Leutkirch / win - Strommasten prägen vielerorts das Landschaftsbild. Auch in Leutkirch ist das so. Noch. Denn zwischen dem Umspannwerk in der Wangener Straße und Diepoldshofen sollen sie in etwa einem Jahr verschwunden sein.
Der Grund: "Die Masten sind mehr als 50Jahre alt und abgewirtschaftet", sagt Rainer Weiß von Netze BW. Außerdem sollen die neuen Solarparks in der Haid vernünftig ans Stromnetz angebunden werden – mithilfe eines rund 2500 Meter langen, separaten Anschlusses. Für die Erneuerung der 20000-Volt-Leitungen investiert die EnBW-Tochter Netze BW etwa eine MillionEuro. Das Besondere daran: Die Kabel werden im Boden verlegt.
Ein Kabelpflug hilft dabei. Ratternd fährt er über die Wiesen zwischen Umspannwerk und Diepoldshofen und zieht dabei eine bis zu 1,20Meter tiefe Furche in den Boden. Ein Fahrzeug mit den Kabeltrommeln fährt voraus, wodurch die Leitungen erst abgelegt und dann ins Pflugschwert eingezogen werden. "Über das Pflugschwert wird der Boden aufgerüttelt, gelockert und die Kabel verlegt", erklärt Baukoordinator Werner Natter von Netze BW. Der Kabelpflug selbst sei ein Sonderfahrzeug, das extra für diese Arbeit hergestellt worden ist. 40 Kilometer Kabel werden auf etwa 15 Kilometern Strecke verlegt.
Oberflächen werden kaum verletzt
"An Stellen, an die der Kabelpflug nicht herankommt, öffnen wir die Flächen mit einem Bagger", sagt Natter. Die Oberflächen werden während der Maßnahmen kaum verletzt. Sind die Kabel verlegt, werden die offenen Stellen mit einer Baggerschaufel niedergedrückt und gewalzt. "Eine Woche später sieht man nichts mehr", weiß Natter. Etwa zwei Kilometer schaffe der Kabelpflug an einem Tag. In acht Wochen sollen die Kabel angeschlossen sein. Vier neue Umspannstationen wurden für die Maßnahme erstellt. Eine davon beispielsweise in Hinterstriemen.
Geplant und projektiert wurde die komplette Maßnahme von Netze-BW-Mitarbeiter Rainer Weiß. Vor etwa einem Jahr fing er damit an. Weiß holte Planauskünfte bei der Stadt, der Telekom und Gasversorgern ein, um zu sehen, wo die Leitungen verlaufen. "Mein Büro war mit Plänen tapeziert", sagt er. Außerdem ging er alle Flächen ab und untersuchte, wo der Kabelpflug und wo Spülbohrer nötig sind.
Denn an Bahnübergängen, der Autobahn, Straßen oder Flüssen werde das sogenannte Spülbohrverfahren eingesetzt, sagt Natter. Damit können Kabel unter der Erde verlegt werden, ohne einen Graben aufzureißen. Sobald der Bohrer an der gewünschten Stelle wieder an die Oberfläche kommt, wird der Bohrkopf gegen einen größeren Aufweitkopf ausgetauscht. Mit ihm wird die Bohrung im Rückwärtsgang erweitert. Zuletzt werden Leerrohre aus Kunststoff eingezogen, in die anschließend die Leitungen kommen.
Ortsansässige Firmen
Ausgeführt werden die Bohrmaßnahmen von der Leutkircher Firma Aquares. Die Verlegearbeiten übernimmt die Leutkircher Firma Graf Tiefbau. "Wir sind froh, dass wir ortsansässige Firmen haben, das erspart lange Wege", sagt Baukoordinator Natter.
Der Kabelpflug werde von einer anderen Firma angemietet, sagt Manuel Graf von der Geschäftsleitung der Tiefbaufirma. Neben der Arbeit mit dem Kabelpflug übernehme seine Firma Vor- und Nacharbeiten an Straßenübergängen. "Das ist nötig, damit der Kabelpflug auch über Straßen fahren kann, ohne, dass man dafür die Kabel abschneiden muss", erklärt Natter. "Durchgehende Strecken haben wir aber am liebsten", fährt er fort.
Sind die Kabel verlegt, wird die Trasse mithilfe einer sogenannten satellitengestützten Einmessung dokumentiert und in einem Plan erfasst. "Damit wir später für Leitungsauskünfte wissen, wo die Kabel liegen", so Natter. "Das ist wichtig, denn wer weiß, was hier noch so alles verlegt wird", sagt er.
Wie der Kabelpflug funktioniert, zeigt ein Video im Internet unter
www.schwaebische.de/kabelpflug