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Auf der Wilhelmshöhe lebten Bauern in Pfahlbauten

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Leutkirch / sz - Archäologen sprechen von einer Sensation: Leutkirch ist deutlich älter als bisher angenommen. Bereits um 4300 vor Christus, also in der Jungsteinzeit, muss es Pfahlbauten auf der Wilhelmshöhe gegeben haben. "Die Siedlungsgruben, die bei Erschließungsarbeiten am Festplatz entdeckt wurden, stellen den bislang ältesten Nachweis einer dauerhaften Ansiedlung in Leutkirch dar", sagt Martin Mainberger, Unterwasserarchäologe aus Staufen im Breisgau. Auf Einladung der Heimatpflege Leutkirch stellt Mainberger seine Forschungsergebnisse am Mittwoch, 21. Oktober, 19 Uhr, im Museum im Bock vor. Thema: "Die Wilhelmshöhe – eine wichtige Steinzeitsiedlung".

Martin Mainberger klingt begeistert: "Was wir in Leutkirch gefunden haben, ist die älteste bäuerliche Ansiedlung weit und breit. Älter als die Pfahlbauten am Bodensee." Überraschend für den Experten sind dabei nicht nur Alter und Ort der Siedlung: "Bis vor wenigen Jahren galt es innerhalb der Urgeschichtsforschung als ausgemacht, dass das Westallgäu zur Zeit der Pfahlbauten mehr oder weniger siedlungsleer war." Nun steht fest: Das Allgäu war nicht nur besiedelt, es gab dort auch Pfahlbauten. Und das in der Höhe – nicht im Wasser oder Moor, wie sonst üblich. Mainberger spricht deshalb von einem "spektakulären Beispiel" dieser Siedlungsform und ist sich sicher: "Wir haben in Leutkirch eine ganz tolle Entdeckung gemacht."

Zu verdanken sei diese Entdeckung einem Hobbyarchäologen: "Franz Hau hat das Forschungsprojekt angestoßen", wie Mainberger sagt. "Er hat einen archäologischen Riecher." Bei Erschließungsarbeiten auf der Wilhelmshöhe vor eineinhalb Jahren sei die Fundstelle entdeckt worden, bei einer sogenannten Notbergung habe man Keramik und ein Steinbeil gefunden. Mehr noch: Beim Sieben des Aushubs seien Getreidereste gefunden worden, für den Archäologen eindeutiger Beweis, "dass wir es mit einem steinzeitlichen Bauerndorf zu tun haben".

Mainberger datiert die Funde auf etwa 4300 vor Christus. "Sie bilden damit ein wichtiges Mosaiksteinchen zum Verständnis der Steinzeit im Westallgäu." Die Region zwischen Leutkirch und dem Bodensee bildet einen der Schwerpunkte des Forschungsprojekts, das das Landesamt für Denkmalpflege mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in Kooperation mit den Universitäten Wien und Bern durchführt, wie die Heimatpflege Leutkirch informiert. Archäologe Martin Mainberger fasst die Entdeckungen in Leutkirch so zusammen: "Das ist eine total spannende Geschichte."

Der Vortrag von Martin Mainberger am Mittwoch, 21. Oktober, beginnt um 19 Uhr im Museum im Bock.


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