Leutkirch / sl - Mit mehr als 40 Kameraden sind die Feuerwehren aus Leutkirch und Isny am Dienstag beim LKW-Brand auf der Argentalbrücke der A96 bei Wangen im Einsatz gewesen. Weil sie als Gefahrgutzug Allgäu den sogenannten Primäralarm erhielten, waren sie sogar als Erste an der Unfallstelle. Im Gespräch mit der SZ ließ Leutkirchs Kommandant Michael Klotz den nicht alltäglichen Einsatz Revue passieren.
Kurz nach 3.15 Uhr trafen die Leutkircher an der Argentalbrücke ein. "Je näher man der Unfallstelle kam, desto heller wurde der Himmel", erinnert sich Klotz. Weil gemeldet worden war, dass eventuell Gefahrstoffe brennen, hielt er etwa 50 Meter vor der Brücke und rannte das letzte Stück – soweit das bei der spiegelglatten Fahrbahn möglich war.
Zwei entscheidende Fragen
Denn es zählte jede Sekunde, waren doch zwei wesentliche Fragen zu klären: Sind noch Personen in den brennenden Lastern? Und: Was haben die Fahrzeuge geladen?
Recht schnell war die erste Frage beantwortet. "Einer der beiden Fahrer, er hatte eine Wunde am Kopf, kam auf mich zu, der zweite lag verletzt am Fahrbahnrand und wurde von Passanten versorgt", erzählt Klotz.
Ätzender Zement
Schwieriger war es, herauszufinden, was die LKW geladen hatten. Bei einem war schnell klar, dass es Material für Skilifte ist – kein Gefahrstoff also. Beim zweiten blieb es lange unklar, weil der Fahrer kein Deutsch sprach. Da half Klotz und seinen Kameraden zunächst die Erfahrung: "Der Rauch war schwarz. Wäre es Gefahrgut gewesen, wäre er farbig gewesen." Erst gegen 6 Uhr stand aber endgültig fest: Die Ladung war Zement – ätzend zwar, aber nicht die Umwelt belastend.
Messungen des Gerätewagens Mess aus Ravensburg hatten das ergeben: Die Luft ist nicht belastet.
Isnyer Chemie-Experte
"Eine große Hilfe war zudem Reiner Biechle", sagt Klotz. Der Isnyer, Lehrer an der NTA und Feuerwehrler, ist Fachberater Chemie des Gefahrgutzugs Allgäu und habe wertvolle Informationen über das weitere Vorgehen mit dem brennenden Material liefern können.
"Als feststand, dass niemand in den Lastwagen ist und es sich nicht um Gefahrstoffe handelt, war es zwar immer noch kein alltäglicher Einsatz, aber auch kein besonders anstrengender. Ab dem Moment konnte die Routineabläufe greifen", sagt Klotz. Das schwierigste Problem war noch die Wasserversorgung. Denn auf der Brücke gibt’s keinen Hydranten. Zwei Kilometer weiter weg, nahe der Behelfsausfahrt Neuravensburg, musste das Wasser zum Löschen geholt werden.
Unterstützung aus Lindau
Die Leutkircher, die für die Fahrbahn Richtung Lindau zuständig waren, wurden nun von der Ravensburger Wehr unterstützt, die mit ihrem 5000-Liter-Tankwagen anrückten und abwechselnd diesen und den Leutkircher Tank neu befüllten. Auf der Fahrbahn Richtung Memmingen wurden die Wangener Kameraden in gleicher Weise von der Lindauer Wehr entlastet.
Um etwa 4 Uhr sei der Brand unter Kontrolle gewesen, kurz nach 7Uhr waren die brennenden Lastwagen endgültig abgelöscht, die Leutkircher und Isnyer rückten wieder ab. "Heimfahren, duschen und zum Schaffen gehen", so Klotz, lautete ihr neuer "Einsatzplan".
Löschwasser reinigen
Für drei Leutkircher und einige Wangener Kameraden war der A-96-Einsatz aber noch nicht beendet. Sie mussten ab 10 Uhr in der Kläranlage in Wangen das unter der Brücke in einem Sammelbehälter aufgefangene (damit nicht in die Argen fließende) Löschwasser reinigen. Dort kam der fahrbare Ölabsauger der Leutkircher Wehr, der sogenannte Sanimat, zum Einsatz. Zehntausende Liter Wasser waren zum Beispiel vom ausgelaufenen Dieseltreibstoff der LKW so weit zu trennen, dass das Wasser anschließend in die Kläranlage eingeleitet werden konnte. Gut acht Stunden dauerte dieser Einsatz.
Zwei positive Eindrücke hat Klotz vom Einsatz mit nach Hause genommen. Zum einen stand das Deutsche Rote Kreuz bereit, um die Feuerwehrler mit Kaffee, Zitronentee, Wasser, Apfelschorle und Schokoriegeln zu versorgen. Zum anderen klappte die Teamarbeit der Feuerwehren in Klotz’ Augen sehr gut. "Es war ein geniales Zusammenspiel so vieler unterschiedlicher Wehren aus dem Kreis und aus Bayern."