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"Verlagert" bildet reizvollen Dreiklang

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Leutkirch / sz - Drei Künstler aus Augsburg – Elisabeth Bader, Christoph Dittrich und Bernd Rummert – bestreiten die aktuelle Sommerausstellung in der Galerie im Torhaus. Schlicht und einfach "Verlagert" nennen sie ihre am Sonntag eröffnete Werkschau mit Malerei, Collagen, Objekten und Installationen. Dass hinter diesem Titel mehr steckt als das Hin- und Hertransportieren von Kunst, erläuterte Wolfgang Mennel in seiner Laudatio.

Quergelagerte Membranen, deren Gestalt an überdimensionierte Zigarren erinnert, schieben sich in Christoph Dittrichs teils großformatigen Acrylbildern über- und voreinander. Man könnte auch sagen, dass sie sich vollkommen laut- und zeitlos verlagern. Es könnte sich um Module handeln, die der 1971 in Ulm geborene Meisterschüler von Hans Baschang benutzt, um in einem offenen System frei zu interagieren. Von "Dots" und "Clustern" sprach der ebenfalls aus Augsburg angereiste Wolfgang Mennel, die auf dreidimensionale Wirkung, aber ohne wirkliche Orientierung eines Oben und Unten angelegt seien. Wie in ein Aquarium schaue der Betrachter hinein, in dem sich die Körper ausdehnen und sich uns zu nähern scheinen.

In Vertretung von Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle hob Karl-Anton Maucher in seiner Begrüßung die große Entdeckerlust des Galeriekreises unter Leitung von Otto Schöllhorn zusammen mit Dieter Bader und dem Team hervor, sich auf die Suche nach neuen Ausdrucksformen zu machen. Bemerkenswerte Ausstellungen verdanke die Stadt diesen ehrenamtlich engagierten Kunstfreunden, wozu auch die aktuelle gehört.

Hier treffen nicht nur drei Positionen nebeneinander gestellt aufeinander, sondern sie vereinen sich zu einem reizvollen und auch nicht ganz reibungsfreien Dreiklang. So ist auf den ersten Blick nicht sofort auszumachen, welche Arbeiten von Elisabeth Bader und Bernd Rummert stammen. Beider Werke sind stark materialbetont, nur unter verschiedenen Vorzeichen.

Unbrauchbares neu zusammenfügen

Bei Elisabeth Bader dominieren Draht, Papier, Schnüre, Teer und Organisches, woraus sie ihre fragilen Wand- und Bodenobjekte formt. Sie gleichen Naturhaftem und führen den Betrachter zugleich in die Irre, wenn er vor einem "Wiesenstück" steht und die hochsprießenden Drähte auf ihren Echtheitsgehalt prüft. Bader fügt zusammen, was für die Welt der Transportindustrie unbrauchbar geworden ist. Insofern verlagert auch sie. Dem neu Entstandenen verleiht sie Titel, die, so Mennel, eher sprechende Namen sind, weil sie witzig sprachspielend und fein ironisch Identitäten vergeben. Zum Beispiel "Gucker", "Taschenthron" oder gar "Auskotzer". So werde aus dem Kunstwerk ein Gegenüber mit Leib und Seele.

Mit ganzem Herzen geht Bernd Rummert ans Werk, wenn er aus einer Unmenge von Federringen seine flächendeckenden metallschweren Netze in geduldiger Kleinstarbeit knüpft. Installativ überdecken sie einen Tisch, ein hölzernes Konstrukt oder gefundene Betonbrocken. Neue virtuelle Räume ergeben sich daraus zum einen. Zum anderen erschweren diese "Decken" dem Betrachter die klare Sicht auf die Dinge darunter, was ein Rätseln zur Folge hat.

Mittels einer großen eindrücklichen Bodeninstallation aus papiergeleimten "Brocken" von Elisabeth Bader und einem darüber gespannten "Teppich" von Bernd Rummert haben sie ihre Werke zusammen gelagert, um so, wie es Mennel formulierte, ein neues Stück Welt zu umgrenzen. Hierbei sind die drei Künstler noch einen Schritt weiter gegangen und haben die mitgebrachten Werke, die keinen Platz mehr in den Räumen gefunden haben, in Kartons verpackt im Treppenaufgang deponiert. Quasi als Ateliersituation, wenn Kunst den Blicken von außen entzogen bleibt und gerade nicht verlagert wird.

Die Ausstellung "Verlagert" von Elisabeth Bader, Christoph Dittrich und Bernd Rummert in der Galerie im Torhaus, Schneegasse 10, dauert bis 9. August. Sie ist geöffnet donnerstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr.


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