Leutkirch / sz - Zum Leserbrief "Tempolimit bringt weder Sicherheit noch Klimaschutz"; SZ vom 23. April:
Es zeugt nicht gerade von seriöser Wissenschaftlichkeit, einfach willkürlich Vergleichszahlen herauszupicken um damit die eigene Auffassung zu untermauern. Zur Ergänzung: In Schweden gab es im Jahre 2013 28 Verkehrstote pro einer Million Einwohner, in Großbritannien 29, in Dänemark 32 und in der Schweiz 33. (Quelle: EU Kommission/Astra, zitiert aus dem Tagesanzeiger Zürich).
In allen genannten Ländern gibt es sehr streng kontrollierte Geschwindigkeitsbeschränkungen. Zudem ist es unsinnig, von solchen Zahlen auf die Zusammenhänge zwischen Geschwindigkeitsbeschränkungen und tödlichen Unfällen zu schließen. Dazu sind die Ursachen zu komplex, eine Rolle spielen beispielsweise Faktoren wie Alter und technischer Zustand der Fahrzeuge (TÜV), Zustand der Straßen, mengenmäßiges Verhältnis von Autobahnen zu Landstraßen, Mentalität der Verkehrsteilnehmer, das Einhalten von Sicherheitsbestimmungen (zum Beispiel das Tragen von Helmen bei Motorrad- und Fahrradfahrern, das Anschnallen im Auto).
Wer so vereinfacht argumentiert, könnte genauso gut aus den niedrigen Unfallzahlen in Großbritannien zu dem Schluss kommen, dass das Linksfahren zu erhöhter Verkehrssicherheit führt. Sollte es tatsächlich zutreffen, dass die Autoindustrie bei generellen Geschwindigkeitsbeschränkungen Fahrzeuge mit schlechteren Bremsen und ungünstigerer Aerodynamik bauen würde, was ich nicht glaube, so könnte das sicherlich mit gesetzlichen Vorgaben geregelt werden.
Sicher ist aber, dass das gleiche Fahrzeug bei Tempo 130 weniger Sprit verbraucht, weniger Lärm verursacht und bei einer Vollbremsung einen kürzeren Bremsweg hat als bei Tempo 230. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass bei der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft der Anteil an älteren Verkehrsteilnehmern zunimmt, die von extrem hohen Geschwindigkeiten, auch wenn sie von anderen gefahren werden, schlichtweg überfordert sind. Dass der Trend zum SUV auf die sinkende Bedeutung des schnellen Fahrens zurückzuführen ist, ist eine gänzlich unbewiesene Behauptung. Zumindest verkaufen sich die hochwertigen deutschen SUV auch in Ländern ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen sehr gut.
Ich bin keineswegs für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf zum Beispiel 130, aber es ist schon ein Unterschied, ob bei 180 Stundenkilometern Schluss ist oder ob es keine Grenze gibt. In Ländern wie der Schweiz und in Skandinavien ist das Fahren auf Autobahnen wesentlich entspannter als bei uns und irgendwie kommt man auch ans Ziel.
Manfred Fuchs, Leutkirch