Leutkirch / sz - Rund 200 MillionenEuro kostet die Erweiterung des Milei-Produktionsgeländes in Adrazhofen. Beim Richtfest am Montagabend lobte Geschäftsführer Rüdiger Fricke den bislang reibungslosen Verlauf der Arbeiten. "Milei 2.0 wächst und gedeiht", sagte er bei der kleinen Feier und stand dabei in luftiger Höhe. Gar in 50 Metern über dem Boden baumelte der Richtkranz.
Viele oder gar lange Reden blieben aus. Nach dem Richtspruch durch einen Polier und Frickes Anmerkungen sollten die Bauarbeiter festen dürfen. Ein paar Dankesworte musste Fricke aber doch loswerden. In Phase eins hätten die Planer und Architekten "mit Inbrunst und Hingabe auch unsere Änderungswünsche mit Fassung ertragen". Bei den Behörden und der Kommunalpolitik bedankte er sich für die "stets gute Kooperation". Jetzt werde schnell und zügig gebaut. Viel abverlangt werde zwar den eigenen Mitarbeitern, diese hätten aber auch eigene Vorschläge und Ideen entwickelt. Lob gab es auch für den japanischen Mutterkonzern, der die Großinvestition erst ermögliche.
"Bekenntnis zum Standort"
Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle eilte kurz vor Beginn der Gemeinderatssitzung mit einem Geschenkkorb nach Adrazhofen. Als "starkes Bekenntnis zum Standort Leutkirch und der Milchwirtschaft im Allgäu" bezeichnete er gegenüber der "Schwäbischen Zeitung" den Neubau in Adrazhofen. Dieser sichere 200 wertvolle Arbeitsplätze und leiste einen wichtigen Beitrag für die Wertschöpfung in der regionalen Milchwirtschaft. Auch die heimische Bauwirtschaft ist bei der aktuell größten Baumaßnahme im Landkreis teilweise mit im Boot. Henle erinnerte auch daran, dass Milei als "wichtigster Partner beim Betrieb der Leutkircher Kläranlage und bedeutender Kunde der Leutkircher Wasserversorgung" dazu beitrage, dass die Wasser- und Abwasserpreise in Leutkirch landesweit zu den günstigsten zählten.
Zuletzt war in der Öffentlichkeit wieder eine Diskussion darüber entbrannt, ob und in welchem Umfang durch die Erweiterung des Standorts der Lastwagenverkehr durch Leutkirch und die Ortschaften im Osten der Stadt zunehmen wird. Aktuell erreichen nach Angaben von Milei etwa 70 Lastwagen täglich das Werk. Rüdiger Fricke erklärte mehrfach, trotz der Kapazitätssteigerung werde es bei dieser Zahl bleiben. Das sei die Folge der Produktionsumstellung. Schon jetzt transportierten die Lastwagen mehr Trockenmasse als früher. Bis 2020 seien es pro Fuhre etwa 3,5 Tonnen, 2010 seien es erst 2.5Tonnen gewesen. Die Umstellung auf mehr Masse und weniger Wasser sei bereits bei etwa 15 Prozent der Transporte erreicht. Stark in Zweifel zieht die "Initiative Lebenswerte Stadt Leutkirch" die Berechnungen. Mit einer Zeremonie nach traditioneller japanischer Art war im April 2014 der Spatenstich für die Erweiterung erfolgt. Präsident Michio Miyahara vom japanischen Mutterhaus Morinaga war dazu ins Allgäu gekommen. Ein Shinto-Priester weihte auf dem Firmengelände den Boden. Damit soll nach japanischer Tradition um Verständnis dafür gebeten werden, dass der Natur und den Menschen durch den Bau viel abverlangt werde. "Der Neubau sichert die Zukunft von Milei als Leistungs- und Qualitätsführer in Europa und Asien", sagte damals Rüdiger Fricke. Bei Morinaga bedankte er sich dafür, dass "die Investition in die technologische und verfahrenstechnische Reorganisation für die Milei 2.0 ermöglicht" worden sei. Mit "Milei 1.0" ist das bisherige Firmengelände gemeint. Miyahara wiederum betonte damals in seiner Festrede, sein Unternehmen sei froh darüber, "uns als Teil von Leutkirch betrachten zu dürfen".