Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Trossingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808

Wenn "Blütenträume" entstehen

$
0
0

Leutkirch / sz - Walburga strahlt. Sie schlüpft in ein altes Jeanshemd und legt los. Acrylbilder malen ist angesagt. Das Besondere daran: Walburga sitzt im Rollstuhl. Sie hat eine geistige Behinderung – ebenso wie Zenta und Marianne. Was alle drei verbindet, ist die Freude am malen.

Gemeinsam mit Anita Gretz von den Montagsmalern malen die Frauen an diesem Montagnachmittag Frühlingsblumen auf Leinwände. Die Arbeitsplätze sind vorbereitet. Leinwände, Pinsel, Farben und kleine Wasserschalen stehen bereit. Daneben duften Blumenstöcke – Bellis, Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen. Überhaupt inspirieren in der kleinen Galerie in der Rosenstraße 2 die vielen Blumenbilder an den Wänden. Dann geht es los. Gretz mischt gelbe Farbpigmente mit Acrylbinder und verteilt die fertige Farbe auf kleinen Tellern. "Wir machen erst den Hintergrund", sagt sie. Mit einem großen Pinsel streichen die Teilnehmerinnen auf der Leinwand hin und her – solange, bis keine weißen Stellen mehr zu sehen sind. Auch die Ränder werden angemalt.

Gretz beobachtet und lobt die Teilnehmerinnen: "Schön, ganz schön, wie ihr das macht." Das Malen mit Menschen mit Behinderung habe sie zum ersten Mal organisiert, sagt Gretz. "Es ist ein Versuch. Wenn es allen Spaß macht, wird es wiederholt", fährt sie fort. Zwei Teilnehmerinnen kommen aus dem Haus St. Katharina, eine aus Herlazhofen. "Ich habe mir gedacht, diese Menschen haben immer so viel Freude an Farben. Deshalb habe ich gefragt, ob es jemanden gibt, der gern malt", erzählt die Montagsmalerin.

Die Bilder, die entstehen, sollen in der Ausstellung "Blütenträume" in der Rosenstraße 2 ausgestellt werden. Vom 17. April bis Anfang Juni seien die Kunstwerke dort zu bewundern.

"Was magst du für Blumen auf deinen Hintergrund malen?", fragt Gretz. Marianne blickt an die Wand, dort hängen Pusteblumen. "Solche", sagt sie und schnappt nach einem dünnen Pinsel. Gretz stellt weiße Farbe bereit. "Jetzt kannst du im Kreis herum Punkte malen, dann bekommst du eine Pusteblume", erklärt sie. Zenta entscheidet sich für die Farben Rot und Blau. "Ich male oft", sagt sie.

Einfache Technik

Acrylfarbe auf Leinwand sei eine einfache Technik. "Man sieht gleich das Ergebnis und muss keine lange Trocknungszeit abwarten", sagt sie. Während Gretz erzählt, tupft Walburga blaue Punkte auf ihr Bild. "Das gibt viele Veilchen", sagt Gretz. "Sollen wir noch Weiß dazunehmen? Das sieht auch schön aus", fährt sie fort. Walburga nickt. Gretz wäscht den Pinsel aus und holt die weiße Farbe.

"Ist es anstrengend", fragt Gretz? Alle schütteln den Kopf – auch Marianne. Konzentriert arbeitet sie an den Pusteblumen. Anschließend kommen orangefarbene Tulpen dazu. "Möchtest du noch grüne Stiele malen", fragt Gretz? "Ja", sagt Marianne und sucht sich die passende Farbtube aus. Nach etwa einer Stunde ist es geschafft. Die ersten Frühlingsblumen-Bilder sind fertiggestellt. Tulpen, Hyazinthen, Veilchen und Vergissmeinnicht sind auf den Leinwänden zu sehen.

"Es blüht sehr schön auf euren Leinwänden", sagt Gretz. "Möchtet ihr noch ein weiteres Bild malen?", fragt sie. "Ja", sind sich die drei Frauen einig. Gretz holt neue Leinwände, packt sie aus und dreht sie um. "Auf der Leinwandrückseite werden nun kleine Holzkeile reingesteckt. Zum Nachspannen der Leinwand", erklärt sie. Walburga, Zenta und Marianne lauschen gespannt. Dann legen sie los.

"Ich male jetzt Sonnenblumen", sagt Zenta. Sie zeichnet gelbe Kreise auf und tupft braune Farbe darauf. Marianne entscheidet sich für Mohnblumen auf einem orangefarbenen Hintergrund. Walburga für ein Landschaftsbild. "Es macht Spaß, ich muss öfter malen", sagt sie stolz. Und auch Anita Gretz ist begeistert: "Die Bilder sind einfach wunderbar."


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808