Die geplante Errichtung von drei Mehrfamilienhäusern im neuen Baugebiet Isnyer Straße West in Leutkirch stößt nicht nur bei den Anwohnern auf Widerstand. Auch im Gemeinderat fanden am Montagabend die vorgesehenen Höhen nur knapp eine Mehrheit.
Die Mehrgeschosser sollen an der nördlichen Seite des Baugebiets direkt im Anschluss an die bestehende Bebauung entstehen.
Ein Antrag von Stadtrat Gottfried Härle (Leutkircher Liste/LL), die Höhe dieser von der Leutkircher Bank als Bauträger geplanten Gebäude auf zehn Meter statt wie bisher auf 12,50 Meter zu beschränken, fand die Zustimmung von 13 Räten von Bürgerforum Abel, Leutkircher Liste, Freie Wähler und SPD. Die 15 anwesenden Stadträte von CDU und Unabhängig offener Liste (UOL) stimmten dagegen.
„Kommt nicht in Frage“
Zehn Meter seien hoch genug, sagte Härle zuvor in der Diskussion und verwies auf eine seiner Meinung nach ansonsten entstehende Riegelstellung der Gebäude sowie auf den Schattenwurf auf angrenzende Häuser. Zehn Meter seien ursprünglich auch vorgesehen gewesen, nun aber für ihn überraschend auf 12,50 Meter vergrößert worden. „Das kommt aus Sicht meiner Fraktion nicht in Frage“, stellte Härle klar.
Die Erhöhung der Gebäude kam auf Wunsch des Bauherrn, der Leutkircher Bank, zustande, geht aus den Unterlagen hervor. Da aber gleichzeitig die Wandhöhe von zehn auf neun Meter verringert worden sei und das Dachgeschoss nun um 1,5 Meter zurückversetzt werden muss, sei das Projekt „durchaus vertretbar“, entgegnete Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Den Vorwurf einer Riegelstellung wies er mit Verweis auf die festgesetzten Abstände der Mehrgeschosser untereinander und zur angrenzenden Bebauung zurück. Diese Abstände seien sogar größer als gesetzlich vorgeschrieben.
12 dafür, 16 dagegen
Ähnlich knapp lehnte der Gemeinderat eine Erhöhung der vom Bauherrn geplanten Anzahl an Parkplätzen für die Bewohner ab. Burkhard Zorn (LL) wollte für die Mehrgeschosser pro Wohnung 2,0 Stellplätze festgeschrieben wissen, statt wie bisher geplant 1,7. Zwölf Räte stimmten dafür, 16 dagegen.
Zorn regte zudem auf Anregung von Bürgern an, dass die Bebauung einheitlich gestaltet werden sollte und „nicht so chaotisch“ wie in einigen anderen Gebieten in der Stadt. Dies sei eine Frage, ob man „uniformistisch oder individuell“ bauen lassen, entgegnete OB Henle und machte keinen Hehl daraus, dass ihm individuell lieber sei.
Erschließung „im Eiltempo“
Härle wie auch Walter Braun (Freie Wähler) sowie Anwohner zeigten sich auch überrascht, dass die Erschließung des Gebiets „im Eiltempo“ (Braun) bereits begonnen hat. Dies sei mit den zuständigen Behörden abgestimmt, durchaus üblich und völlig in Ordnung, so Henle.
Stadtplaner Claudio Uptmoor erläuterte zudem unter anderem, dass der Bereich zwischen Marienhof und Öschweg vorerst nicht bebaut wird, bis der neue Flächennutzungsplan beschlossen und rechtliche Sicherheit gewonnen ist. Auf Anfrage von Braun bestätigte er auch, dass das gesamte Gelände des Baugebiets um bis zu einen Meter erhöht wird, um das Höhenniveau der Isnyer Straße zu erreichen.
Plan liegt nochmals zur Einsicht aus
Der von der Stadtverwaltung eingebrachte, in einigen Punkten geänderte Bebauungsplan wurde schließlich mit 19 Ja- bei neun Nein-Stimmen (Abel und LL) genehmigt. Er wird nun nochmals zwei Wochen zur Einsicht ausliegen.
Anwohner klagen ihr Leid
In der Bürgerfragestunde klagten Anwohner des Baugebiets ihr Leid. „Sie sperren uns alle weg“, sagte eine Anwohnerin mit Blick auf die geplanten Mehrgeschosser, die ihrer Meinung wie ein Riegel wirken. Zudem sei derzeit der Baulärm grenzwertig. Bis 20 Uhr und auch am Wochenende würde Material angeliefert. „Garten und Terrasse sind nicht mehr nutzbar, die Fenster müssen geschlossen bleiben“, schilderte ein Anwohner die Situation. OB Henle wies den Vorwurf der Riegelstellung zurück, versprach aber, mit der Baufirma zu reden, damit diese zumindest die üblichen Arbeitszeiten einhält.
Straßennamen festgelegt
Nicht öffentlich hat der Gemeinderat die Straßennamen für das neue Baugebiet Isnyer Straße West beschlossen. Folgende wurden festgesetzt: Maria-Burger-Weg, Lilo-Gollowitsch-Weg, Josef-Feger-Weg, Josef-Siedler-Weg und Eberhard-Joser-Weg. Die Verlängerung der Ufhofer Straße zur Isnyer Straße wird als „Ufhofer Straße“ beibehalten. Gleiches gilt für den Öschweg. Die Hausgruppe um den ehemaligen Marienhof soll als Straßenname „Marienhof“ erhalten.
„Nicht öffentlich wurde über die Benennung der Straßennamen diskutiert, weil Leutkircher Persönlichkeiten als Namensgeber ausgewählt wurden. Hier wäre bei öffentlicher Diskussion die Wahrscheinlichkeit groß gewesen, Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Die nun ausgewählten Persönlichkeiten leben zwar nicht mehr, trotzdem gibt es auch ein postmortales Persönlichkeitsrecht“, so Pressesprecher Thomas Stupka auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung.