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Laurin und andere Krebspatienten hoffen auf Spender

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Leutkirch / sce - Alle 16 Minuten erhält in Deutschland ein Patient die Diagnose „Blutkrebs“. Unter den Erkankten sind viele Kinder und Jugendliche. Auch der siebenjährige Laurin aus Leutkirch hat im vergangenen März diese schockierende Diagnose erhalten. Er leidet an akuter lymphatischer Leukämie, einer besonders aggressiven Form von Blutkrebs. Um ihm und anderen Patienten zu helfen, lädt die gemeinnützige Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Sonntag, 21. September, zu einer Registrierungsaktion in die Leutkircher Festhalle. Zwischen elf und 16 Uhr können sich gesunde Spendenwillige zwischen 17 und 55 Jahren registrieren lassen, auch Geldspenden sind willkommen, um die Typisierungen finanziell zu ermöglichen. Die Schirmherrschaft der Aktion hat Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle übernommen.

„Laurin war ein ganz normal entwickeltes, fröhliches und agiles Kind“, berichtet Mutter Julia Kneipp. Doch von einem Tag auf den anderen wird das Leben der Familie auf den Kopf gestellt: Nach dem Fußballtraining klagt der Siebenjährige über Schmerzen in Armen und Beinen und bekommt hohes Fieber. Drei Tage später nimmt der Kinderarzt Blut ab, das Blutbild ist auffällig und wird bei der Kontrolluntersuchung tags darauf so schlecht, dass er Laurin umgehend in die Uniklinik nach Ulm überweist. Dort folgt noch am selben Tag die nächste Untersuchung – mit noch schlechteren Werten und einem niederschmetternden Ergebnis: „86 Prozent Krebszellen im Blut“, erfahren die entsetzten Eltern. Eine Hochrisiko-Form der Leukämie, die unbehandelt ganz schnell tödlich verläuft.

Doch auch die Behandlung in den folgenden Wochen und Monaten, eine aggressive Chemotherapie, stellt Laurin und seine Eltern auf eine harte Probe. Die gefürchteten Nebenwirkungen bleiben nicht aus, doch wenigstens schlägt die Behandlung an, eine Stammzellentransplantation ist bislang noch nicht notwendig. „Aber das Risiko besteht immer, dass die Chemo abgebrochen werden muss und Laurin eine Knochenmarkspende braucht“, schildern Lars und Julia Kneipp ihre Sorgen. Zudem bestehe auch in Zukunft ein erhöhtes Risiko für einen Rückfall, „dann kommt man um eine Stammzellenspende nicht mehr herum.“ Und dann kann Laurin nur überleben, wenn es irgendwo auf der Welt einen Menschen mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen im Blut gibt, der zur Stammzellenspende bereit ist.

Um ihm und allen anderen Blutkrebspatienten zu helfen, organisiert die Familie zusammen mit Freunden und der DKMS die Registrierungsaktion am 21. September in der Leutkircher Festhalle. Und viele helfen mit: Der FC Leutkirch übernimmt die Bewirtung, die DRK-Ortsgruppe sorgt für die medizinische Betreuung, der Vater von Laurins bestem Freund ist als federführender Arzt vor Ort. Mit rund 100 Freiwilligen rechnen Lars und Julia Kneipp und hoffen auf eine möglichst rege Teilnahme von Spendenwilligen. „Ob 100 oder 1000 – jeder ist ein Gewinn“, sagen die Eltern, denn jeder einzelne Spender erhöhe die Wahrscheinlichkeit, übereinstimmende Gewebemerkmale zu finden.

Die Registrierung selbst dauert „maximal zehn Minuten“, wie Yvonne Renz von der DKMS bei einer Pressekonferenz gestern im Leutkircher Rathaus versicherte. An verschiedenen Stationen sind zunächst die schriftlichen Formalitäten zu erledigen, dann werden fünf Milliliter Blut („ein Teelöffel“) aus der Armvene entnommen, und an der letzten Station wird das Blutröhrchen zusammen mit der Einverständniserklärung abgegeben. Neben der Bereitschaft zur Registrierung hoffen die Initiatoren aber auch auf Geldspenden, denn jede einzelne Typisierung kostet 50 Euro. Die Blutproben würden ausschließlich auf Gewebemerkmale untersucht und anschließend anonymisiert an das zentrale Knochenmarkspenderegister weitergeleitet, erklärt Yvonne Renz und fügt hinzu: „Wir brauchen viel Geld.“

Bislang gebe es bei der DKMS exakt 507 registrierte Knochenmarkspender aus Leutkirch, „drei davon haben bereits gespendet“, sagt die DKMS-Vertreterin. Mindestens verdoppeln möchte man diese Zahl bei der Aktion am 21. September und hofft, auch die Leutkircher Firmen mit ins Boot holen zu können. Für jeden Mitarbeiter, der sich registrieren lässt, könnte der Betrieb dann die 50 Euro Typisierungskosten übernehmen, so die Idee.

Schirmherr OB Henle, selbst übrigens bereits registriert, ruft die Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf, sich möglichst zahlreich an der Aktion zu beteiligen. Auch eine Form, an diesem Sonntag „christliche Nächstenliebe“ zu praktizieren, wie er findet.

Spenden für Laurin und andere Blutkrebspatienten können auf das DKMS-Spendenkonto bei der Raiffeisenbank Ravensburg überwiesen werden: IBAN DE03650625770085326003.


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