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Energiewende ist nicht mehr so populär

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Leutkirch / sz - Als im fernen Japan vor gut vier Jahren die nukleare Katastrophe von Fukushima über das Land hereingebrochen ist, hatte das in Deutschland eine konkrete Auswirkung: die Energiewende war in aller Munde. Sowohl Politikern als auch vielen Bundesbürgern war klar, dass eine Abkehr von der Atomenergie unausweichlich ist. Und zwar so schnell wie möglich.

Heute sieht das wohl ein wenig anders aus: "Warum hat sich das Image der Energiewende verschlechtert?", wollte ein Zuhörer von Franz Untersteller, Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, wissen. Untersteller war eigens für die Eröffnung des vierten Leutkircher Energiefrühlings aus Stuttgart angereist, um über die Fortschritte der Energiewende zu sprechen.

"Weil der Mensch dazu neigt, Dinge zu verdrängen", gab Untersteller zur Antwort. Was in Unterstellers Ministerium aber keineswegs der Fall ist. Der Minister gab im Laufe seines zweistündigen Vortrages Einblicke in die Arbeit der vergangenen Jahre und beantwortet im Anschluss die Fragen der gut 90 Zuhörer, die in die Festhalle gekommen waren.

Ein Ziel, um das Klima zu schützen, sei es, die Emission von Kohlenstoffdioxid zu halbieren, damit die Erderwärmung nicht weiter fortschreitet. Untersteller ist überzeugt, dass gerade Baden-Württemberg bei diesem Prozess eine Vorreiterrolle übernehmen kann. "Wenn eine hochtechnologe Region wie Baden-Württemberg zeigt, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Wohlstand sich nicht ausschließen, dann gehen auch Schwellenländer wie zum Beispiel Indien den gleichen Weg", ist Untersteller überzeugt. Schließlich berge der Klimaschutz auch wirtschaftliche Chancen.

Ausbau der Windkraft spät in Gang gekommen

Angesichts der Verletzlichkeit des europäischen Energieversorgungssystems, was anhand des Ukrainekonflikts deutlich geworden sei, sei es noch wichtiger, sich unabhängig von Gas, Öl und Braunkohle zu machen. Das allerdings sei nur möglich, wenn der Ausbau der erneuerbare Energien mehr Akzeptanz in der Bevölkerung finden.

Fehlende Akzeptanz ist wohl ein Grund, warum der Ausbau der Windkraft erst so spät in Gang gekommen ist. "Doch ich sehe Licht am Ende des Tunnels", sagte der Minister. Als er 2011 das Umweltministerium übernommen habe, hätte keine flächendeckende Datenerhebung gegeben über windkraftrelevante Tierarten wie beispielsweise Schwarz- und Rotmilan und Fledermäuse vorgelegen. Das nachzuholen "hat länger gedauert als gedacht", räumt der Minister ein.

Ziel sei, im Jahr 2020 zehn Prozent der benötigten Energie aus Windkraft zu generieren. Weil sich die Technik immer weiter verbessere, bräuchte man in Zukunft wohl weniger Windräder. Auf die Nachfrage eines Zuhörers, versicherte der Minister, dass sich an der Nabenhöhe von etwa 230 Meter nichts ändern werde. Bisher seien 94 Windkraftanlagen in Baden-Württemberg genehmigt.

Ein anderes großes Thema ist der Ausbau der Stromtrassen von Norden nach Süden. Um bei diesem Prozess möglichst große Zustimmung der Bevölkerung zu erreichen, wäre Untersteller ein breit angelegtes Bürgerbeteiligungsverfahren unter der Leitung des Umweltministeriums am liebsten.

Auf Nachfrage sagte er: "Der Trassenverlauf steht noch nicht fest." Dass dieser Ausbau keine einfache Angelegenheit werde, sei ihm klar. Ebenso klar sei, dass am Ende womöglich nicht alle Bürger erhört werden. Trotzdem sei es unerlässlich, dass auch der Süden Zugriff auf den Strom aus dem Norden habe.


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