Leutkirch / sz - 24 Schüler, zwei Lehrer, ein Ziel: eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike. Was sich die Elftklässler des Leutkircher Hans-Multscher-Gymnasiums (HMG) vorgenommen haben, ist eine große Herausforderung. "Wir hoffen, dass wir das Ziel erreichen", sagt Kenneth Styppa. Am Gardasee wollen die Schüler nach siebentägiger Tour ankommen.
"HMG goes Gardasee" haben sie ihr Projekt genannt. "Wir freuen uns schon sehr darauf", sagt Felix Wurster. Bis es soweit ist, werde regelmäßig trainiert. Techniktraining, Fitnesskurs, Leistungstest – "Wir bereiten uns sehr gut auf die Alpenüberquerung vor", sagt Styppa. Gemeinsam fahre die Gruppe bereits jetzt über kleinere Berge. Auf und ab – über Geröll und Wurzelstöcke. "Unser Trip wird anspruchsvoll", fährt der 16-Jährige fort. 1000 Höhenmeter und 100 Kilometer stehen täglich auf dem Programm. Zwei Lehrer und zwei Begleitpersonen radeln mit. Was alle verbindet: sportlicher Ehrgeiz, Interesse am Fahrradfahren und Spaß an der Sache. Die Idee des Seminarkurses Alpenüberquerung hatten zwei Schüler. Sie fragten bei Lehrer Klaus Zugmaier an, der davon begeistert war. "Er hat auch die nötige Outdoor-Erfahrung und die Lizenz, die Gruppe zu führen", sagt Styppa. "Denn wir machen ein spezielles Schulprojekt, keinen Wandertag", so der 16-Jährige weiter.
Derzeit werden Sponsoren gesucht. Bis zu 500Euro kostet die Alpenüberquerung pro Person. Viel Geld, das die Elftklässler selbst aufbringen müssen. "Deshalb besuchen wir Fahrradhändler, Fahrradmessen und schreiben große Outdoor-Firmen an", sagt Wurster. Das Ziel: Geld- oder Sachspenden. "Weil wir auch bei der Übernachtung sparen müssen, werden wir campen", sagt Styppa. Deshalb benötige die Truppe gute Zelte und warme Schlafsäcke.
Neben dem sportlichen Aspekt, stecke auch etwas wissenschaftliches hinter dem Projekt. "Wir müssen eine wissenschaftliche Arbeit darüber schreiben", sagt Styppa. Marketing, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit – Themen gebe es viele. Auch einen Imagefilm haben die Schüler bereits gedreht, der soll bei der Sponsorensuche helfen. Die Sponsoren selbst werden auf verschiedenen Internetplattformen wie einer eigenen Homepage, Youtube und Facebook sowie auf dem Radtrikot und in der wissenschaftlichen Arbeit erwähnt. "Es steckt viel Arbeit dahinter, wir benötigen viel Zeit und Herzblut", fährt Styppa fort. Etwa vier Stunden außerhalb des Unterrichts verbringen die Schüler mit Training und Sponsorensuche. Drei Schulstunden Seminarkurs fallen zusätzlich wöchentlich an. "Wir haben sehr viel Arbeit außerhalb unserer Schulzeit", sagen die Elftklässler. Bei anderen Seminarkursen sei das anders.
Dennoch haben sie die Teilnahme am Projekt noch nicht bereut. "Es ist es wert", sagt Styppa. Als kleines Unternehmen beschreibt er das Vorhaben. Die Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, die Selbstständigkeit gefördert. Wenn genügend Geld zur Verfügung steht, wird der Verlauf der Reise festgelegt. Fest steht bereits, von hier geht es los, über die Alpen bis an den Gardasee. Dort werde einen Tag lang entspannt, dann führt die Fahrt mit dem Auto zurück nach Leutkirch. Überhaupt sei während der Überquerung ein Begleitfahrzeug dabei. Essen und Kleidung werden darin transportiert.
Um als Gruppe zusammenzuwachsen, machen die Schüler derzeit gemeinschaftsbildende Übungen. "Es sollen sich alle untereinander gut verstehen, das erleichtert das Vorhaben", sagt Styppa. Er und seine Seminarkurskollegen sind sich einig: Wird jemand während der Alpenüberquerung verletzt oder fällt wegen sonstiger Dinge aus, brechen alle anderen ab. "Entweder alle oder keiner", sagt Wurster. Die Alpen überquert hat in der Gruppe bislang niemand. Auch den Seminarkurs gab es am HMG noch nicht. Den Winter über werden die Schüler im Fitnessstudio trainieren. Im Frühjahr geht es dann wieder raus in die Allgäuer Berge.
Zwei Tage werden die Elftklässler für ihre Tour von der Schule befreit, die restlichen Tage werden in die Pfingstferien gelegt. Was sich die Schüler wünschen: gutes Wetter. Weil sie mit ihrem Projekt auch helfen wollen, haben sich die Elftklässler etwas Besonderes ausgedacht. "Da wir für unsere Alpenüberquerung lernen müssen, wie man Fahrräder repariert, hatten wir die Idee für das Hilfsprojekt", sagt Natalie Ehrl.
Eltern und Schüler wurden angeschrieben und nach alten, kaputten Fahrrädern gefragt. "Diese wollen wir dann reparieren und Asylbewerbern zur Verfügung stellen. Außerdem wollen wir den Flüchtlingen das Fahrradfahren beibringen", fährt Ehrl fort. "So können wir unsere Alpenüberquerung mit der aktuellen Thematik verbinden. Das ist schön."