Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Trossingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808

Der Mann, der die Bayernhymne umdichtete

$
0
0

Leutkirch / sz - Gast beim diesjährigen Weihnachtstalk der Veranstaltungsreihe Talk im Bock ist am 7. Dezember der Musiker Hans Well, der einst mit seinen Brüdern Stofferl und Michael große Erfolge als "Biermösl Blosn" gefeiert hat. Beginn im Cubus des Hans-Multscher-Gymnasiums ist um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr.

Hans Well, 1953 geboren, ist als neuntes von 15 Kindern nahe Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Schuldlos, wie er betont. In der Großfamilie Well drehte sich vieles, manchmal zu vieles, um das gemeinsame Musizieren. Der Vater und Dorfschulmeister förderte die musische Erziehung seiner Kinder schon früh und trat mit ihnen regelmäßig in der näheren Umgebung in Wirtshäusern und bei Veranstaltungen aller Art auf. Das Publikum beklatschte und bewunderte die musizierende Familie – wusste aber nicht, dass es bei den Wells daheim für die musikalisch schwächeren Kinder schon mal einen Löffel weniger vom ohnehin ungeliebten Grießbrei gab.

Hans Well studierte auf Lehramt, dem Lehrerdasein – so soll er es einmal formuliert haben – entrann er aber glücklich. Stattdessen wurde Well mit einem Schlag berühmt und berüchtigt, als er im Alter von 24 Jahren die Bayernhymne umdichtete: "Gott mit Dir, Du Land der BayWa! Deutscher Dünger aus Phosphat. Über deinen weiten Fluren liegt Chemie von fruah bis spat." Das war nicht wenigen in Bayern zu viel – und Hans Well galt fortan lange Zeit in manchen Kreisen als Freistaatsfeind Nummer eins. Als "Biermösl Blosn" zielten er und seine Brüder Stofferl und Michael – als quasi einzige Opposition im Land – seit Mitte der 70er-Jahre mit Wonne auf die Politiker- und Honoratiorenkaste, von der er bis heute glaubt: "Sie geriert sich in Bayern so, dass sie dazu einlädt, sich darüber lustig zu machen."

Egal ob mit der "Biermösl Blosn" oder mit seiner neuen Formation "Wellbappn", in der Hans Well nach dem nicht ganz geräuschlosen Ende der brüderlichen Zusammenarbeit mit seinen drei erwachsenen Kindern Sarah, Tabea und Jonas auftritt: unverwechselbar und mit ungebrochener Lust an der Provokation wurde und wird erstklassig gespielte Volksmusik mit Hans Wells oft kritischen, seltener derben, meist hintersinnigen und eigentlich immer im besten Sinne komischen Texten gepaart.

So distanziert er sich bis heute von der "heiligen, sakral vorgetragenen Volksmusik", die im Elternhaus gepflegt wurde und vertritt gleichzeitig höchst authentisch seine im Grunde wertkonservativen Positionen. Wie ihn das Leben in einer Großfamilie zwischen Sich-Schlagen und Sich-Vertragen geprägt hat, wie man es schafft, auf bairisch singend auch in Japan oder – noch erstaunlicher – im Rheinland bejubelt zu werden und warum er inzwischen auch "einzelne Vernünftige in der CSU" ausgemacht hat: Hans Well wird dies und noch vieles mehr beim 170. Talk im Bock am 7. Dezember erzählen.

Spenden sollen Menschen in Not zugutekommen

Wie immer in der Vorweihnachtszeit versucht das Talk-im-Bock-Team auch dieses Mal wieder, über die Saalspende hinaus einen stattlichen Beitrag einzusammeln, der Menschen in Not zugute kommen soll.

Und wie schon oft bei der Talk-im-Bock-Weihnachtsaktion wird die Spendensumme auch in diesem Jahr aufgeteilt: 50 Prozent der Spenden möchte Hans Well zu gleichen Teilen an zwei Organisationen weiterleiten, deren Arbeit er sehr bewundert. 50 Prozent bleiben in der Region um Leutkirch, teilen die Veranstalter mit.

Hans Well sammelt für "Refugio München" und für "Ärzte ohne Grenzen". "Refugio München" ist ein aus privater Initiative gegründetes Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer. Es bietet Psychotherapie, Sozialberatung, ärztliche Diagnostik und Begutachtung für Flüchtlinge und Folteropfer an. Seit Ende der 90er-Jahre wurde die Arbeit stetig ausgebaut. Insbesondere für Flüchtlingskinder wurden die Hilfsmaßnahmen differenziert und erweitert. (Mehr Informationen unter www.refugio-muenchen.de).

"Ärzte ohne Grenzen" ist eine private, unabhängige Hilfsorganisation, die medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten leistet. Dafür wurde ihr 1999 der Friedensnobelpreis verliehen. Jährlich werden für Projekte der "Ärzte ohne Grenzen" etwa 3000 Ärzte, Psychologen, Krankenschwestern, Hebammen und Logistiker rekrutiert, die rund um den Globus akut benötigte Hilfe leisten. (Mehr Informationen unter www.aerzte-ohne-grenzen.de).

Die andere Hälfte der eingegangenen Spenden bleibt in Leutkirch. Das Geld wird nach Rücksprache mit hiesigen Hilfsprojekten und Behörden akut bedürftigen Familien und Personen in und um Leutkirch zugute kommen.

Das Spenden-Prozedere ist, genau wie in den vergangenen Jahren, folgendes: Zusagen mit Angabe der Spendensumme sollten möglichst bis 30. November an das TiB-Team gesandt werden (E-Mail-Adressen: andreas.mueller@talkimbock.de oder KarlAntonMaucher@talkimbock.de).

Die Überweisungen werden dann bis 3. Dezember auf das Konto DE75 6505 0110 0101 0704 03 erbeten. "Dann sind wir in der Lage, am 7. Dezember beim Weihnachts-Talk eine vorläufige Spendensumme bekannt zu machen", so die Veranstalter. Die Namen der Spender werden wie bisher in einer Anzeige in der "Schwäbischen Zeitung" sowie auf der TiB-Homepage veröffentlicht, sofern dieser Veröffentlichung nicht widersprochen wird.

Außerdem werden alle Spender, die mehr als 100 Euro einzahlen, namentlich beim TiB mit Hans Well erwähnt. (sz)

www.talkimbock.de


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808