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Faszination Heißluftballon

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Leutkirch / sz - Ende des 18. Jahrhunderts haben die Brüder Joseph Michel und Jacques Étienne Montgolfier herausgefunden, dass warme Luft leichter ist als kalte. Diese Erkenntnis nutzten die beiden Franzosen, um ab Mitte der 1770er Jahre in teilweise sehr waghalsigen Selbstversuchen Stück für Stück den Heißluftballon zu entwickeln. Im Jahr 1783 ließen die Brüder einen unbemannten Heißluftballon aus Leinwand in die Lüfte steigen, der auf einer Höhe von 2000 Metern und mit einer Flugdauer von zehn Minuten den Anfang der Heißluftballonfahrt darstellt.

Seit den Brüdern Montgolfier sind die Luftgefährte stetig verbessert worden und sicherer geworden. Die Faszination Heißluftballon ist seitdem ungebrochen. Auch Danny Weimer und Peter Gerster von Air and Fun aus Leutkirch haben sich dem Heißluftballonfahren verschrieben und wollen mit dem Medienballon von Schwäbisch Media den Menschen vom Allgäu bis zum Bodensee die Region aus einem anderen und faszinierenden Blickwinkel zeigen.

Doch wie funktioniert überhaupt das Ballonfahren? Was ist in der Vorbereitung zu beachten, und aus welchen Bestandteilen besteht ein Heißluftballon? Danny Weimer, Geschäftsführer von Air and Fun, hat der SZ die Einzelheiten seines Hobbys erklärt.

Der Ballon

Grundsätzlich besteht ein Heißluftballon aus zwei Teilen: Korb und Ballonhülle. Der Korb ist aus einem Peddigrohr-Weidengeflecht angefertigt, das mit Drahtseilen verstärkt ist und rund 112 Kilogramm wiegt. Der Korb des Medienballons hat Platz für sechs Personen und einer Traglast von 450 Kilogramm. Die Hülle des Ballons, die mit Drahtseilen mit dem Korb verbunden ist, hat eine Höhe von 28 Metern und einen Durchmesser von 21 Meter. In ihr befinden sich im gefüllten Zustand rund 4500 Kubikmeter Luft. Die Ballonhülle, mit einem Gewicht von rund 175 Kilogramm, besteht aus einem extrem reißfesten und wärmebeständigen Nylongewebe. Zwei Gasbrenner mit je einer Leistung von 3000 Kilowatt sorgen dafür, dass die Hülle des Heißluftballons mit heißer Luft gefüllt ist.

Die Vorbereitung

„Das A und O vor jeder Ballonfahrt ist die sorgfältige Beobachtung des Wetters“, sagt Danny Weimer. „Da ist es meiner Meinung nach ratsam, lieber einmal mehr den Termin der Fahrt zu verschieben, als bei unklaren Wetterbedingungen in die Luft zu gehen.“

Neben möglichst klarer Sicht sei es besonders wichtig, dass es trocken ist und der Bodenwind nicht mehr als 15 Stundenkilometer betrage, erklärt er. Bei passenden Wetterbedingungen machen Danny Weimer, Peter Gerster und das restliche Team von Air and Fun mit den Passagieren einen Treffpunkt zwischen Allgäu und Bodensee aus. Dieser sei von der Windrichtung abhängig: Bei Westwind werde vom Bodensee aus gestartet, bei östlichem Wind vom Allgäu aus. Gefahren wird in den Sommermonaten morgens bei Sonnenaufgang oder in den Abendstunden rund drei Stunden vor Sonnenuntergang.

Nachdem das Team von Air and Fun und die Passagiere am Abflugort eingetroffen sind, beginnt die eigentliche Vorbereitung für die Fahrt. Eine mehrseitige Checkliste wird abgearbeitet und der Heißluftballon, der einmal jährlich von einem luftfahrttechnischem Betrieb geprüft wird, aufgebaut. „Eine halbe Stunde dauern die Vorbereitungen vom Öffnen des Anhängers bis zum Abflug“, sagt Weimer. Kurz vor dem Abheben werden nochmals die Wetterbedingungen geprüft, dann kann die Fahrt in luftiger Höhe beginnen.

Die Fahrt

Das Prinzip des Heißluftballons ist, dass die Luft im Balloninneren mit Hilfe der Brenner auf rund 100 Grad erhitzt wird. Diese im Vergleich zur Luftatmosphäre nun leichtere Luft sorgt dafür, dass der Ballon in die Höhe steigt. Durch regelmäßige Gaszufuhr wird die Luft in der Hülle wärmer, und der Ballon gewinnt an Höhe.

„Zu Beginn der Fahrt steigen wir auf eine Höhe von rund 1500 Meter. Aus dieser Höhe hat man gleich am Anfang der Fahrt einen faszinierenden Blick auf das Allgäu und die Bodenseeregion. Bei guten Sichtverhältnissen kann man sogar bis ins Alpenvorland und auf die Alpenketten schauen“, sagt Danny Weimer.

Die Fahrthöhe variiert je nach Luftströmungen zwischen 300 und 3000 Meter. Während der rund ein- bis eineinhalbstündigen Fahrt verbrauchen die beiden Brenner zwischen 100 und 120 Kilogramm Propangas, erklärt Weimer. Neben dem Team in der Luft wird der Ballon von einem Team am Boden begleitet, das in Funkkontakt mit den Ballonfahrern steht.

Der Begriff des Fahrens (und nicht Fliegens) stamme ebenfalls aus den Zeiten der Brüder Montgolfier. Damals sei man davon ausgegangen, dass sich der Ballon, ähnlich wie das Schiff, in das „blaue Himmelsmeer“ begebe und deswegen in der Luft fahre, sagt Danny Weimer. Außerdem würde Fliegen bedeuten, dass sich ein Flugzeug oder ein Vogel mit Hilfe von Motoren- beziehungsweise Muskelkraft in der Luft bewege.

Die Landung

Für die Landung wird optimalerweise eine gemähte Wiese gewählt. Nachdem Korb und Passagiere wieder festen Boden unter sich haben, wird die Ballonhülle mit einem Seil auf die Seite gezogen und der Parachute (eine Art Deckel an der Oberseite der Ballonhülle) geöffnet, damit die Luft aus der Hülle entweichen kann.

„Danach ist es wie bei Schlafsack-Einpacken, nur in einer größeren Dimension“, sagt Weimer. Die Ballonhülle wird nun wieder verpackt. Nachdem Korb und Ballonhülle wieder verstaut sind, folgt für alle, die ihren ersten Heißluftballonflug hatten, noch eine Tradition: Sie werden mit einer Urkunde feierlich in den Adelsstand der Ballonfahrer aufgenommen.


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