Leutkirch / mil - Angst um ihre Gesundheit haben derzeit die Ottmannschofer Bürger: „Wir sind nicht bereit, an dem Großversuch ,Auswirkungen von Mobilfunksendern auf die menschliche Gesundheit’ teilzunehmen.“ Diesen klaren Standpunkt vertraten vier Vertreter der Dorfgemeinschaft – Eva Tauer, Vinzenz Bernhard, Wolfgang Jakob und Thomas Mahle – am Mittwochabend im Rathaus gegenüber Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Bürgermeister Martin Bendel.
Knapp 150 Unterschriften überreichten sie den Leutkircher Oberhäuptern. Somit sind mehr als 90 Prozent der Erwachsenen des Dorfs gegen den Bau eines Sendefunkmasten der Firma Vodafone auf dem Ottmannshofer Wasserturm.
Um die sogenannten „weißen Flecken“ entsprechend mit schnellem Internet versorgen zu können, plant der Mobilfunkriese den Bau eines Sendemasten mit einer Reichweite von bis zu 15 Kilometern auf dem Wasserturm. Vor gut vier Wochen waren bei einer Informationsveranstaltung der Stadt in Ottmannshofen bereits Stimmen gegen das geplante Vorhaben laut geworden.
Zwischenzeitlich formierten sich die betroffenen Bürger. In einem Brief an Verwaltung und Gemeinderäte verliehen sie ihren „Bedenken und Ängsten bezüglich der geplanten Errichtung der Mobilfunkanlage auf unserem Wasserturm in Ottmannshofen“ Ausdruck. Erneut griffen die Bürger die Grenzwerte für Strahlenbelastung in Deutschland und weisen drauf hin, dass diese in der Schweiz nur einen minimalen Bruchteil ausmachten.
Einer „Zwangsverstrahlung“ stehe das Menschenrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung (Grundgesetz) gegenüber, argumentierten die Ottmannschofer im Weiteren. Die von solchen Sendemasten ausgehende Feldbelastung sei nie realistisch zu berechnen, da beispielsweise „in weiterer Entfernung durch Reflexion und Interferenzen (Überlagerung) teilweise höhere Feldbelastungen entstehen können als in näherer Umgebung“. Mittlerweile mahne die WHO zur Vorsicht und rate zur persönlichen Strahlenreduzierung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Auch der Europarat habe im Mai 2011 einen Kurswechsel beim Handyfunk gefordert. Woraufhin die Regierungen aufgefordert worden seien, „alles Erdenkliche zu tun, um die Strahlenbelastung zu reduzieren“, ließen die Dorfvertreter wissen.
Auch eine Belastung des Grundwasser befürchten die Bürger. So habe der Japaner Emoto (Autor des Buches „die Botschaft des Wassers“) anhand von Kristallbildern nachgewiesen, dass eine Strukturveränderung von angefrorenen Wasserkristallen durch den Einfluss von Mobilfunkstrahlen stattfindet. „Eine negative Beeinträchtigung unseres Trinkwassers kann nach unserem Dafürhalten aufgrund vorgenannter Feststellungen von Emoto nicht ausgeschlossen werden.“
Angst vor Krebserkrankungen
Eine mögliche Zunahme von Hirntumoren und leukämischen Erkrankung bereiteten im Dorf ebenfalls Angst. Und, im Einflussbereich von Mobilfunkanlagen seien bei Rinderbeständen gehäuft Fehl- und Totgeburten festgestellt worden, so die vier Vertreter. Und schließlich handle es sich beim Gebiet um den Wasserturm um ein Natur- beziehungsweise Artenschutzgebiet.
Fazit: In Ottmannshofen dürfe nicht bestrahlt werden, nur „damit alle Bereiche von Leutkirch zugunsten des Anbieters Vodafone handytechnisch erschlossen werden“. Einzige Alternative aus Sicht der Dorfbewohner: das Glasfaserkabel.
Henle und Bendel versicherten, die Gesundheit der Menschen lägen ihnen sehr am Herzen. Bezüglich der Grenzwert-Debatte beriefen sie sich jedoch auf die wissenschaftlichen Ergebnisse des Bundesamts für Strahlenschutz. Diesen zufolge sei die Strahlenbelastung für Mensch, Tier und Fauna unbedenklich.
Eine endgültig Entscheidung obliegt nun dem neuen Gemeinderat. Nicht vor September sei diese zu erwarte, so OB Henle.
Ein Vortrag von „Diagnose-Funk“ zum Thema Strahlenbelastung geht am Mittwoch, 17. September, in der Alten Schule in Ottmannshofen über die Bühne. Veranstalter sind die Bürger selbst.