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"Wir freuen uns, dass es endlich losgeht"

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Leutkirch / sz - "Wir sind gespannt, fühlen uns gut vorbereitet und freuen uns, dass es am Dienstag endlich losgeht." Für Konrektor Jan Gesierich-Kowalski und sein Lehrerkollegium ist der Schuljahresbeginn heuer ein ganz besonderer: Am Adenauerplatz nimmt die Leutkircher Gemeinschaftsschule ihren Betrieb auf – als eine von 62 neuen Schulen dieses Typs in Baden-Württemberg. Insgesamt ist die Zahl der Gemeinschaftsschulen im Land auf mittlerweile 271 angewachsen.

Individualisiertes Lernen, Rhythmisierung des Unterrichts, digitale Lernumgebung, Coaching, Lernatelier, Gelingensnachweise: Es gibt eine Fülle neuer Begriffe, die im Zusammenhang mit der Gemeinschaftsschule fallen und mit Leben erfüllt werden müssen – von Schülern, Lehrern und Eltern. Pädagogisches Neuland also, auch in Leutkirch: Die Schule am Adenauerplatz ist als Grund- und Werkrealschule in die großen Ferien gegangen und startet nun als Gemeinschaftsschule ins neue Schuljahr. Wenigstens teilweise: "Wir beginnen mit den Klassen eins bis fünf", erklärt Jan Gesierich-Kowalski, "wobei die Klassen eins bis vier zwar in die Gemeinschaftsschule integriert sind, aber wie bisher als normale Grundschule weitergeführt werden." Sprich, nicht als verpflichtende Ganztagesschule. Und auch für die aktuellen Klassenstufen sechs bis zehn ändert sich nichts: Sie laufen als Werkrealschule weiter.

Grundlegende Veränderungen gibt es dagegen in der Klassenstufe fünf, die als verpflichtende Ganztagesschule startet. Die bislang angemeldeten 42 Schüler werden zwar in zwei Klassen aufgeteilt, der Unterricht allerdings wird weitgehend individualisiert ablaufen. "Die Gemeinschaftsschule bietet Lernen in allen Niveaustufen an: grundlegendes, mittleres und erweitertes Niveau", sagt der Konrektor und erklärt: "Der Schüler kann in den einzelnen Fächern auf unterschiedlichen Niveaus arbeiten. Also beispielsweise in Mathe auf dem grundlegenden, in Englisch auf dem erweiterten Niveau." Grundlage für die Einteilung ist eine sogenannten Lernstandserhebung, unterstützt wird der Schüler in seinem individualisierten Lernen von Lehrern, die in der Gemeinschaftsschule Lernbegleiter heißen, und seiner "digitalen Lernumgebung".

Was sich dahinter verbirgt, erklärt Gesierich-Kowalski so: "Wenn sich der Schüler am Computer einloggt, bekommt er Einblick in seinen Terminplan, findet dort Aufträge in den einzelnen Fachbereichen oder die Beurteilung von Tests." Noten, auch dies ein Grundpfeiler der Gemeinschaftsschule, gibt es nicht mehr. Stattdessen informiert ein ausführlicher halbjährlicher Lernbericht über den Leistungsstand. Ein weiterer Pfeiler ist das Coaching-System: Ein Lehrer betreut als Coach sieben Schüler und tauscht sich auch regelmäßig mit den Eltern aus. Am Klassensystem will man am Adenauerplatz aber auf jeden Fall festhalten: "Wir sind eine Beziehungsschule und damit sehr glücklich."

Auf die neuen Fünftklässler, darunter auch einige aus der bayerischen Nachbarschaft, wartet ein sogenannter rhythmisierter Stundenplan: Unterricht ist von Montag bis Donnerstag jeweils von 7.25 bis 15.30 Uhr, am Freitag bis 12.30 Uhr. Der Ablauf ist täglich derselbe – "angepasst an den Biorhythmus eines Fünftklässlers", wie Gesierich-Kowalski sagt: Individuelles Arbeiten im Lernatelier, Unterricht im Klassenzimmer, gemeinsames Frühstück, Bewegungspause, zwei Stunden gemeinsames Lernen in den Hauptfächern, dann verschiedene Clubs. In den Clubs werden Themenfelder der Nebenfächer organisiert, die je nach Interesse gewählt und in kleinen Gruppen jeweils ein Trimester lang unterrichtet werden. Nach der Mittagspause folgt dann noch einmal ein Club-Block, und um 15.30 Uhr ist Schluss: "Die Schüler gehen nach Hause und haben keine Hausaufgaben", versichert Gesierich-Kowalski.

Dass der Start als Gemeinschaftsschule nicht nur für die Schüler spannendes Neuland bedeutet, sondern auch eine Herausforderung für die Lehrerinnen und Lehrer bedeutet, mag der Konrektor nicht bestreiten. Aber er sieht sein Kollegium gut gerüstet: "Wir haben zum Schuljahresbeginn zehn neue Lehrerinnen und Lehrer bekommen, darunter eine mit Gymnasial- und vier mit Realschulbefähigung." Außerdem habe man sich zwei Jahre lang mit dem Konzept Gemeinschaftsschule beschäftigt, sich mit anderen Schulen ausgetauscht und Beratung durch das Schulamt erfahren. Unterstützt werde das Kollegium zudem durch zwei Fachberaterinnen Schulentwicklung, die auch in den nächsten drei Jahren zur Verfügung stünden.

"Wir haben ein motiviertes Kollegium und uns bewusst für diesen Schritt entschieden", sagt Gesierich-Kowalski und zeigt sich überzeugt vom Konzept der Gemeinschaftsschule: "Frau Merkel ist auch Gemeinschaftsschülerin, so schlecht kann das System nicht sein."

Weitere Infos gibt es unter

www.schwäbische.de/schulen-ravensburg


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