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Minus 20 Prozent und mehr

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Leutkirch / sz - Mitte November soll die Tiefgarage im Löwen-Center wieder zur Verfügung stehen. Derzeit wird der Pflasterbelag verlegt. Die Nerven vieler Geschäftsinhaber im Umfeld der Garage sind gereizt. Umsatzrückgänge von 20 Prozent und mehr trüben die Stimmung. Außerdem gibt es Kritik an der Informationspolitik der Stadtverwaltung.

Anita Lott, die Filialleiterin der Stadtbuchhandlung, nimmt kein Blatt vor den Mund: "Das war für uns heftig." 20 bis 25 Prozent weniger Umsatz, und das seit Beginn der Osterferien, sei auf Dauer nicht zu verkraften. "Langsam wird es existenzgefährdend." So ganz traut sie den Hinweisen, Mitte November werde die Tiefgarage wieder zur Verfügung stehen, auch nicht: "Ich glaube das erst, wenn wirklich alles fertig ist." Dass eine Sanierung fällig war, stellt sie gar nicht infrage. "Schlecht war, dass wir letztlich alles aus der Zeitung erfahren haben. Es ging einfach los."

Mit ihrer Kritik steht sie nicht allein. Auch Daniela Schulte von der Buchhandlung Kappler bezeichnet die Informationspolitik der Stadt als unzureichend. Spielwarenhändler Hans Fessler: "So eine Sanierung ist immer ungeschickt. Aber ich hätte schon gedacht, dass wir rechtzeitig und regelmäßig informiert werden." Zudem habe die Stadt mehrfach sehr irreführende Schilder aufgestellt.

Nachhaltig geschädigt fühlt sich auch die Konditorei Stöhr in der Marktstraße. "Für uns ist gerade die Woche vor Ostern besonders wichtig. Ausgerechnet da begann das Desaster", sagt Karl-Eugen Stöhr mit zornigem Blick zurück. 72 Tiefgaragenplätze im Untergeschoss des Löwencenters und die Abstellmöglichkeiten im Freien fehlen derzeit in der Innenstadt. Daniela Schulte verweist darauf, dass vor allem in den vergangenen Wochen die Frequenz deutlich nachgelassen habe. Den Sommer über hätten Touristen ja dennoch in die Stadt gefunden. Jetzt aber fehle diese Käuferschicht. "Und irgendwann steckt es eben in den Köpfen, dass wir schwer zu erreichen sind."

Doch nicht nur die fehlenden Umsätze schmerzen den Handel. Die Sanierungsarbeiten zogen sich nicht nur in die Länge, sie brachten auch wesentlich mehr Lärm und Dreck mit sich als erwartet. "Manchmal hat man sein eigenes Wort nicht verstanden", sagt Anita Lott. Wegen der Erschütterungen wackelten im Rewe-Markt die Flaschen, in einer Apotheke wurden den Kunden schon mal Schilder zur Kommunikation vor die Augen gehalten.

Der Blick in die Statistik zur Sanierung zeigt das Ausmaß der Arbeiten. Rund 800 Tonnen Aushub fielen allein bei der 2000 Quadratmeter großen Bodenplatte an. Je nach Beschädigung wurde im Bereich der 45Stützen bis zu sieben Zentimeter tief gegraben. Denn auch das prägte den Verlauf der Sanierung. Das aggressive Salzwasser, das mit den Fahrzeugen im Winter in die Tiefgarage gelangte, griff ganz unterschiedlich intensiv die Bodenplatte und die Stützpfeiler an. 270 sogenannte Chloridproben wurden gezogen und analysiert.

Aktuell wird in der Tiefgarage das neue Pflaster verlegt, das wasserdurchlässiger ist. Hans Fessler allerdings stellt sich die Frage, wie es um den Grundwasserschutz bestellt sei. Auch neue Abflussrinnen entstehen. Wände, Decken und Pfeiler sind bereits gewaschen und gestrichen worden. Heller soll es in Zukunft in der Garage sein. Moderne, energiesparende LED-Leuchten werden dafür sorgen. Die Stadtverwaltung hat zuletzt mehrfach betont, eine gründliche Sanierung stehe im Vordergrund. Nur dauert diese eben.

Die Ladenbesitzer hoffen jetzt, dass wenigstens das Weihnachtsgeschäft wieder ungetrübt verlaufen kann. "Wir schreien alle Hurra", sagt Daniela Schulte. Wenn es wirklich bis Mitte November klappen sollte.


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