Leutkirch / sce - Viele Jahre hat Eva Schmidt Sterbende begleitet – als Ehrenamtliche in der Leutkircher Hospizgruppe. Dabei wurde ihr klar: "Wir sollten auch ein Angebot für trauernde Angehörige haben." Eine Begleitung von Hinterbliebenen nach dem Tod eines ihnen nahestehenden Menschen also.
Seit 2007 gibt es dieses Angebot der Trauer-Einzelbegleitung in Leutkirch. Eva Schmidt und Marlene Herz haben sich als Ehrenamtliche dafür ausbilden lassen und schon viele Menschen durch diese schwere Zeit begleitet. Ihre Hilfe ist kostenlos, die Trauerbegleitung ist der ökumenischen Hospizgruppe angeschlossen.
"Wir wollen niemanden mit guten Tipps eindecken"
"Das Wichtigste ist zuhören. Einfach da sein, zuhören und sich Zeit nehmen." Eva Schmidt und Marlene Herz wissen, wie wichtig es für trauernde Angehörige ist, sich aussprechen zu können. Und wie gut es vielen tut, dabei ein neutrales Gegenüber zu haben. Jemanden, auf den man keine Rücksicht nehmen muss, wie etwa auf die eigenen Kinder.
"Wir wollen niemanden mit guten Tipps eindecken, sondern gezielt Fragen stellen und herausbekommen, was dem Trauernden gut tut", beschreibt Marlene Herz ihre Arbeit. Beim Tod des Mannes ihrer Freundin sei ihr bewusst geworden, wie wichtig es für Trauernde ist, sich zu öffnen und mit jemand Neutralem reden zu können. Die heute 50-Jährige hat daraufhin eine Ausbildung in ehrenamtlicher Trauerbegleitung gemacht und ergänzt diese derzeit durch eine Weiterbildung in der Kinder- und Jugendtrauerbegleitung.
In aller Regel geht die Trauerbegleitung über ein Jahr, "die Zeit, in der alles zum ersten Mal ohne den Verstorbenen passiert: Geburtstage, der Hochzeitstag, Weihnachten", wie Marlene Herz sagt. Schon im Vorfeld überlege man dann gemeinsam, wie man diese Tage gestaltet. Begleitungen können aber auch sehr viel länger dauern: "Frau Schmidt, ich glaube, ich brauch’ Sie mal", so habe der telefonische Kontakt mit einer Frau begonnen, deren Mann ganz plötzlich verstorben war. Eva Schmidt besuchte die Frau zuhause, "wir haben emotional sofort zueinander gefunden und Vertrauen entwickelt", berichtet die 64-Jährige. Seitdem unterstützt sie die Witwe, besucht sie, telefoniert mit ihr, hält Kontakt – seit fünf Jahren mittlerweile.
"Trauer hat keine Zeit", wissen die Ehrenamtlichen aus Erfahrung. Deshalb wollen sie die Trauernden dazu ermutigen, ihr eigenes Tempo zu gehen, ihre Wut, Verzweiflung und Ängste zuzulassen. Aber sie vermitteln ihnen auch dies: "Sie dürfen auch wieder lachen – und müssen deshalb kein schlechtes Gewissen haben." Eines allerdings machen sie sich selbst und den Trauernden deutlich: "Wir sind nur Wegbegleiter, den Trauerweg muss jeder selbst gehen." Oder, wie Marlene Herz ergänzt: "Ich bin kein neuer Freund, sondern gehe ein Stück weit mit dem Trauernden. Man darf sich nicht unentbehrlich machen."
Die beiden Ehrenamtlichen der Trauer-Einzelbegleitung sind telefonisch erreichbar: Marlene Herz 07561/70354, Eva Schmidt 07561/6546.