von dem Hauptproblem des Konflikts Herrschaft und Unterdrückung zeugen. Zwei Rechtspositionen stehen sich unvereinbar gegenüber. Die Bauern nahmen in Anlehnung an die Reformation das göttliche Recht in Anspruch. Für den Adel und Prälaten galt, wer Macht hat, hat auch das Recht.
Machtdenken verbot es den Herren, sich mit den berechtigten Anliegen ihrer Untertanen auseinanderzusetzen. Die Forderung der Bauern, die entgegen herkömmlicher Vorstellungen gut mit Waffen gerüstet waren, lehnte Truchsess von Waldburg als Landfriedensbruch ab und wertete sie als Affront gegen die gottgewollte Obrigkeit. Und auch eine persönliche Fehde scheint ihn angestachelt zu haben, auf einen Feldzug zu drängen, um die Bauern niederzuwerfen.
Ab 1526 gab es Verträge, die nur teilweise funktionierten. Beim Lesen gibt es noch viel Interessantes zu erfahren: Wie war die Rolle der Reichsstädte? Stand der Adel überhaupt auf der Seite des Truchsess Georg von Waldburg? Konnten sich die Bauern später freikaufen? Waren diese Vorgänge der Beginn der Menschenrechte? Das Lesen lohnt sich.