Leutkirch / sz - Videoschalter statt Beratung durch einen persönlich anwesenden Bahnmitarbeiter? Wenn es nach den Plänen der Deutschen Bahn geht, dann könnte auch in Leutkirch demnächst ein sogenanntes DB-Video-Reisezentrum entstehen. Dort nimmt der Kunde per Ruftaste Kontakt mit einem Bahnmitarbeiter in der Videozentrale auf, der sich dann via Web-Kamera und Sprachverbindung mit ihm in Verbindung setzt und das gewünschte Beratungs- oder Verkaufsgespräch führt. Wie in unserer Ausgabe vom Mittwoch bereits kurz berichtet, wird die Bahn ihre Pläne dem Gemeinderat in dessen nächster Sitzung am Montag, 14. September, vorstellen.
Vor gut sechs Jahren, im März 2009, ist das DB-Reisezentrum beim Leutkircher Bahnhof eröffnet worden. Dort, im Gebäude Bahnhof 2, verkauft eine Bahn-Mitarbeiterin Fahrkarten und informiert Kunden über Verbindungen und Reisemöglichkeiten. Der Vertrag zwischen Bahn und Stadt war seinerzeit bis zum 31. Dezember 2015 abgeschlossen worden.
Fahrkartenverkauf ist zurückgegangen
Wie Bahnsprecher Roland Kortz auf Anfrage der SZ am Mittwoch sagte, hat die DB Station und Service AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, das Gebäude von der Stadt gemietet. Die DB Vertrieb, die für Personenverkehr, Reisezentren und Automaten zuständig ist, benutzt wiederum aktuell die Immobilie. Außerdem wird als neuer Mieter die Deutsche Post in die Räumlichkeiten einziehen: Sie wechselt, wie berichtet, mit ihrer Filiale zum 1. Oktober vom Elektrofachgeschäft Keil an den neuen Standort. "Die Anzahl der verkauften Fahrkarten in den Reisenzentren ist gegenüber früher deutlich zurückgegangen", sagt Bahnsprecher Kortz zum Hintergrund der Pläne.
"Das ist bundesweit so." Rund 40Prozent aller Fahrkarten würden mittlerweile online über Internet und Smartphone verkauft. Die restlichen 60 Prozent verteilten sich auf Reisezentren, Automatenverkauf, Reisebüros und sonstige Verkaufsstellen. Gerade in schwach ausgelasteten ländlichen Regionen eröffneten DB-Video-Reisezentren dem "personenbedienten Vertrieb" eine Zukunft, wirbt die Bahn für ihr neues Modell. Ein entsprechendes Pilotprojekt an fünf Bahnhöfen der Schwarzwaldbahn sei erfolgreich verlaufen und werde nun in den regulären Betrieb übergehen, weitere Stationen sollten folgen. Dies hatte Bahnsprecher Martin Schmolke der Schwäbischen Zeitung im August erklärt und hinzugefügt: Videoschalter kämen vor allem für jene Bahnhöfe in Frage, "an denen die Bahn wenig Umsatz erzielt, die aber dennoch ein gewisses Fahrgastaufkommen haben".
Auch wenn die Entscheidung pro oder contra Videoschalter letztendlich bei der Bahn liege, sagte Sprecher Roland Kortz, so sei doch "eine wechselseitige Abstimmung" mit der Stadt und dem Gemeinderat erwünscht. "Wir sind immer offen für Vorschläge von außen", macht Kortz deutlich.