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Engerazhofen rüstet sich für seine Passion

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Leutkirch / sce - Leutkirch (sce) - Die Bärte sprießen schon seit Januar, Ende März wurden die Kostüme ausgegeben, in den kommenden Tagen steht der Aufbau der Kulissen an, Hunderte Meter Kabel werden in der Wiese eingegraben, Licht-, Ton- und Sprechproben im Freien folgen: Engerazhofen rüstet sich für seine Passionsspiele vom 18. bis 26. April. Es werden die fünften sein, und wieder ist das gesamte Allgäuer Dorf im Ausnahmezustand. "Wer Zeit hat und laufen kann, ist dabei – von Klein bis Groß", sagt Pfarrer Waldemar Wrobel, Initiator und Regisseur der Spiele.

Rund 300 Mitwirkende werden an vier Abenden das Leiden und Sterben Jesu szenisch darstellen, im Gelände droben am Fuchsberg, rund um die Engerazhofener La-Salette-Kapelle: Apostel, Schriftgelehrte und Priester, Pilatus und römische Soldaten, das Volk mit etwa 60 Kindern, Maria und natürlich Jesus, die Hauptfigur, zum fünften Mal dargestellt von Realschullehrer Erwin Netzer aus Wolferazhofen. Außerdem mit dabei: Sänger, Musiker, Licht- und Tontechniker und, wie schon beim letzten Mal 2010, ein Pferde-Vierergespann samt Streitwagen.

"Die Passion Jesu’ und Ostern", sagt Waldemar Wrobel, "sind die größten Geheimnisse der Christenheit und sollen den Menschen nahe gebracht werden." Das gelingt am besten szenisch, findet der 51-Jährige, weil dadurch alle Sinne angesprochen werden. "Die Liturgie war und ist oft verkopft und für viele Menschen zu abstrakt." Die szenische Darstellung des biblischen Geschehens dagegen sei "eine andere Form der Verkündigung und des Weitertragens, gewissermaßen auf spielerische Art", wie der Pfarrer erklärt.

Bewegte, lebhafte Aktionen

Elf Szenen werden es diesmal sein, geschrieben wie immer von Waldemar Wrobel selbst. Neu dabei gleich zu Beginn das Auftreten von Johannes dem Täufer und die Berufung der Apostel. Der theologische Hintergrund: "Johannes macht die Zuschauer aufmerksam auf das Auftreten Jesu’, und die Berufung der Jünger markiert den Beginn seines öffentlichen Wirkens." Während die Eingangsszenen immer wieder wechseln in den verschiedenen Passionsspieljahren, sind die Szenen zwischen Palmsonntag und der Kreuzigung Standard und bleiben im Großen und Ganzen unverändert. Wichtig für den Regisseur: "Nach ruhigen, eher besinnlichen und theologischen Passagen folgen immer bewegte, lebhafte Aktionen – wie im richtigen Leben auch."

Mit Listen sind die Mitglieder des Passionsspiel-Ausschusses schon vor Monaten durch Engerazhofen und Umgebung gezogen und haben die Besetzung geklärt. Wer macht was, welche Größe fürs Kostüm ist nötig, wer braucht welchen Text? Viel Routine ist mittlerweile im Spiel, alle Fäden laufen bei Spielleiter Alfred Sipple zusammen. "Ich muss mich um diese Dinge nicht mehr kümmern", lobt Wrobel das engagierte Team vor Ort. Trotz alledem wird er in den kommenden Tagen noch einige Male die 150 Kilometer von Bopfingen nach Engerazhofen zurücklegen. Seit 2006 ist er auf der Ostalb als Pfarrer tätig, nachdem er zuvor zwölf Jahre lang die Pfarrei St. Johann Baptist in Engerazhofen betreut und im Jahr 2000 dort die ersten Passionsspiele organisiert hatte.

Die Leidenschaft der Dorfbewohner

Was ihn immer noch begeistert, ist die Leidenschaft der Dorfbewohner für ihre Spiele. "Das ist ein Markenzeichen geworden", ist er sich sicher. Viel Solidarität habe sich entwickelt, die Mitwirkenden seien "ein Herz und eine Seele". Ganz wichtig zudem: "Die Passionsspiele dürfen auf keinen Fall vermarktet werden." Deshalb gibt es auch keinen Andenkenverkauf und keine Verpflegungsstände. Selbst auf Eintrittsgeld verzichtet man ganz bewusst und bittet stattdessen um Spenden für die Renovierung der La-Salette-Kapelle. Bei aller Professionalität der Spiele steht für Waldemar Wrobel fest: "Das Wort Gottes steht im Zentrum."

Evtl Kasten:

Die Szenen 2015

Auftreten von Johannes dem Täufer, Jesu Versuchung, Berufung der Apostel, Berufung Levi, Segnung der Kinder, In der Stadt Jerusalem, Das letzte Abendmahl, Auf dem Ölberg, Jesus vor Pilatus, Kreuzweg, Kreuzigung und Tod Jesu.

Die Spieltermine: Samstag, 18. , und Sonntag, 19. April, Samstag, 25., und Sonntag, 26. April bei der La-Salette-Kapelle in Engerazhofen. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden zugunsten der Renovierung der Kapelle wird gebeten. Am Ostermontag, 6. April, 19.30 Uhr, findet in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Engerazhofen ein Gottesdienst mit Pfarrer Waldemar Wrobel statt, an dem die Darsteller in Kostümen teilnehmen werden. Weitere Informationen unter www.passionsspiele-engerazhofen.de


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