Leutkirch / sz - Professoren und Dozenten haben am Montagabend die 12. Musikalischen Sommerkurse mit einem fast spektakulär zu nennenden Konzert eröffnet.
Professor Christoph Schickedanz mit seiner Violine des italienischen Meisters Giovanni Antonio Marchi, und Brahms – wunderbar. Als Klavierpartner spielte einfühlsam der junge Alexei Petrov. Professor Roland Glassl, Viola, mit Hochschuldozent Holger Spegg am Klavier und Darius Milhaud: ein Feuerwerk. Professor Markus Nyokos (Violoncello) mit Holger Spegg und der expressiven slawischen Melancholie des Bohuslav Martinu: berührend. Zum Schluss eine Entdeckung in deutschen Konzertsälen: Schickedanz, Oliver Rau (zweite Violine), Spegg, Glassl und der in Basel geborene Nyikos spielen ein opulentes Werk der hier wenig bekannten US-Komponistin Amy Mary Beach, das Quintett fis-Moll op. 67. Klangfülle, Kopfkino.
Da gab es brausenden Beifall in der Festhalle, gut gefüllt mit viel Jugend aus aller Herren Ländern, deren Gasteltern und den Freunden der hochkarätigen Kammermusik. Um es klar zu sagen: Dies ist keine Lobhudelei – die Besucher waren teils sehr berührt. Am meisten Applaus ernteten Roland Glassl und Holger Spegg mit "Quatre Visages für Viola und Klavier" von Darius Milhaud, vier Frauenporträts aus Europa und den USA. Dass die Pariserin flott, quirlig, elegant daherkommt – keine Überraschung. Aber dass Milhaud die Frau aus Wisconsin so temperamentvoll schildert, erstaunt ein wenig. Da muss man vielleicht sein Bild von der puritanisch steifen Lady aus dem Norden der USA korrigieren.
Zum 12. Mal finden in diesem Jahr die Musikalischen Sommerkurse statt, ein Ereignis, auf das Initiator und Organisator Karl-Anton Maucher wahrlich stolz sein darf. 45 junge Musikerinnen und Musiker aus zahlreichen Ländern nehmen teil, besuchen die Meisterkurse für Violine, Viola und Violoncello und erfahren neben der Praxis mehr über Musiktheorie, über Kammermusik. Sie lernen Land und Leute kennen. Fast alle sind in Gastfamilien untergebracht, bei Musikfreunden. Eine musische Verzahnung, die in dieser Intensität ziemlich einmalig in Deutschland ist.
Die Sonate für Klavier und Violine Nr. 2 A-Dur op. 100 von Johannes Brahms erklang zum Auftakt. Christoph Schickedanz, Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, interpretierte Brahms mit Schmelz, mit feinstem Ton, aber auch kräftig zupackend. Störend für Musiker und Publikum ein Rumoren im Hintergrund, wohl im Vorraum. Das war aber bald vorbei. Dass sich während Milhaud ein Handy meldete, hätte auch nicht sein müssen. Ansonsten: Ein konzentrierter, erlebnisreicher Abend, ein Programm, das anregte. Sowohl von Amy Beach als auch von Martinu, dessen 125. Geburtstag gefeiert wird, möchte man künftig mehr hören. Von Milhaud sowieso. Das Abschlusskonzert der Meisterschüler ist am Dienstag, 11. August, um 20 Uhr in der Festhalle.