Leutkirch / sz - Mit dem dritten Konzert ist am Mittwochabend, wegen schlechten Wetters nicht im Innenhof des Museumshofs, sondern im Bocksaal, die Reihe „Jazz im Museumshof“ zu Ende gegangen. Erfreulicherweise waren viele Zuhörer an diesem Abend erschienen, um die „Hardt Stompers“ zu erleben.
Die sechs Musiker, Günter Friedhelm (Cornet, Gesang), Hans-Dieter Korger (Banjo und Bandleader), Manfred Schütt (Klarinette, Saxophon, Querflöte, Gesang), Wolfgang Schenk (Posaune, Gesang), Karl-Otto Schmidt (Tuba, Kontrabass) und Karl-Hermann Geiger (Schlagzeug), haben sich dem Oldtime-Jazz verschrieben, sie bevorzugen den klassischen New Orleans-Stil des frühen Louis Armstrong.
Militärkapellen als Vorbilder
Die Geburtsstätte des Jazz ist New Orleans allemal. Um das Jahr 1900 bestimmten die Schwarzen und Kreolen das Leben der Stadt. Vorbild für die Gründung von Bands waren damals die weißen Militärkapellen, wobei die typischen schwarzen Merkmale ihrer Musizierweise auf die Instrumente übertragen wurden. Louis Armstrong wurde 1901 in Storyville, dem berühmt-berüchtigten Vergnügungsviertel von New Orleans, geboren. Er erhielt in einer Jugendfürsorgeanstalt die Möglichkeit, Kornett zu spielen und wurde rasch zum besten Jazzmusiker von New Orleans. Mitte der 20-er Jahre gründete er die „Hot Five“ und die „Hot Seven“, in dieser Zeit entstanden die klassischen New-Orleans-Aufnahmen. 1971 starb er.
Die Hardt Stompers vermittelten in all ihren Nummern das expressive Blues-Feeling, wobei die sogenannten „blue notes“ diese typische Stimmung verstärkten. Günter Friedhelms Gesang kann man als kehlig-rau bezeichnen. Wer Aufnahmen des legendären Louis Armstrong gehört hat, kann ihm nur attestieren, dass er ihm recht nahe kommt. Die mitreißende Spielweise von Manfred Schütt an seinen Holzblas-Soloinstrumenten stellte sicherlich den Glanzpunkt des Konzerts dar. Synkopenreich, gegen den Beat gerichtet, agierte die Rhythmusgruppe und geriet niemals ins Wanken.
Musikalisch hatte innerhalb der Melodiegruppe die Trompete eine gewisse Führungsrolle. Die Klarinette umspielte in unaufhörlichem Auf und Ab die Melodie, während die Posaune eine tiefere Gegenstimme blies und vor allem durch ausladende Glissandi von unten nach oben auffiel. In den Kollektivimprovisationen, bei denen alle Instrumente gleichzeitig phantasieren, belegte die Combo ihren Einfallsreichtum, bei der Solo-Improvisation überragte vor allem der Klarinettist in unnachahmlicher Manier und markanter Tonsicherheit, technisch hochwertig.
Verjazzte deutsche Schlager
Begonnen hatte das Konzert bereits recht lebendig und in der Form, dass das Sextett munter in den Bocksaal marschierte und dadurch bereits die lockere Richtung des Abends vorgab. Kurzweilig auch deswegen, weil Günter Friedhelm mit kleinen, manchmal etwas langwierigen Anekdötchen, zwischen den Nummern unterhielt. Auch gelegentliche Abstecher in verjazzte deutsche Schlager gab es zu bestaunen: „Ich lass’ mir meinen Körper schwarz bepinseln.“ Die Peitschenschwinger beim Löschen der Schiffsladung um die Arbeiter anzutreiben, die „hot lips“ oder der ulkige Kehrwochen-Blues trafen den Geschmack des Publikums.
Das allseits bekannte „Mein kleiner grüner Kaktus“ , die „Moritat des Mackie Messer“ oder ein Lied aus dem Dschungelbuch setzten dem Abend die Krone auf und ließen selbst weniger eingefleischte Dixieland-Sympathisanten mitsummen. Ein Abend der locker-lustigen Unterhaltung, im Gesamtpaket für die Fans von Dixie ansprechend und aus diesem Grunde ein passender Abschluss des Leutkircher Sommerjazz.