Leutkirch / heb - In der neu aufgeflammten Diskussion über die Verkehrsbelastung in Leutkirch betonte Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle am Donnerstag in einer Stellungnahme, die Stadtverwaltung nehme die "Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst". Nach dem Bericht der Schwäbischen Zeitung in der Dienstagausgabe über die Erweiterung des Mileiwerks in Adrazhofen (Titel: "Milei verneint zusätzliche Verkehrsbelastung") war in Leserbriefen der Stadtverwaltung unter anderem unterstellt worden, sie nehme den Naturschutz wichtiger als den Menschenschutz. Auch von "Missachtung der Bürgersorgen" war die Rede.
Diese Pauschalkritik lässt Henle nicht auf sich sitzen: "Wir sind Vorreiter bei der Durchführung der sogenannten Lärmaktionsplanung mit genau dem Ziel, die Belastung der Menschen durch Feinstaub und Lärm in Leutkirch zu reduzieren. Auch bei dem strittigen Thema der Südumfahrung wird genau das gemacht, was bereits in früheren Leserbriefen gefordert wurde." Ein erfahrener Verkehrsexperte, so die Verwaltung, überprüfe die vorhandenen Unterlagen auf Optimierungsmöglichkeiten, "um damit gute Entscheidungsgrundlagen für eine umfassende Bürgerbeteiligung und einen Beschluss des Gemeinderats über das weitere Vorgehen zu erhalten." Wer diesen von Bürgern geforderten Weg als "Basta-Politik" abqualifiziere, "erweckt den Eindruck, nicht in erster Linie an einer sachorientierten Problemlösung interessiert zu sein", schrieb Henle.
Außerdem betonte er: "Dass die Stadtverwaltung die Schädigung der Umwelt, mit der beim Bau einer Südumfahrung zu rechnen wäre, wichtiger nimmt als den Schutz der Anwohner, ist nicht richtig." Allerdings sei die Gesetzes- und auch die politische Lage in Baden-Württemberg derzeit so, dass die Realisierung einer Südumfahrung gewaltige Herausforderungen erwarten lasse. Im Zusammenhang mit dem Milei-Werk verwies Henle auf frühere Äußerungen, der LKW-Verkehr durch die Innenstadt habe wesentlich mehr Verursacher als nur das Werk in Adrazhofen. Nur ließe sich diesem ein Teil der Fahrten "direkt zuordnen".
Als ein mögliches Ergebnis der Lärmaktionsplanung schließt Henle nicht aus, "dass wir in stark betroffenen Bereichen zukünftig nachts Tempo 30 einführen können". Es sei nachgewiesen, dass dies bei der Lärmreduktion einer Halbierung des Verkehrsaufkommens gleichkomme. Dagegen sieht Henle in dem in einem Leserbrief erwähnten "Flüster-asphalt" keine Lösung: "Er bringt innerorts leider nichts, da bis zu einem Tempo von ca. 60 Stundenkilometern die Motorgeräusche die Rollgeräusche der Reifen deutlich übersteigen." Der Flüsterasphalt verbessere die Lage erst "bei Geschwindigkeiten, "die wir innerorts nicht haben".