Leutkirch / mil - Leutkirch, Aichstetten, Aitrach, Bad Wurzach und Isny sind attraktive Wirtschaftsstandorte. Dies belegt der neue Standortindex der Industrie- und Handelskammern Bodensee-Oberschwaben, Reutlingen und Ulm. Spitzenrang fünf belegt dabei der „Mittelbereich Leutkirch“ im Gesamtranking, der diese fünf Gemeinden umfasst. Und zwar bezogen auf den kompletten Regierungsbezirk Tübingen. Erstmals bietet der Standortindex die Möglichkeit, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sogenannter Mittelbereiche zu vergleichen. Spitzenreiter ist Laupheim vor Ulm und Biberach. Auf den Rängen vier und fünf folgen die Mittelbereiche Friedrichshafen und Leutkirch.
Bei der aktuellen sozio-ökonomischen Analyse (Datenerhebung zu den Themengebieten Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Zukunftsfähigkeit, Demografie und Infrastruktur) stehe der Mittelbereich Leutkirch mit Rang sieben im vorderen Drittel, teilen die IHKs mit. Während der Mittelbereich Ravensburg/Weingarten mit Rang fünf das beste Kreisergebnis erzielt. Bei der Zufriedenheit mit den Standortfaktoren (IHK-Standortumfrage) liegen die drei Mittelbereiche Bad Waldsee, Leutkirch und Wangen mit den Rängen fünf, sechs und sieben allesamt im vorderen Drittel des Regierungsbezirks.
Im Gesamtranking belegt der Mittelbereich Leutkirch im Regierungsbezirk Tübingen „einen sehr guten Platz fünf“. Die anderen drei Mittelbereiche nehmen solide Mittelfeldplätze ein: Wangen Rang acht, Ravensburg/Weingarten Rang zehn und Bad Waldsee Rang 13. „Die gute Platzierung des Landkreises Ravensburg führen wir auch auf eine relativ gute Straßenverbindung durch den Ausbau der B 30, B 32 (Amtzell), B 12 (Isny) und der Fertigstellung der A 96 zurück“, interpretiert IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Jany das Ergebnis.
Starker Zuwachs bei Unternehmen
Die dritthöchste Unternehmensdichte im Regierungsbezirk hat der Mittelbereich Leutkirch und weist mit 29 Prozent das drittstärkste Wachstum an Unternehmen seit 2001 aus. Zwar sei der Zuwachs an Beschäftigten mit sechs Prozent im Zeitraum 2002 bis 2012 nur leicht unterdurchschnittlich, im produzierenden Gewerbe jedoch „erfreulich stabil“, sodass die Arbeitslosenquote 2013 mit 2,8 Prozent überdurchschnittlich niedrig ausfiel.
Dagegen weist der Anteil der Beschäftigten im Hightech-Bereich mit 13,7 Prozent den viertniedrigsten Wert im Regierungsbezirk auf. Die Anzahl der Frauen unter den Beschäftigten hat mit sieben Prozent nur unterdurchschnittlich seit 2002 zugelegt.
Punkten kann der Mittelbereich mit seiner sehr guten Autobahnanbindung und einem vergleichsweise geringen Durchschnittsalter von 42 Jahren. Allerdings ist die Bevölkerung schneller gealtert als andernorts. Positiv: Bei der Versorgung mit Grundschulen pro Einwohner hat der Mittelbereich Leutkirch die zweitbeste Quote, ebenso bei der Zahl der Ärzte pro Einwohner.
Nicht als „Absolutum“ begreift Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle die Ergebnisse, wenngleich er sich über die Daten erfreut zeigt. „Unternehmen und Kommunalpolitik sind auf einem guten Weg“, deutet Henle den Standortindex. Das „insgesamt sehr positive Ergebnis“ sporne an, weiterhin daran zu arbeiten, „dass es so bleibt“. Auch in Zukunft sei es wichtig, die Breitbandversorgung auszubauen, Unternehmen zu unterstützen und die Berufsschulstandorte zu sichern.
Als „Hammer“ – im positiven Sinne – wertet Henle die Entwicklung der Anzahl der steuerpflichtigen Unternehmen je 1000 Einwohner. „Von 2001 bis 2011 hat diese um 29 Prozent zugenommen.“ Auf Rang zwei rangiert der Mittelbereich Leutkirch dabei. Wobei die Spanne im Regierungsbezirk Tübingen von Minus fünf Prozent (Albstadt) bis Plus 34 Prozent (Spitzenreiter Wangen) reiche.
Potentiale für den Mittelbereich sieht der OB insbesondere beim Beschäftigungsanteil der Frauen. So könne beispielsweise gezielt darauf hingearbeitet werden, „qualifizierte Frauen in entsprechende Positionen zu bringen“, um auch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch den negativen Pendlersaldo in Höhe von drei Prozent gelte es im Mittelbereich zu korrigieren: beispielsweise durch gezielte Unterstützung der angesiedelten Unternehmen bei der Entwicklung, aber auch durch Neuansiedlungen.