Leutkirch / sz - Auch wenn er "den großen Hit für die Popmusik" noch nicht gefunden hat, Christian Hirdes zählt heute schon zu den renommierten Kabarettisten, die sich wohltuend von der platten Comedy abheben. Dabei verzichtet der am Freitagabend aus dem Ruhrgebiet ins Allgäu Angereiste nicht auf eine gute Portion Unterhaltung, dies aber mit feinsinnigem Witz und Tiefgang. Seine hohe Professionalität drückt er zudem am Flügel und mit der Gitarre aus, mit denen er einfühlsam und ausdrucksvoll seine helle und variable Stimme begleitet.
Und so brachte er blitzgescheit und meist mit einem schelmischen Lächeln im Bocksaal dem leider nur handverlesenen Publikum tiefsinnig und unterhaltsam "die Kultur seiner Ruhrpott-Heimat" nahe. Dabei reichte sein Streifzug vom Derby im Stadion und nervigen Warten an der "Bude" (Kiosk) über das Robben zum Kumpel Rob und Parfümeinkauf bis hin zur schreiend komischen Persiflage über Landsmann Herbert Grönemeyer. Mit der Anweisung einer genervten Mutter "Tu‘ die wo die war‘" an der Quengler-Zone der Supermarktkasse kam zudem Hirdes seinem Ziel, einen Hit zu landen, dann doch sehr nahe.
Feingesetzte Spitzen
Bei aller genüsslicher Komik und außergewöhnlicher Wortakrobatik verzichtet Christian Hirdes, aus seinem Nähkästchen plaudernd, nicht auf feingesetzte Spitzen gegen eine zunehmend individualistische Gesellschaft. Dies auch mit leiseren und melancholischen Tönen, wie berührend in seinem Lied "Ich schau‘ frustriert zum Fenster ‘raus" oder entlarvend beim Song "Amelie, mein Hausschlüssel" . Auf diese Weise hat Hirdes, wie anfangs versprochen, "nicht nur wie ein altes Zirkuspferd den Leuten Spaß gemacht", was daher mit anhaltendem Beifall belohnt wurde. Derart bedacht darf er natürlich am nächsten Morgen "wieder hoch zufrieden in den Spiegel schauen".