Leutkirch / sz - Es ist still. Alle Blicke sind Richtung Altar gerichtet. Konzentration. Rund 60 Menschen sitzen auf den Bänken der Evangelischen Gedächtniskirche in Leutkirch und genießen die Andacht. Das Gotteshaus verwandelt sich während des Altstadt-Sommerfestivals (Also) in die Oase der Ruhe und Besinnung. Draußen ist es laut. Beim Also sorgt das Beachvolleyball-Turnier für Zerstreuung. In der Oase herrscht das absolute Kontrastprogramm.
"Zehn Teams gestalten abwechselnd den ökumenischen Gottesdienst, der seit Donnerstag bis zum 15. August täglich ab 19 Uhr stattfindet", sagt Organisatorin Aloisia Guder-Kebach. Jeden Abend gebe es deshalb eine andere musikalische Gestaltung. Auch der Leitgedanke der Andacht variiere von Jahr zu Jahr. Dieses Mal lautet das Thema "In den Blick nehmen – damit der Glaube lebt".
Beim Auftaktabend thematisieren Lucia Kelnhofer, Elisabeth Notz und Marina Riedle die Kraft von Worten. Gespräche können heilsam sein, wenn man ehrlich sagt, wie man sich fühlt, betont Kelnhofer in ihrer Begrüßung. Anschließend spricht sie mit den zwei anderen Team-Mitgliedern ein Gebet.
Auch Zorn wird bei dem Gottesdienst thematisiert. In einer kleinen Geschichte über einen Dialog zwischen einem Schüler und einem Meister trägt die Gruppe einen Vergleich vor. Bei einer gemeinsamen Mediation über die eigenen wunden Punkte, kehren die Besucher kurz vor dem Ende des Gottesdienstes nochmal in sich. Zwischen den Programmpunkten gibt es immer wieder Gesang.
K wie Kirche
Aloisia Guder-Kebach ist zufrieden mit dem Start: "Ich lasse mich gerne überraschen, wie mein Thema interpretiert wird." Vor zwölf Jahren hat sie die Oase der Ruhe und Besinnung ins Leben gerufen. Seitdem steigt die Besucherzahl kontinuierlich. "Zu Beginn waren es zwischen zwölf und 15Besuchern, über jeden einzigen haben wir uns gefreut", erzählt die Organisatorin. Nun kommen zu manchen Terminen bis zu Hundert Menschen. "Unglaublich, wie sich das entwickelt hat", sagt Guder-Kebach.
Die Pfarrer seien gleich von der Ursprungsidee überzeugt gewesen. "Ich wollte einfach, dass beim Also neben Kultur, Kunst, Kommerz und Kneipen auch das fünfte K die Kirche dabei ist", erklärt Guder-Kebach.
Die Oase ist laut Organisatorin offen für alle Menschen, egal welcher Konfession sie angehören. Die Besucher sollen neben dem bunten Treiben beim Also auch die Gelegenheit bekommen, sich zurückzuziehen. Bei der ersten Auflage der Oase vor zwölf Jahren sagte Guder-Kebach der "Schwäbischen Zeitung": Gott sollte nicht nur im Himmel sein, sondern auch auf der Erde – besonders wenn Stadtfeste gefeiert werden. Das gelte auch heute noch.