Leutkirch / win - Eine fünfte Druckmaschine, die Erweiterung des Firmengeländes, mehr Mitarbeiter und sogar die mögliche Ansiedlung der Knauer-Zentrale in Leutkirch – all diese Visionen hatte Karlheinz Knauer, Geschäftsführender Gesellschafter der Knauer Holding, zu der die Firma Uniprint Knauer gehört, noch vor knapp zwei Jahren beim Umzug der Uniprint Knauer GmbH & Co. KG von Aichstetten ins ehemalige Azur Solar-Gebäude in Leutkirch. Mittlerweile sehe alles anders aus, sagt er.
Denn, Anfang August haben die Uniprint Knauer GmbH & Co. KG sowie die Uniprint Knauer Verwaltungs-GmbH beim zuständigen Amtsgericht in Tübingen Insolvenzantrag gestellt. Am 10. August wurde Holger Leichtle von der Rechtsanwaltsgesellschaft für Insolvenzverwaltung Schultze und Braun mit Sitz in Stuttgart vom Amtsgericht Tübingen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. "Wir haben die Firma mit gesicherter Auftragslage und gesicherten Arbeitsplätzen übergeben", sagt Knauer. Wenn der Insolvenzverwalter seine Sache gut mache, wovon er überzeugt sei, könne der Kundenstamm gehalten werden. Knauer betont: Die Knauer Group mit Sitz in Dettingen sei von der Insolvenz nicht betroffen.
75 Mitarbeiter sind am Uniprint Knauer-Standort in Leutkirch beschäftigt. Was mit ihnen geschieht, sei derzeit unklar, sagt der Pressesprecher der Kanzlei Schultze und Braun, Ingo Schorlemmer. "Seit Juli werden die Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit bezahlt", fährt er fort. Insolvenzgeld gibt es maximal drei Monate. "Unternehmen aus ganz Deutschland zahlen in diesen Topf ein", erklärt der Pressesprecher. Das Geld soll Unternehmen im Krisenfall entlasten.
"Im schlimmsten Fall drohen Entlassungen"
Bei Uniprint Knauer endet Ende September diese Absicherung. Dann muss das Unternehmen wieder selbst für die Gehälter und Löhne seiner Mitarbeiter aufkommen. "Geht das nicht, drohen im schlimmsten Fall Entlassungen", so Schorlemmer weiter. Der Pressesprecher betont aber auch: "Es kann auch sein, dass es bis dahin so gut läuft, dass wir Leute einstellen müssen." Alles sei offen. "Jetzt geht es darum, den September zu nutzen, um die Weichen für eine erfolgreiche Sanierung zu stellen", so Schorlemmer.
Die Ausgangssituation dafür sei gut. "Denn die Auftragsbücher sind voll", bestätigt Schorlemmer. Auch Knauer sagt: "Die Firma Uniprint befindet sich in einem relativ stabilen Markt." Uniprint bedruckt und veredelt Folien aus Kunststoff oder Aluminium und produziert so zum Besipiel Deckel für Joghurtbecher. Dass es dennoch zum Insolvenzverfahren gekommen ist, führt Knauer auf den teuren Umzug von Aichstetten nach Leutkirch vor knapp zwei Jahren zurück. Etwa zehn Millionen Euro haben Gebäude, Grundstück und der Neubau einer Produktionshalle gekostet. Durch den Stillstand der vier Maschinen während des Umzugs mussten Aufträge an Mitbewerber abgegeben werden. "Wir waren nicht mehr im Zeitplan. Die Zeit ist uns davon gelaufen", sagt Knauer.
Er selbst sei "voll überzeugt davon", dass die Firma weiterhin bestehen kann. Auch Pressesprecher Schorlemmer blickt optimistisch in die Zukunft. "Insolvenzverfahren sind oftmals eine zweite Chance", sagt er. Es komme oft vor, dass sanierte Unternehmen wieder gut agieren können. Die Rolle des Insolvenzverwalters vergleicht Schorlemmer mit einem Notarzt. "Er wird gerufen, wenn jemand sehr krank ist und versucht dann, den Patienten wiederzubeleben. Im Idealfall wird der auch wieder ganz gesund."
"Das braucht Zeit"
Ein Insolvenzverwalter gehe in Unternehmen, und suche nach Wegen, sie auch zu retten. Das mache auch Holger Leichtle. Mit seinem Team ist er nun in Leutkirch vor Ort, um das Unternehmen, die Geschäftsführung und die Mitarbeiter kennenzulernen. "Das braucht Zeit", sagt Schorlemmer. Auch das "Warum" des Insolvenzantrags werde geprüft. Außerdem führe Leichtle Gespräche mit Lieferanten und Kunden. "Es geht darum, dass normale Tagesgeschäft weiterzuführen und gleichzeitig das Unternehmen zu analysieren, um Sanierungsmöglichkeiten zu identifizieren und vielleicht bereits erste Maßnahmen einzuleiten", sagt der Pressesprecher.
Erste Investoren, die ihr Interesse an Uniprint Knauer bekundet haben, gebe es bereits. "Wir suchen derzeit Käufer, aber die Gespräche stehen noch am Anfang", so Schorlemmer weiter. "Wir gehen davon aus, dass ein Investor gefunden wird, da die Auftragslage derzeit gut ist", fährt er zuversichtlich fort. "Die Chance ist da, es gibt keinen Grund aufzugeben." Die Produktion einiger Maschinen wurde sogar von Zwei- auf Dreischicht ausgeweitet. 20Millionen Euro Umsatz macht Uniprint Knauer laut Schorlemmer pro Jahr.
Meherere Wochen könne das Insolvenzverfahren gehen. Ob ein Investor Mitarbeiter, Maschinen und Firmengebäude komplett übernimmt, könne man nicht sagen, so Schorlemmer. "Man weiß vorher nicht, was der Investor alles braucht."