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Der Streuobst-Club presst Apfelsaft

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Leutkirch / sz - Annabell Grimm nimmt einen großen Schluck aus ihrem Plastikbecher. "Lecker", sagt sie und lacht. Im Hintergrund knattert und rattert die "Saft-Moschte". "Das sind unsere Äpfel, die da verarbeitet werden", fährt die Fünftklässlerin fort. Stolz zeigt sie auf die Ausbeute. Etwa 1200 Kilogramm haben Erst- und Fünftklässler der Leutkircher Gemeinschaftsschule auf ihrer Streuobstwiese bei Herlazhofen eingesammelt.

Am Mittwochvormittag, am "Moscht-Tag", werden die Früchte vor der Schule zu etwa 700 Litern Apfelsaft gepresst. Während Lehrer Christoph Carus große Säcke mit bunten Äpfeln in die mobile Anlage schüttet, schauen seine Schüler aufgeregt zu. "Hier wird das Obst gewaschen und aussortiert", erklärt er. Angefangen hatte alles mit dem Streuobst-Club, der zum Start der neuen Gemeinschaftsschule gegründet wurde. 14Schüler nehmen daran teil. Verantwortlich ist Carus. "Weil ich auch studierter Forstwirt bin, passt das", sagt er. Einige Meter weiter arbeiten Annabell Grimm, Vanessa Pfau, Thomas Schuckart und Co. an der "Saft-Moschte". Mit Arbeitshandschuhen packen die Fünftklässler den Abfall, den Apfeltrester, in kleine Säcke ein.

Saft wird auf 78 Grad erhitzt

"Er wird als Dünger oder zur Wildfütterung verwendet", sagt Carus. Den Schülern gefällt’s. "Das macht Spaß", sagen sie. Nachdem die Äpfel ausgepresst wurden, wird der Saft erhitzt. "Das ist wichtig, sonst gibt es Most", sagt Simon Schreck. Er kenne sich da aus, fährt der Siebtklässler fort. "Denn zu Hause haben wir auch Apfelbäume, und wir machen auch Most", sagt der Zwölfjährige. Gespannt verfolgt er den Pressvorgang. "Das ist interessant", sagt Schreck. Auch viele weitere Schüler schauen zu – und helfen mit. Nachdem das Obst gewaschen und sortiert wurde, wird es zerkleinert und gepresst, dann auf 78Grad erhitzt. Danach in Fünf-Liter-Kartons abgefüllt. Ein Jahr lang hält der Saft in den Kartons, geöffnet zwei Monate.

"Unser Apfelsaft wird von unserer Schülerfirma auch verkauft", sagt der stellvertretende Schulleiter Jan Gesierich-Kowalski. 7,50 Euro koste der Karton. Gekauft werden kann er im Sekretariat. "Das eingenommene Geld fließt wieder in unsere Streuobstwiese", so Gesierich-Kowalski weiter. Seit Januar pachte die Schule die Fläche bei Herlazhofen. Dreiviertel der Pacht übernimmt die Europäische Union – "zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Obstsorten", sagt der Konrektor.

Auch die Umweltstiftung der Sparkasse unterstütze mit, und der Bauhof der Stadt, der grobe Mäharbeiten übernimmt. "So arbeiten alle Hand in Hand", sagt Gesierich-Kowalski. Der ehrenamtliche Jugendbegleiter, Helmut Hirt, ein ehemaliger Lehrer und Imker, engagiere sich ebenfalls sehr. Zu ihrer Streuobstwiese bei Herlazhofen marschierten die Erst- und Fünftklässler vor einigen Tagen zu Fuß, um dort die Äpfel einzusammeln. "Sie arbeiteten hart für ihren Apfelsaft", fährt Gesierich-Kowalski fort. Die Streuobstwiese selbst diene als Außenanlage für den Bio-, Heimat- und Sachkundeunterricht der Klassen eins bis zehn.

Auch Bürger kommen vorbei

Um 8 Uhr geht die Apfelsaft-Aktion an der Gemeinschaftsschule los – bis in den Nachmittag hinein werden Äpfel gepresst. Auch Bürger aus Leutkirch und der Umgebung kommen vorbei. So wie Resi und Lothar Pohl. Langsam platzieren sie ihren Anhänger. Etwa 300 Kilogramm Äpfel befinden sich darauf. "Das gibt etwa 175 Liter Saft", sagt Lothar Pohl. "Seit etwa fünf Jahren machen wir das schon", fährt er fort. Der Apfelsaft schmecke gut, seine Frau trinke ihn oft mit Tee. Die Apfelreste verwende er für ein geplantes Hügelbeet, sagt Pohl und zeigt auf die vollen Säcke.

Dahinter stehen bereits die Erstklässler bereit. Sie alle wollen Apfelsaft. "Wir haben in dieser Woche das Thema Apfel im Unterricht", erzählt Klassenlehrein Edith Mager. Sie stimmt das Apfellied an. Mia, Frieda und Emma singen kräftig mit. Als Belohnung gibt’s den Apfelsaft.

"Das habt ihr gut gemacht", lobt Markus Fischer. Er betreibt die mobile "Saft-Moschte". Seit zwölf Jahren gibt es das Geschäft. Besuche bei Schulklassen stehen oft auf dem Programm. "Unser Anliegen ist es, den Kindern zu zeigen, wie Lebensmittel produziert werden", sagt Fischer. Ab einer Menge von 3000 Litern kann die "Saft-Moschte" bestellt werden. "Deshalb kommen meistens mehrere Kunden zu einem Platz", fährt Fischer fort. Wie in Leutkirch. Zehn bis 15 Leute nutzen am Mittwoch die Saftpresse vor der Gemeinschaftsschule.

Fischer nimmt einen Apfel in die Hand und erklärt: "Gute, reife, gemischte Äpfel ergeben den besten Saft." Er probiert die Leutkircher Kreation: "Das ist ein guter Saft, ich bin zufrieden." Auch den Schülern und Lehrern schmeckt’s. "Bei unserem täglichen gemeinsamen Essen wird es künftig unseren selbst gemachten Apfelsaft geben. Das freut die Schüler sicher sehr", sagt Konrektor Gesierich-Kowalski.


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