Leutkirch / sz - Die Formation "The Jazz Point Fesival Band" mit Berthold Detzel, Markus Sigg und Detlev Haas, Michael Huber, Klaus Roggors, Heiner Merk und Matthias Jakob hat die Sommer-Jazzreihe am Mittwochabend fortgesetzt. Das Wetter spielte leider nicht mit, und so wurde aus dem Open-Air ein Halb-Freiluft- Konzert. Zumindest sorgten die offenen Fenster im Bocksaal für ein wenig Abkühlung im aufgeheizten Saal.
Die acht versierten Musiker aus dem Allgäu haben sich 2014 anlässlich des Landes-Jazzfestivals Baden-Württemberg in Wangen zusammengetan. Auch wenn an diesem Abend die Zuhörerresonanz hätte besser sein können: Diejenigen, die da waren, genossen einen entspannten Jazzabend.
HalsbrecherischeImprovisationen
Die Angebotspalette reichte von lyrischen Balladen über Swing, Latin, Blues, Modern und New Jazz bis hin zu Funk. Die lässige Musizierweise, sowohl als Einzelimprovisation als auch im Kollektiv, bestachen und vor allem die stilistische Vielseitigkeit ließ aufhorchen. In beinahe halsbrecherischen, minutenlangen Improvisationen, mit eigenartigen Klängen zum Beispiel bei der Posaune, zeigten die Vollblut-Jazzer ihre enorme Ausdrucksfähigkeit in Bezug auf ihre Musik.
Viele Stücke entstammten der Feder von Klaus Roggors, der am Klavier und am Synthesizer zusammen mit dem Kontrabass und Schlagzeuger das Rückgrat bildete.
Ein geheimnisvoller Beginn, bei dem klassische Anklänge vom Komponist durchaus gewollt waren, stimmte auf den Höhepunkt des Abends, "Escape of an Angel", ein. Die pianistischen Fähigkeiten des Bandleaders begeisterten, dazu kamen die Experimentierfreudigkeit und eine fast symphonisch angelegte Harmonie.
Ungewöhnlich beim Instrumental "Green Leaves", dass das Werk zunächst mit einem Basssolo beginnt. Die über die Trommel geführten Besen von Matthias Jakob untermauerten die eigenartige Stimmung zwischen freudig und melancholisch.
Über die Kollektiv-Improvisation aus dem Bereich des Free Jazz kann man geteilter Meinung sein. Spannend war es auf jeden Fall, wie hier die Instrumente in scheinbarer atonaler Gegensätzlichkeit doch einem einheitlichen Prinzip folgen und ein Ganzes entsteht.
Bei Matthias Jakobs Stück "Set in emotion" ging es dann schon wieder "klangschöner" zur Sache. Dieser unnachahmliche Drive atmete musikalischen Tiefgang, keine Note, kein Schlag, der nicht auf die unbetonte Zählzeit gesetzt wurde. Durchaus erholsam nach dem allzu frei Improvisierten.
i-Tüpfelchenfür das Sounderlebnis
Mit dem Sänger Nick Gordon wurde dem Sounderlebnis sozusagen noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt. Ein Jazzabend, dessen Vielseitigkeit in Form und Klang nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.