Leutkirch / win - Sie sollen die Bevölkerung nicht überwachen, sondern schützen: Zehn Kameras, die am Leutkircher Bahnhof installiert wurden. Seit Anfang 2012 hängen sie in den beiden Buswartehäuschen, am Fahrradabstellplatz und im Bereich des Fahrkartenschalters.
"Weil dort früher permanent Straftaten und Ordnungsstörungen verübt wurden, und die Täter in der Regel so gut wie nie festgestellt werden konnten, da sie oftmals wochenend- und nachtaktiv waren, wurden die Kameras montiert", teilt das Leutkircher Ordnungsamt mit.
Viele Fahräder gestohlen
Konkret ging es um Verstöße wie Verschmutzungen und Beschädigungen der Anlage, Müllablagerungen, wildes Urinieren und Anpöbeln der Fahrgäste. "Außerdem war der Leutkircher Bahnhof früher ein Schwerpunkt in Sachen Fahrraddiebstahldelikte", sagt Polizeichef Anton Kempter.
Das habe sich durch die Kameras geändert. "Die Diebstähle und Sachbeschädigungen sind mittlerweile stark zurückgegangen", so Kempter weiter. Es habe sich gelohnt, die Kameras aufzuhängen. "Sie sind dafür da, Täter von ihren Straftaten abzuhalten", erklärt der Polizeichef. Denn auf die Video-Überwachung werde laut Ordnungsamt, wie gesetzlich vorgeschrieben, mit Schildern hingewiesen.
Schützen und verhindern
Überhaupt erfülle die Videoüberwachung die rechtlichen Voraussetzungen nach Paragraf 20a des Landesschutzgesetzes. Sie erfolge zum Schutz öffentlicher Verkehrsanlagen und diene der Verhinderung erheblicher Ordnungswidrigkeiten und Straftaten.
Etwa dreimal habe die Polizei bereits auf das Videomaterial zurückgegriffen. "Einmal haben wir einen Fahrraddiebstahl geklärt, ein anderes Mal eine Unfallflucht", so Kempter.
Ein Wunsch der Verwaltung
Der Wunsch, die Kameras am Bahnhof zu installieren, kam von der Stadt. Andere städtische Plätze mit Kameraüberwachung gibt es derzeit nicht. "Möchte man irgendwo Kameras installieren, muss man den Datenschutz beachten und das Vorhaben mit einem Kriminalitätsschwerpunkt begründen", erklärt Kempter.
Wenn die Polizei auf das Videomaterial zugreifen will, braucht es keinen richterlichen Beschluss. "Die Daten werden an einem zentralen Ort gespeichert", sagt Kempter. "Bei Bedarf werden sie vom Ordnungsamt und der Polizei ausgewertet." 72 Stunden lang wird das Material gespeichert, dann automatisch überspielt. Der Grund: "Damit Täter auch nach dem Wochenende oder nach Feiertagen überführt werden können", so das Ordnungsamt.
Rund um die Uhr in Betrieb
Aufgezeichnet werde nur Bild, kein Ton. Eingesetzt werden die Kameras rund um die Uhr. "Die Kameras haben ihren Beitrag, wie erwartet, dazu geleistet, dass die Kriminalität eingedämmt werden konnte", sagt Kempter. Dem stimmt die Stadt zu. Und auch Leutkircher Bürger haben die Kameras am Bahnhof bereits gelobt, wie Thomas Stupka von der Stadt mitteilt. "Die Bürger fühlen sich in diesem Bereich nun sicher."
"Haben keine Probleme"
Am Bahnhof direkt gibt es übrigens keine Kameras - anders als in Kißlegg. Dort sorgten die Aufnahmegeräte am Bahnhof jüngst für viele Diskussionen. "Wir brauchen keine Kameras, weil wir keine Probleme mit Vandalismus haben", sagt der ehrenamtliche Vorsitzende der Bürgerbahnhof-Genossenschaft, Christian Skrodzki. Der Vorteil in Leutkirch sei, dass das Bahnhofsgebäude durch die Werbeagentur Inallermunde und den Barfüßer von morgens bis nachts besetzt sei. "Sollte es irgendwann einmal Vorfälle geben, werden wir vielleicht über Kameras nachdenken", so Skrodzki weiter.