Leutkirch / sz - Die 14. Kleinkunsttage in Leutkitrch sind am Samstagabend mit feinster Stand-up-Comedy zu Ende gegangen. Özcan Cosar, aus Stuttgart stammend, ein Multitalent in Sachen tiefsinnigen Humors und der sportlich, kreativ-körperlichen Umsetzung, hielt gewisse rote Linien des guten Geschmacks ein und konzentrierte sich eher auf die leisen Töne, was allerdings nicht minder bei den zahlreichen Zuhörern ankam.
Özcan Cosar plauderte aus dem Nähkästchen seiner Sozialisation. Immer wieder sprach er davon, wie schwierig es ist, Türke zu sein. Dabei gelang es ihm, sowohl die eine Seite mit bestimmten Verhaltensweisen bloßzustellen, als auch die andere Seite nicht weniger durch den Kakao zu ziehen. Ihm allerdings scheint dieses Zwischenstadium gerade recht zu sein, er ist ein Meister der Ironie aber auch der Selbstironie.
Er agierte auf der Bühne locker-lässig, im Plauderton ließ er seine Erfahrungen als als einziger männlicher Zahnarzthelfer unter Frauen oder als in der Gastronomie Tätiger Revue passieren. Im Beobachten von Menschen war er schon immer ein Ass. Die tänzerische Performance, in der er die unterschiedlichen Tanzstile bestimmter Leute bravourös verkörperte, nicht umsonst war er Breakdancer mit deutschem Meistertitel, bildete einen Höhepunkt. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal in der Szene und sein spezielles Markenzeichen. Der Rückblick auf die Kindergarten- oder Schulzeit, auch darin konnte sich mancher ein Stück weit durch eigene Erfahrungen wieder finden.
Die Angst vor der Islamisierung Deutschlands setzte er mit der eigenen Angst vor Knecht Ruprecht gleich. Seine Themen übermittelte er auf eine charmante, zurückhaltende, aber dennoch zündende Art und Weise.
Özcan Cosar ist kein Vertreter der "Holzhammer-Comedy". Er wirkt tiefenentspannt und unaufgeregt, wobei die Pointen durchaus Wucht besitzen. Als einziger Realschüler seiner Clique in Hausen, laut Bild "Stuttgarts Dreckloch", verstand er den Sinn mancher schulischen Betätigungen nicht und hinterfragte sie, was bei seinen strengen Eltern eher suboptimal ankam. Im Gegensatz zu manch wichtiger Politikerpersönlichkeit wurde er bei Betrügereien in der Schule stets erwischt, bei einer Frau Schavan habe das 30 Jahre gedauert.
Abbau von Vorurteilen
Bei all seinen Gags schimmert das Versöhnliche der zunächst aufeinander prallenden Kulturen durch. Schließlich gibt es hier und da Borniertes, Lächerliches. Wenn es soweit kommt, dass man sich darüber nicht mehr lustig machen darf, dann gute Nacht Demokratie. Er macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung eines Sarrazin, im zweiten Satz allerdings respektiert er die Meinungsfreiheit, die in Deutschland höchstes Gut ist.
So betreibt er mit seinem Programm den Abbau gegenseitiger Vorurteile. Ein wichtiges Thema in der aktuellen Großwetterlage. Was will man mehr bei einem Comedyabend?