Leutkirch / sz - Nichts für empfindliche Ohren: Direkt neben der Dreifaltigkeitskirche wird in diesen Tagen gehämmert, gebohrt und gesägt, dass die Späne fliegen. Peter Wolf hat dort wieder seine kreative Holzwerkstatt für Kinder eingerichtet – zum zwölften Mal in diesem Jahr. Seit dem allerersten Altstadtsommerfestival macht Wolf dieses Angebot, das bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebt ist. Heuer zum ersten Mal mit dabei ist Ebrima Njie, 25-jähriger Asylbewerber aus Gambia.
Die orangefarbene Strickmütze leuchtet unter den Sonnenschirmen. Trotz der Hitze gehört sie zum Outfit des 25-Jährigen, genauso wie die langen dunklen Hosen. Es wuselt nur so rund um die hölzernen Arbeitsplätze, und es wird richtig was geschafft: Eva baut gerade ein Segelboot, Sofia werkelt an einem Vogelhaus, Frieda kümmert sich um die Sitzgelegenheiten in ihrem Schiff. Nebenan wagen sich Vater und Sohn an ein etwas anspruchsvolleres Modell: ein Katamaran mit Propellern soll entstehen. Da muss millimetergenau gebohrt und stabil geklebt werden. Genauso wie bei den Windrädern oder den Sonnenblumen auf schmalem Stiel.
Mittendrin im ganzen Gewusel: Ebrima Njie. "Jeden Tag von acht bis 18 Uhr ist er da", freut sich Peter Wolf über seinen ehrenamtlichen Helfer. Seit elf Monaten lebt der Gambier in der Memminger Straße, auch bei den Vorbereitungen hat er Wolf unterstützt. Jetzt hilft er den Kindern an der Bohrmaschine, zeigt ihnen, wo und wie sie nageln oder leimen müssen, und kann sich mit ihnen dabei gut auf deutsch unterhalten. "Ich habe in Gambia schon zwei Jahre mit Holz gearbeitet", erklärt er seine Nähe zu dem Material, das große und kleine Bastler begeistert.
Auch die 16 Kinder aus dem Kindergarten Piepmatz, die an diesem Morgen mit ihren Betreuerinnen hergekommen sind. Stolz präsentieren sie ihre Walzen, Boote und Häuschen, ehe sie auf den Transportwagen geladen werden. Peter Wolf ist froh, dass er dieses Angebot Jahr für Jahr machen kann - auch dank der Sponsoren, die ihn mit Holz (das er eigenhändig in wochenlanger Vorarbeit zuschneidet), Stoffen, Seilen und Schnüren, Schrauben und anderen Metallteilen versorgen. Der 63-Jährige ist überzeugt von dieser kreativen Beschäftigung, und der Erfolg über all die Jahre in Leutkirch gibt ihm recht: "Ich kenne Familien, die planen ihren Allgäu-Urlaub extra so, dass sie die Holzwerkstatt besuchen können", sagt er nicht ohne Stolz.