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18 Windeln, 18 Fläschchen jeden Tag

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Leutkirch / sz - Zwillinge sind in ihrer Familie keine Seltenheit, Drillinge hingegen schon. Um so größer war der Schock, als Svenja Schönbein von ihrer Drillingsschwangerschaft erfahren hatte. "Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen soll", erzählt die 33-Jährige.

Es war am Valentinstag, als der Schwangerschaftstest positiv ausfiel. Weil sich ihr neunjähriger Sohn Ryan schon lange ein Geschwisterchen gewünscht hatte, war die Freude riesengroß. "Zum Spaß habe ich damals zu meinem Freund gesagt, es werden sicher zwei", sagt Schönbein. Denn Zwillingsgeburten gab es bereits in ihrer Familie. Ein Besuch beim Frauenarzt brachte dann Gewissheit. "Man hat zwei Kinder gesehen. Die Ärztin fragte, ob ich zählen kann", fährt Schönbein fort. "Irgendwann sagte sie, es sind drei." Schönbein selbst konnte es nicht glauben. "Mit zwei hätten wir alles hinbekommen, aber mit drei?", erzählt sie. Gedanken wie "wir brauchen ein größeres Auto und eine größere Wohnung" schossen ihr durch den Kopf.

"Es war ein schönes Gefühl"

Ihr Freund Marco Hofmann war zu dieser Zeit auf Montage unterwegs. "Ich hab ihn angerufen und gesagt, er soll sich einen Schnaps besorgen", erinnert sich Schönbein. Nachdem der erste Schock verdaut und die Gedanken wieder geordnet waren, überwog die Freude beider Eltern. "Es war ein schönes Gefühl", sagt Schönbein. Weitere Besuche beim Arzt machten ihr aber auch Angst. "Ich hab’ jedes Mal gehofft, dass alle drei Herzen noch schlagen", fährt sie fort. Um den ungeborenen Kindern nicht zu schaden, bekam Schönbein ab der zehnten Schwangerschaftswoche ein Beschäftigungsverbot. Zuvor arbeitete sie als ergänzende Hilfe bei einem ambulanten Pflegedienst. "Das Risiko, dass es ein Kind nicht schaffen könnte, dass nicht alle gleich gut versorgt werden oder es eine Frühgeburt geben wird, war immer da", so die 33-Jährige weiter. "Das hat man immer im Hinterkopf", fährt sie fort.

Anfang Juli musste Schönbein ins Krankenhaus: Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung. Wassereinlagerungen und ein hoher Blutdruck waren Anzeichen dafür. Neun Tage lang lag die werdende Mutter im Krankenhaus. "Dann durfte ich wieder heim, weil sich der Verdacht nicht bestätigte", sagt Schönbein und lacht.

In der 28. Schwangerschaftswoche, zum Ferienbeginn, wurde sie erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Bis zur geplanten Geburt am 14. September sollte sie dort bleiben. "Meinen Sohn Ryan haben wir dann zu meinen Eltern nach Nordrhein-Westfalen gebracht", erzählt Schönbein. Drei Wochen später, am 23. August, kamen Finn, Jan und Nick per Kaiserschnitt auf die Welt. "Ich hätte gerne länger durchgehalten. Aber weil ich innerhalb von einer Woche zehn Kilogramm Wasser zugelegt hatte, mussten die Kinder geholt werden." 40 Kilogramm Wasser lagerten sich während der Schwangerschaft bei Schönbein ein.

Die Geburt verlief gut, Vater Marco Hofmann war dabei. "Die Drillinge sind dann auf die Intensivstation gekommen und wurden da versorgt", sagt die 33-Jährige. Einen Tag verbrachte sie selbst auf der Intensivstation, wegen ihres hohen Blutdrucks. Als Hofmann und Schönbein ihre Buben sahen, waren sie stolz. "Es war ein unglaublich schönes Gefühl", sagt der 29-jährige Vater. Am 1. September verließ Svenja Schönbein das Krankenhaus. "Seitdem besuchen wir unsere Jungs jeden Tag", sagt sie. Allen dreien gehe es gut. "Finn hatte einen Tag lang eine Atemunterstützung, die anderen haben gleich alleine geatmet", fährt Schönbein fort. Auch die Ärzte im Memminger Klinikum seien begeistert, wie sich die Drillinge entwickeln.

Mittlerweile liegen Finn, Jan und Nick auf der normalen Station. Auch das Wärmebett wurde gegen ein normales Bettchen ausgetauscht. Finn, der älteste, wog bei der Geburt 1210Gramm, Bruder Jan 1110 Gramm und Nick 985 Gramm. "Mittlerweile wiegt der Größte fast zwei Kilogramm und der kleinste hat den Mittleren bereits überholt", sagt Schönbein. Anfang Oktober dürfen ihre Babys wahrscheinlich heim. Dort ist alles vorbereitet. Die Wohnung wurde umgebaut, ein Drillingskinderwagen steht bereit. Auch drei Bettchen und drei Autositze wurden angeschafft. "Da kommen einige Kosten auf einen zu", sagt Hofmann.

Die ersten zwei Wochen wird er Urlaub nehmen, seine Freundin geht in Elternzeit. 18 Windeln und 18Fläschchen gilt es dann täglich zu wechseln und zu geben. "Das haben wir ausgerechnet", so Hofmann weiter. Unterscheiden können sie ihre eineiigen Drillinge bislang nicht. "Wir haben sie schon verwechselt", sagt Schönbein. "Manche lackieren die Fußnägel unterschiedlich, wir überlegen noch, was wir machen", fährt sie fort. "Jetzt freuen wir uns erstmal, wenn sie nach Hause kommen, denn wir würden keinen unserer Drillinge mehr hergeben."


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