Leutkirch / sl - "2014 ist ein gutes Jahr gewesen." Dieses Fazit zog die Vorstandsvorsitzende der Leutkircher Bank, Rosemarie Miller-Weber, beim Mitgliederforum am Montag. Das Interesse an der Bilanzvorstellung und des Auftritts des bekannten Publizisten Roger Willemsen war riesig: Der Saal der Festhalle war voll.
Das Umfeld, in dem Bank derzeit arbeite, sei schwierig, so Miller-Weber. Vor allem die extrem niedrigen Zinsen, die Entkoppelung des Schweizer Frankens vom Euro und die Streitigkeiten um die Zukunft Griechenlands veranlassten sie zur Feststellung: "Europas Bankenwelt ist im Sturm." Mitglieder und Kunden der Genossenschaftsbank müssten sich aber keine Sorgen machen, so die Vorstandsvorsitzende, und griff zu einem Vergleich: "Der Baum hat gesunde Wurzeln und wird stehen bleiben, auch wenn er einige Blätter verliert."
"Riesiges Konjunkturprogramm"
Hoffnung bereiten ihr und ihren Vorstandskollegen vor allem der geringe Ölpreis und der zum US-Dollar schwache Euro: "Der Export boomt deswegen und ist ein riesiges Konjunkturprogramm." Und auch die heimische Wirtschaft steht laut Miller-Weber "sehr stabil" da. "Die Auftragslage ist gut, die Investitionsneigung besser als woanders", leitet sie aus den Bankzahlen ab.
Im Vergleich zum Genossenschaftsverbund ist die Leutkircher Bank 2014 überdurchschnittlich gewachsen. Um 114 Millionen Euro (5,3 Prozent) stieg das gesamte betreute Kundenvolumen (Kredite plus Einlagen), 3,3 Prozent Steigerung war das Verbandsergebnis.
Mehr Mitglieder
Stolz ist Miller-Weber auch darauf, dass die Anzahl der Mitglieder um 475 auf nunmehr 27033 gestiegen ist. Das entspreche rund 800 neuen Mitgliedern, da ja durch Tod oder Wegzug auch immer einige ausscheiden. "Das zeigt, dass wir als zuverlässiger Partner wahrgenommen werden, den man gerne weiterempfiehlt."
Die "dramatische Veränderung des Zinsumfelds" bereitet der Leutkircher Bank nichtsdestotrotz große Sorgen. Die Erträge im Kundengeschäft und bei den Eigenanlagen sanken dadurch im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2013 um 4,5 Millionen Euro. Der Bilanzgewinn stieg 2014 nur leicht auf 1,788 Millionen Euro an. Dies sei "ein ganz großes Problem", das aber nicht existenzgefährdend sei, so Miller-Weber. Auch die Leutkircher Bank muss sich nach ihren Worten aber für die Zukunft rüsten. Die Verschmelzung mit der Bad Waldseer Bank sei der erste richtige Schritt gewesen. Weitere Zusammenschlüsse schloss sie nicht aus: Es gelte zu beobachten, "ob wir die richtige Größe für die kommenden Jahre haben".
Gebäude werden modernisiert
An anstehenden Aufgaben nannte Miller-Weber unter anderem den Aufbau eines telefonisch erreichbaren Service-Centers sowie die Investition in die Gebäude in Bad Waldsee (Sanierung Altbau), in Bad Wurzach (Modernisierung) und in Leutkirch (energetische Sanierung). Auch über den Ausbau der Internetpräsenz soll nachgedacht werden, was sich auch auf das Filialnetz auswirken könnte: "Wir müssen darüber nachdenken, ob das Filialnetz in der gesamten Breite noch notwendig ist", so Miller-Weber. Derzeit unterhält die Leutkircher Bank 21 Filialen in der Region Leutkirch, Bad Wurzach und Bad Waldsee.
Im Anschluss an die Bilanzvorstellung trat Roger Willemsen ans Rednerpult. Der Hamburger Publizist stellte in einer ebenso amüsanten wie kurzweiligen, aber auch nachdenklich machenden Rede sein neues Buch vor. "Ein Jahr im Bundestag" hat er verbracht, alle Plenarsitzungen verfolgt und viele Hintergrundgespräche geführt. Desillusioniert hat er dabei festgestellt, dass die wirklichen Entscheidungen nicht mehr im Bundestag fallen, sondern "in Ausschüssen, Verbänden und Hinterzimmern".
Die Zahlen 2014
Kreditvolumen: 947 Millionen Euro (plus 3,0 Prozent zu 2013)
Anlagevolumen: 1,33 Milliarden Euro (plus 6,9 Prozent)
Gesamtes betreutes Kundenvolumen: 2,277 Milliarden Euro (plus 5,3 Prozent)
Eigenkapital: 131 Millionen Euro
Bilanzgewinn: 1,788 Millionen Euro (+ 0,11 Prozent)
Mitglieder: 27033 (plus 1,8 Prozent)
Spenden: 182000 Euro
Mitarbeiter: 257
Dividende: voraussichtlich 2 Prozent Grunddividende, die nach einem Bonussystem bis auf 12 Prozent steigen kann