Leutkirch / sz - Wohnungen für Flüchtlinge in der sogenannten Anschlussunterbringung sind auch in Leutkirch dringend gesucht. Die Stadtverwaltung geht jetzt neue Wege und will gezielt private Vermieter ansprechen und informieren. Am Dienstag stellten Bürgermeister Martin Bendel, Manuela Wacker-Günther, Christina Heinzelmann aus dem Liegenschaftsamt und Carmen Scheich einen Informationsflyer vor, der demnächst in Leutkirch und den Ortschaften verteilt werden soll. Zudem bietet die Stadt am 22. Februar im Bocksaal (Beginn 19.30 Uhr) eine Informationsveranstaltung an.
Martin Bendel äußert sich vorsichtig. Ja, das hat der Zensus 2011 ergeben, auch im Bereich der Großen Kreisstadt gibt es leer stehende Wohnungen. Nicht alle sind freilich vermietbar. Das weiß er. 373 Leerstände, 100 in der Kernstadt und 273 in den Ortschaften, ergab die amtliche Statistik. Ein Teil davon ist aber nicht mehr verfügbar. Nicht zuletzt dank der Arbeit des Arbeitskreises Asyl sei es gelungen, für bereits 110 Personen eine Anschlussunterbringung sicherzustellen.
Verwaltung will vermitteln
Aktuell leben nach den am Dienstag vorgestellten Zahlen 454 Flüchtlinge in der Stadt – allein 200 in der Notunterkunft in der Sporthalle der Geschwister-Scholl-Schule. Diese zählen vorerst aber nicht zu jenem Personenkreis, für den die Stadt als Vermittler auftreten will. Aber 144 Personen sind nur vorläufig untergebracht, etwa in der Sudetenstraße oder in der Memminger Straße. Anspruch auf eine Anschlussunterbringung gibt es dann, wenn das Asylverfahren mit einer Anerkennung abgeschlossen ist oder wenn Flüchtlinge bereits zwei Jahre in der Stadt leben. Zudem, so die Prognose des Landkreises, muss Leutkirch bis 2017 Wohnraum für etwa 240 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung schaffen.
Die jetzt vorgestellte Kampagne soll vor allem Vermietern die Scheu nehmen, an Flüchtlinge zu vermieten. "Wir benötigen Wohnungen aller Größenordnungen", sagte am Dienstag Christina Heinzelmann vom Liegenschaftsamt. Sie stellte allerdings auch klar, dass sich interessierte Vermieter nur mit realistischen Preisvorstellungen melden sollten. Martin Bendel betonte, die Stadt könne außerdem nicht aus ihrem Etat notwendige Sanierungen finanzieren.
Nach Angaben Bendels sind der Stadt in den aktuellen Unterkünften noch keine Fehlbelegungen bekannt. Doch Zug um Zug müsse dafür gesorgt werden, Flüchtlingen außerhalb der Erstunterkünfte Wohnraum zu beschaffen. Der private Markt biete, das hätten erste Gespräche gezeigt, ein großes Potenzial. Es sei zwar ein "hochgestecktes Ziel", doch Bendel kann sich vorstellen, dass über die Kampagne bis zu 100 Wohnungen vermittelt werden können.
Parallel dazu läuft die Sanierung städtischer Liegenschaften. Zwei davon – in Niederhofen und im Obergeschoss der Obdachlosenunterkunft in der Memminger Straße 99, seien bezugsfertig.
Die Informationsveranstaltung findet am 22. Februar um 19.30 Uhr im Bocksaal in Leutkirch statt.