Leutkirch / sz - 175 Gebetsteppiche gibt es in der Leutkircher Moschee. Platz, der bislang für die Gläubigen ausgereicht hat. "Wir hatten meistens etwa 50Plätze frei", sagt Nezakettin Seyfi, der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins. Mittlerweile ist das anders.
Denn auch viele Flüchtlinge kommen, um zu beten. Beim Freitagsgebet treffen sich bis zu 250Gläubige. "Es ist eng geworden", fährt Seyfi fort. Um allen genügend Platz zu bieten, werde nun im Untergeschoss ein weiterer Raum mit Gebetsteppich und Lautsprechern ausgestattet. Kommen noch mehr Flüchtlinge in den kommenden Monaten oder Jahren nach Leutkirch, könnte auch über eine Erweiterung der Moschee um fünf bis sechs Meter zum Innenhof hin nachgedacht werden. "Der Platz wäre da. Wir wollen helfen und machen das auch", sagt Seyfi.
Seit 1985 gibt es eine Moschee in Leutkirch. Erst war sie in der Ottmannshofer Straße 6 untergebracht, 1998 wurde das 580Quadratmeter große Gebäude einer ehemaligen Schreinerei in der Ottmannshofer Straße 8 gekauft, umgebaut und eingerichtet. "Bis heute sind wir noch nicht fertig damit", fährt Seyfi fort. Weil das Geld fehle, könnten manche Arbeiten nur nach und nach erfolgen. So wurde in diesem Jahr eine neue Heizung eingebaut. Im Frühjahr soll der Ausbau des Waschraums für die Frauen folgen.
Teppiche aus der Türkei
Auch der Dachausbau mit geplanten Wohnungen liege derzeit auf Eis, "weil er viel zu viel Geld für den Verein kosten würde". Damals, 1998, als der Umzug der Moschee anstand, habe man auch über einen Neubau in der Memminger Straße nachgedacht, so Seyfi. "Das Grundstück lag aber zu weit entfernt von der Innenstadt", fährt er fort. Denn da Muslime fünfmal am Tag beten müssen, haben man einen zentraleren Ort gesucht. Einen Ort, der für viele Gläubige aus den umliegenden Ortschaften als Anlauf-stelle dient. Auch Flüchtlinge aus Aitrach und Aichstetten treffen sich dort. "Anfangs haben wir sie mit dem Auto abgeholt, jetzt kommen sie mit dem Zug", sagt Seyfi. Er ist seit 1984 im Türkisch-Islamischen Kulturverein, seit 1996 im Vorstand.
Frauen beten in der Leutkircher Moschee im Obergeschoss, Männer im Erdgeschoss – und bald auch im Untergeschoss. Bis Weihnachten soll alles fertig sein – die Teppiche aus der Türkei angeliefert. Denn, so Seyfi, "mit dem neuen Teppich für das Untergeschoss haben wir auch neue Teppiche für unsere anderen beiden Gebetsräume bestellt". Die Teppiche dort seien zwar noch gut, aber bereits 17 Jahre alt. "Sie werden sehr gepflegt, gesaugt und auch nass geputzt", so der Vorsitzende. Finanziert werden die Neuanschaffungen durch Spenden der Vereinsmitglieder.
Überhaupt leisten diese sehr viel. So organisierte die Frauengruppe kürzlich eine Spendenaktion, bei der Winterkleidung für Flüchtlinge gesammelt und der Caritas übergeben wurde. Auch Gebetsteppiche, Rosenkränze und Gebetsmützen werden gespendet. "Wir haben diese Sachen oftmals übrig und geben sie dann an die Caritas weiter", sagt Seyfi. Auch Fleisch und Fladenbrot gibt es für die Flüchtlinge. Außerdem gebe es einmal im Jahr ein Opferfest mit einem Essen für Asylbewerber. "Da waren in diesem Jahr alle da. Egal ob Christen oder Moslems", so Seyfi weiter. Der Glaube spiele keine Rolle. "Wir helfen allen." Das sei wichtig. Seyfi selbst weiß, wie es ist, fremd zu sein. "Ich kam 1971 als 13-Jähriger nach Leutkirch. Das war sehr sehr schwer für mich", sagt er.