Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Trossingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808

"Unterwegs" erlebt man Sonderbares

$
0
0

Leutkirch / sz - Mit Uli Böttchers Auftritt "unterwegs" starteten die Leutkircher Kleinkunsttage, veranstaltet von der vhs Leutkirch und Larifari. Bernd Dieng vom Kleinkunstteam begrüßte das Publikum und stellte den Kabarettisten dieses Abends vor.

Uli Böttcher, ein Schauspieltalent mit großer Erfahrung und eigenem Theater, bot in der Festhalle einen äußerst unterhaltsamen und amüsanten Abend. Mal sanft charmant, mal kräftig zupackend lässt er schon zu Beginn an sein Muster erkennen. Dialoge mit dem Publikum: "Wer hatte den weitesten Weg hierher?" oder später "Wer war schon einmal in ..?" bringen ihn zur Hochform, wenn er schlagfertig und geistreich die Zurufe pariert. Hier wird die Stärke seines Improvisationstalents deutlich, spontan, weg vom Programmschema. Und so ist er "unterwegs", mit allen möglichen Verkehrsmitteln, rund um den Globus, nach Schweden, Peru oder Tansania. Überall begegnen ihm Menschen, die ihn zu Ausflügen in den Bereich der menschlichen Psyche mit all ihren Besonderheiten führen, mit Geschichten, die wir so oder ähnlich aus unserem eigenen Leben kennen und die deshalb doppelt erheiternd wirken.

Menschen sind unterwegs auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Da macht man kuriose Erfahrungen, auch die, dass Realität und Romantik nicht zusammengehen. Wenn er etwa in Daressalam ankommt und statt des erwartet erhabenen Gefühls eindrucksvoller Umgebung nur das Geschrei der Taxifahrer wahrnimmt. Dann ereilt ihn auch noch das Ende Beziehung zu einem Mädchen zwischen Erotik und Esoterik, nach einer Fahrt auf einer schwankenden Ziegenfähre. Übelkeit lässt sich kaum drastischer darstellen. Und erst das Kapitel mit dem Kühlschrank, in dem es so aussieht wie im eigenen Leben mit einer Gemüseschublade, die mit der Nachbarschaft Ähnlichkeiten aufweist. Hier beherrscht er wieder das Spiel mit dem Publikum als brillanter Unterhalter.

Weiter geht es mit den abstrusen unsinnigen "Selfi-Bildern", Hintergrund nicht erkennbar. Schon das "unterwegs" sein im Zug birgt Kurioses, laute Handygespräche oder Smartphon-Musik der Reisenden. Traut man sich zu sagen: "Ausmacha oder Gosch voll?" Alltagserscheinungen, gut beobachtet und gekonnt auf die Schippe genommen. Wie die geisterhafte Szenerie am Bahnsteig in Herrenberg zur mitternächtlichen Stunde oder das Sitzen am Vierertisch im Zug mit dem mulmigen Gefühl der gegenseitigen Nichtbeachtung.

So ging es von einer Hintergründigkeit zur anderen: Halten Blähungen eine Zweisamkeit aus? Oder die neueste Technik einer Antimücken-App. Auch hat die überbordende Technik ins Auto Einzug gehalten mit "key-less-System", pausenlosen Alarmpiepsern, Hinweisen und Mahnungen am Display der Mittelkonsole. Mit dieser Zugabe beschloss Böttcher seinen Auftritt, mit dem er das Publikum über zwei Stunden begeisterte. Großer und verdienter Applaus.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808