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Von Trüffeln, Steinpilzen und Pfifferlingen

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Leutkirch / win - Durchs Pilze sammeln hat es sich sein erstes Fahrrad verdient. Bereits als Fünfjähriger ging er immer vor der Schule in den Wald, um schöne Exemplare zu finden. Diese verkaufte er dann an den Kaufladen im Dorf. Und auch heute noch geht Michael Benes aus Herrot mindestens einmal in der Woche „pilzen“, wie er sein Hobby nennt.

Sein Wissen habe er von seiner Oma gelernt, sagt der 48-Jährige. Die habe ihn mit drei Jahren zum ersten Mal mitgenommen. In einem Wald bei Gebrazhofen zeigt Benes auf einen Maronenröhrling. „Der ist hier häufig zu finden“, sagt er. Doch durch die Herbstnässe verfaulten derzeit viele Pilze. Überhaupt sei momentan keine gute Zeit, um auf Pilzjagt zu gehen. „Wir haben abnehmenden Mond“, sagt Benes.

Und der Mond sei ausschlaggebend. „Er zieht die Pilze vom Boden raus“, so der Experte weiter. Bei zunehmendem Mond und kurz vor dem Vollmond sei die Beute am besten. Ist der Vollmond vorbei, werden die Pilze schnell wurmig.

An Weiß-Täubling, Hallimasch, Ziegenbart und Bläuling vorbei geht es zu den Herbstpfifferlingen. „Die kann man derzeit mähen, so viele gibt es davon“, scherzt Benes. Pfifferlinge finde man hauptsächlich in einem Mischwald. „Gerade den Bläuling, eine Pfifferlingsart, mische ich gerne mit Pfifferlingen“, so Benes.

Pilz schmeckt wie Galle

Den ersten Pilz, den er jährlich sammle, sei die Frühjahrslorchel Anfang März bis Mitte April. „Das ist ein hervorragender Speisepilz“, sagt der 48-Jährige. Während er erzählt, entdeckt er nebenan einen Gallenröhrling. „Diesen Pilz erkennt man an seinem rosanen Fleisch und seinem bitteren Geschmack“, so Benes.

Er könne leicht mit einem Steinpilz verwechselt werden. „Aber wer einmal eine Soße mit diesem Pilz gegessen hat, mag keine Pilze mehr. Wie der Name sagt, schmeckt er nach Galle“, fährt er fort.

Der Parasol hingegen sei ein sehr guter Speisepilz. Der große Schirmpilz habe unten am Hut ein Rädchen, das man drehen kann.

Bis November geht die Pilzsaison. Dann ist für Benes das Jahr vorbei, sagt er. Die weiteren Monate koche er mit eingefrorenen Pilzen. „Ich experimentiere gerne“, so der 48-Jährige. Egal ob in Sahnesoße, angebraten mit Salz und Pfeffer, als Pilzmischung oder zu Wild und Semmelknödel – Pilze seien leicht zu verarbeiten.

„Gibt man die zuvor mit einer Bürste geputzten und geschnittenen Pilze gefroren in einen Topf, schmecken sie wie frisch gesammelt“, so der Pilzsammler. Weil er nicht alle Pilze essen kann, die er sammelt, verschenkt Benes seine Funde oftmals an Freunde und Bekannte.

Darunter manchmal wahre Schätze. „Einmal habe ich einen weißen Trüffel hier gefunden, weil mich eine Horde von Wildschweinen darauf aufmerksam gemacht hat“, sagt er. Den Fund schenkte er einem Spitzenkoch.

Auch einen 1,8 Kilogramm schweren Steinpilz und zuletzt einen 3,5 Kilogramm schweren komplett genießbaren Pils namens Krause Glucke hat der Pilzsucher bereits entdeckt. „So etwas kommt nur einmal im Leben vor“, sagt er.

Spitzname „Trüffelschwein“

Seine „gute Nase“ und die langjährige Erfahrung haben ihm mittlerweile den Spitznamen „Trüffelschwein“ gebracht. „Umso älter man wird, umso mehr wächst man rein“, so Benes.

Pilze gebe es überall, Pilze sammeln könne jeder. „Trotzdem sollte man sich die Pilzsuche zeigen lassen“, so Benes weiter. Aus diesem Grund nehme er Freunde, Bekannte und Interessierte mit zum „Pilzen“. Einige kommen auch mit ihren Funden vorbei, um sie von Benes bestimmen zu lassen.

Sein Tipp: „Von Pilzen, die man nicht kennt, sollte man die Finger lassen.“ Mittlerweile sammelten viele Leute Pilze, aber viele davon sehr unkontrolliert. Das ärgert Benes. „Die Leute vertreten kleine Pilze, weil sie nur auf die großen zurennen, anstatt vorsichtig auf die Exemplare zuzugehen.“

Benes selbst geht am Liebsten morgens los. Den Weidekorb hat er immer im Auto, das Messer in der Tasche. „Denn die Pilze sollten rausgedreht oder ganz unten abgeschnitten werden. Wenn man sie rausreißt, macht man die Pilzkultur kaputt.“

Benes greift nach einem Steinpilz und erklärt: „Wenn ein Fliegenpilz in der Nähe ist, ist das ein gutes Zeichen, dass dort Steinpilze wachsen.“ Das sei eine alte Bauernregel. Und es stimmt. Neben den giftigen Gewächsen, sprießen Steinpilze aus dem Boden.

Benes Lieblingspilze übrigens sind Pfifferlinge, Steinpilze und der Maronenröhrling. „Aber essen tu ich alle Pilze“, sagt er.


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